Container, Symbolbild für Frachtraten, Seefracht und Reedereien
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Die langfristigen Frachtraten haben ihren Höhepunkt überschritten – sie liegen aber jetzt 112 % über dem Vorjahreswert und sogar 280 % höher als im Juli 2019.[ds_preview]

Trotz einem erneuten Anstieg der langfristig kontrahierten Seefrachtraten in wichtigen globalen Handelskorridoren verlangsamt sich das monatliche Wachstum, gleichzeitig schwächen sich die Spotraten weiter ab. Das deutet darauf hin, dass die Preise ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Laut dem aktuellen Xeneta Shipping Index (XSI), der auf Echtzeitdaten der weltweit führenden Verlader zurückgreift, liegen die heute gültigen langfristigen Verträge um 112 % höher als zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr und sogar 280 % höher als im Juli 2019.

»Die Verlader haben in 17 der letzten 19 Monate schwindelerregende Ratensteigerungen erlebt, die auf Faktoren wie starke Nachfrage, Mangel an Equipment, Staus und Covid-Unsicherheit zurückzuführen sind«, sagt Xeneta-CEO Patrik Berglund. »Im Juli gab es noch mehr Aufwärtsbewegungen in allen Bereichen, aber die Anzeichen sind eindeutig, dass es einen Stimmungsumschwung gibt, da sich einige Fundamentaldaten weiterentwickeln.«

So seien die Steigerungen im Juli die geringsten seit Januar, wobei der Aufwärtsdruck auf die langfristigen Verträge nachlässt, da die Spotraten in den wichtigsten Fahrtgebieten fallen. Darüber hinaus sind die Volumina auf vielen Korridoren rückläufig. So sanken beispielsweise die europäischen Containerimporte in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 um 3 % und die Exporte um 6 %.

»Es gibt also Anzeichen dafür, dass wir einen Höchststand erreicht haben könnten und dass die Preise für neue Verträge eher stabil bleiben als plötzlich wieder in die Höhe zu schnellen, wie wir es in letzter Zeit gewohnt sind«, sagt Berglund. »Das ist jedoch wahrscheinlich nur ein schwacher Trost für die Verlader, die wieder und wieder von einem überdrehten Markt getroffen wurden und nun sehen, dass sich die Preise auf einem historisch hohen Niveau stabilisieren.«

»Nichts ist jedoch sicher. Die Häfen in den USA und Europa sind nach wie vor überlastet, Arbeitskämpfe in der Logistikkette breiten sich weltweit aus, und natürlich drohen nach wie vor die Covid-Krise und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit, insbesondere in China. Es sind viele Variablen im Spiel, daher ist es unerlässlich, bei der Aushandlung langfristiger Verträge auf dem Laufenden zu bleiben, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen«, so Berglund.

Harte Verhandlungen am Horizont

Xeneta hat im Juli eine Umfrage unter seinen Kunden durchgeführt, die ergab, dass viele von ihnen angesichts des jüngsten Rückgangs auf dem Spotmarkt eine Neuverhandlung der vertraglich vereinbarten Preise anstreben.

Berglund: »Unsere Kunden, vor allem Großverlader, befinden sich jetzt in einer stärkeren Verhandlungsposition. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass 44 % kein Vertrauen mehr in die Stabilität langfristiger Verträge haben – von diesen 44 % gaben etwa 22 % an, dass sie geringere Mengen eher nur auf billigere Verträge umlegen würden, während 22 % es vorziehen, die Zuteilung auf den Spotmarkt zu verlagern, sobald die Preise unter die langfristigen Raten fallen. Es werden ein paar interessante Monate vor uns liegen.«

Zuwächse – wenn auch geringe – in allen wichtigen Korridoren

Auf regionaler Basis zeigt der XSI für Juli einen Anstieg des globalen Index um 435,2 Punkte und Zuwächse, wenn auch relativ geringe, in allen wichtigen Korridoren.

Die europäischen Importraten wuchsen weiter, allerdings wesentlich langsamer als in den letzten Monaten und stiegen im Juli um 1,9 % (62 % gegenüber dem Vorjahr). Die Exportraten stiegen stärker, nämlich um 3,9 %, und haben damit in diesem Jahr bereits um 92 % zugelegt. Die Ausfuhrraten aus dem Fernen Osten haben sich in den letzten zwölf Monaten stark entwickelt und liegen nun um 150 % über dem Vorjahresniveau, wobei in diesem Monat ein weiterer Anstieg um 2 % zu verzeichnen war (auch hier handelt es sich um einen langsameren Anstieg). Die Einfuhrraten stiegen leicht um 1,1 % und liegen nun 53 % über dem Stand vom Juli 2021.

Die US-Benchmarks des XSI zeigten die stärkste Performance: Die Importraten stiegen um 5,9 % (ein enormer Zuwachs von 173 % gegenüber dem Vorjahr), während die Exportraten ebenfalls um 5 % zulegten. Die letztgenannte Benchmark ist die einzige, die im Juli ein größeres Wachstum als im Juni verzeichnete. Berglund weist jedoch darauf hin, dass die Exportvolumina im Vergleich zu den Werten vor der Pandemie erheblich zurückgegangen sind, wobei das Verhältnis von beladenen Importen zu beladenen Exporten in die USA von 1,9 im Jahr 2019 auf 2,5 in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 gestiegen ist.