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Aufgrund ihrer höheren Flexibilität gelten mobile Landstromlösungen als gute Alternative zu stationären Anlagen. Allerdings fehlen noch Erfahrungen, testweise Einsätze haben verschiedene Herausforderungen aufgezeigt, zudem gibt es Akzeptanzprobleme, wie eine neue Studie zeigt.[ds_preview]

Die Studie »Mobile Landstromversorgung – Technologische Möglichkeiten und Voraussetzungen« (MoLa), die die beiden Beratungsunternehmen Hanseatic Transport Consultancy und MKO Marine Consulting gemeinsam im Auftrag der NOW durchgeführt haben, evaluiert technologische Möglichkeiten sowie Voraussetzungen für den Einsatz mobiler Landstromlösungen in deutschen Häfen. Sie soll die Häfen dabei unterstützen, auf diese klimafreundliche Technologieoption umzusteigen. Ergebnisse der Studie wurden am Freitag beim e4ports-Symposium in Hamburg vorgestellt.

Im Hafen liegende Schiffe werden üblicherweise mit Hilfe von Hilfsdieselmaschinen mit Strom versorgt – eine Belastung für das Klima, aber auch für die Bevölkerung im Umfeld von Hafengebieten. Eine Lösung ist der Umstieg auf Landstromanlagen, die geräusch- und lokal emissionsfrei Elektrizität zur Verfügung stellen. Darum gibt es in fast allen deutschen Seehäfen Pläne, entsprechende Landstromlösungen zu implementieren.

Die EU macht zusätzlich in ihrem »Fit for55« Paket die Zielvorgabe, dass Container- und Fahrgastschiffe, die sich länger als zwei Stunden im Hafen aufhalten, ab 2030 verpflichtend Landstrom nutzen und den gesamten Energiebedarf am Liegeplatz damit decken müssen. Darum fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seit 2020 sowohl umweltfreundliche Bordstromsysteme von See- und Binnenschiffen als auch mobile Landstromsysteme (containerisierte, rollende oder schwimmende) in See- und im Förderprogramm »BordstromTech«.

Aufgrund ihrer höheren Flexibilität sind mobile Landstromlösungen der Studie zufolge oft eine gute Alternative zu stationären Anlagen. Hier fehlen allerdings noch Erfahrungen, viele mobile Lösungen befinden sich technologisch noch in der Entwicklung oder Erprobung. Testweise Einsätze haben verschiedene Herausforderungen aufgezeigt, darunter etwa Genehmigungsfragen oder Akzeptanzprobleme. Mobile Landstromlösungen fänden darum in (deutschen) Seehäfen bislang kaum Verwendung, heißt es. Die MoLa-Studie soll Hafenbetriebs- und -managementgesellschaften darin unterstützen, mobile Landstromlösungen in Sachen Passfähigkeit für ihren Standort zu bewerten.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass mobile Lösungen besonders für kleinere Häfen oder in Hafenteilen mit geringerer Auslastung geeignet sind – wichtigster Faktor ist eine möglichst hohe Auslastung der Anlagen, um diese wirtschaftlich einsetzen zu können. Dabei können mobile Anlagen durch ihre Flexibilität unterstützen. Auch kleinere Schiffseinheiten mit Energiebedarfen von unter 1,5 MW können gut mit mobilen Landstromanlagen versorgt werden. Häfen und Terminalanlagen, die regelmäßig von größeren Schiffstypen angelaufen werden, haben generell mehr Vorteile beim Einsatz stationärer Landstromlösungen.

Die MoLa-Studie betrachtete sowohl mobile Landstromlösungen ohne eigene Energieerzeugung (Direktstrom oder Batterie) als auch solche mit eigener Energieerzeugung vor Ort, mittels Wasserstoff oder klimaneutralen Kraftstoffen. Bei der Bewertung des Potenzials kamen zudem Prognosen über die weitere Entwicklung der Kosten und Verfügbarkeit der einzelnen Energieträger zum Einsatz. Das Ergebnis ist eine Checkliste für den Einsatz mobiler Landstromlösungen in Häfen.

Die MoLa-Studie wird im Rahmen der Umsetzung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS) im Auftrag des BMDV durchgeführt und durch die NOW GmbH koordiniert. Die Hafenorganisationen aus dem Hafennetzwerk e4ports haben als fachlicher Beirat die Studienumsetzung mitbegleitet.