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Engpässe in den Häfen und Staus davor nehmen zu. Containerschiffe verspäten sich auf den wichtigen Routen um mehrere Tage bis Wochen.[ds_preview]

In der Nordsee warten dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge 24 Containerschiffe auf ihre Abfertigung in deutschen Häfen von Hamburg oder Bremerhaven. »Einige der Schiffe liegen dort nun schon etwa drei Wochen«, sagte IfW-Experte Vincent Stamer.

Derzeit kommen die Schiffe im Durchschnitt 16 Tage zu spät in China an, um ihre nächste Rundreise anzutreten. Störungen im Fahrplan sind die Folge. Zu den Verspätungen in den großen nordeuropäischen Drehkreuzen kommen längere Wartezeiten in US-Häfen wie Savannah, Houston und New York.

Das gleiche Bild im Atlantik: Eine Rundreise Nordeuropa-US-Ostküste dauert derzeit durchschnittlich 52 Tage, im Durchschnitt 13 Tage länger als vorgesehen. Die Unterschiede bei den Verspätungen der einzelnen Reedereien sind recht auffällig.

Schiffe von CMA CGM hatten im Fernost-Verkehr eine Verspätung von höchstens zwei Tagen. Der von OOCL/Cosco betriebene Dienst »LL1/AEU1«, der die stark belasteten Häfen Rotterdam und Hamburg auslässt, hatte ebenfalls nur begrenzte Verspätungen. Ein Evergreen-Frachter kehrte dagegen mit 47 Tagen Verzug aus Hamburg in China ein.

Auch die Partner von THE Alliance kämpfen mit der stockenden Abfertigung am Burchardkai in Hamburg. Die 23.792 TEU große »HMM Oslo« kam am 5. August mit 38 Tagen Verspätung aus Europa in Shanghai an, wo der Megamax bei nur drei Anläufen in Rotterdam (8.-10. Mai), Antwerpen (21.-25. Mai) und Hamburg (15.-20. Juni) nicht weniger als 43 Tage verbrachte.

Die 2M-Partner Maersk und MSC konnten die Schiffstage im Fernost-Nordeuropa-Verkehr hingegen von 19 Tagen im Mai auf 13 Tage reduzieren. Im Transatlantik-Verkehr gelingt ihnen das nicht. So brauchte die »Maersk Kleven« (8.044 TEU) 87 Tage, bevor sie nach Verzögerungen in New York und New Orleans Antwerpen erreichte. Vorgesehen sind eigentlich 42 Tage.

Die von MSC gecharterte »Northern Jubilee« (8.814 TEU) verließ Baltimore am 7. Juni in Richtung Savannah, wo sie jedoch erst am 17. Juni anlegen konnte. Obwohl der anlauf in New York gestrichen wurde, benötigte sie insgesamt 67 statt der geplanten 42 Tage.

Gründe für den Stau ist laut IfW zum einen das hohe Schiffsaufkommen angesichts einer weltweit nach wie vor hohen Güternachfrage. Hinzu kommen Verwerfungen wie der jüngste Lockdown in Shanghai, die die Zeitpläne vieler Reedereien durcheinander wirbeln.  Dazu arbeiten die Häfen schon seit langem am Limit: Es mangelt an Stellplätzen für Container, der Streik der Hafenarbeiter im Juli hat die Situation noch verschlechtert.

Das Frachtvolumen im Roten Meer, der Haupthandelsroute zwischen der EU und Asien, liegt dem IfW zufolge gegenwärtig bereits um 21% niedriger als in normalen Zeiten. Die Lücke ist demnach zum großen Teil auf ausbleibende Fracht von Europa nach Asien zurückzuführen. »Der Stau vor den deutschen Nordseehäfen trägt hierzu bei, denn in der Folge können Containerschiffe nicht mehr pünktlich auslaufen«, so das IfW.