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Schwere Einbußen für Capesize-Bulker haben den Trockenmarkt nach unten gerissen. Nur die Supramaxe behaupten sich.[ds_preview]

Am Bulker-Spotmarkt wird es immer ungemütlicher. Entgegen saisonalen Trends wurde jetzt ein Tiefstand bei Frachten und Charterraten im bisherigen Jahresverlauf verzeichnet. Der Baltic Dry Index brach binnen sieben Tagen um fast 200 auf 1.279 Punkte ein und rutschte damit unter den bisher niedrigsten Wert dieses Jahres von 1.296 Punkten am 26. Januar.

Schuld an der Misere ist eine massive Schieflage im Großbulkersegment: Die Durchschnittsrate der Capesize-Frachter (180.000 tdw) stürzte seit vergangener Woche um fast 43% auf nur noch 6.267 $/Tag ein. Im asiatisch-pazifischen Raum liegen die Raten jetzt durchweg unter Betriebskostenniveau, bei rund 5.400 $/Tag.

China-Geschäft kommt nicht in Gang

In den Vorjahren befand sich der Markt um diese Zeit stets im Aufwind. Doch das wichtige Eisenerz- und Kohlegeschäft Richtung China will nicht mehr richtig in Gang kommen. Der Bedarf dort ist dieses Jahr gesunken, was daran liegt, dass sich die Stahlindustrie aufgrund der schwächeren Nachfrage aus dem Bau- und Immobiliensektor in einer Flaute befindet. Gleichzeitig fuhr China in der Zwischenzeit seine Wasserkraftkapazität in der Stromerzeugung und auch den heimischen Kohlebergbau hoch. Die Folge: Der Importbedarf für Kesselkohle ist erheblich geschrumpft. »Das Blut fließt jetzt durch die Straßen«, brachte ein Londoner Capesize-Broker seine Frustration zum Ausdruck.

Im Panamax-Segment fehlt es ebenfalls an Ladungsvolumen, vor allem im Nordatlantik (Kohle), aber auch in Südamerika. Das Ratenniveau rutschte auf Wochensicht um 12% auf 15.200 $/Tag. Die Charteraktivität für Getreide ex Brasilien und Argentinien wird als eher ruhig beurteilt. Die US-Exportsaison hat unterdessen noch nicht richtig begonnen.

Weniger Getreide aus dem Schwarzen Meer

Zudem wirkt sich der Einbruch beim Getreideverkehr aus dem Schwarzen Meer heraus negativ aus – gerade jetzt, wo das Geschäft saisonal boomen sollte. Die Wiederaufnahme der Verschiffungen im Rahmen des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine löst noch keine bemerkenswerten Impulse für die Märkte aus. Das lässt sich auch am Index-Wert der Baltic Exchange für die Supramax-Route vom östlichen Mittelmeer via Schwarzem Meer nach Fernost erkennen. Das Ratenniveau liegt derzeit mit 19.958 $/Tag nur leicht höher als in der Vorwoche und weiterhin deutlich unter dem Jahresdurchschnitt von 23.900 $/Tag.

Allerdings gelang es den Supramaxen als einzigem Bulker-Typ, das Ertragsniveau gegenüber der Vorwoche zu steigern: um 9% auf 19.082 $/Tag. Ausschlaggebend dafür ist eine erhöhte Charteraktivität für Kohle ex Indonesien, wie Makler berichten. Begründung: Wegen vereinzelter Exportverbote für Bergwerksbetreiber, die ihre Inlands-Lieferquoten nicht erfüllen, kaufen Chinesen und Inder jetzt alles in Indonesien auf, was kurzfristig verfügbar ist. Das zieht eine verstärkte Nachfrage nach Schiffsraum nach sich.

Vergleichsweise müde präsentierte sich der Handysize-Markt. Das Durchschnittsniveau für den 38.000-Tonner gab um 2% auf 17.600 $/Tag nach. Am stärksten standen die Raten im Atlantik unter Druck. Mangels Nachfrage drifteten die Abschlüsse für kurze Trips am Kontinent und im Mittelmeer weiter Richtung 12.000 $/Tag. In Rio/Recalada an der Ostküste Südamerikas fiel das Niveau für Trips Richtung Europa von 25.000 $/Tag auf 21.400 $/Tag, was vor allem dem hohen Zustrom an Ballastern geschuldet sein soll.

Am europäischen Shortsea-Markt hielten sich positive und negative Effekte in etwa die Waage. In Nord- und Ostsee dümpelt die Tonnage-Nachfrage am Spotmarkt vor sich hin, dafür gibt es immer mehr Aktivität aus den Donauhäfen (Rumänien/Ukraine) im Schwarzen Meer heraus. Der European Short Sea Index von BMTI für den Gesamtmarkt gab leicht um 0,5% nach.

Den Tanker-Reedern waren dafür im Chartergeschäft erneut ordentliche Steigerungen vergönnt. Für die VLCC zog die Aktivität zuerst im US Golf und dann auch im Persischen Golf (für September-Termine) noch stärker an. Die durchschnittlichen Spot-Einnahmen der Supertanker verbesserten sich um stolze 75% auf 52.900 $/Tag. In den anderen Segmenten war das Marktgeschehen gedämpfter. Für die Suezmaxe und Aframaxe reichte es dennoch für Steigerungen um 12% und um 4% auf 41.100 und 54.300 $/Tag. (mph)