Reeder, VDR, Präsidentin Gaby Bornheim
VDR-Präsidentin Gaby Bornheim
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Die deutschen Reeder fordern angesichts der diversen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten von der Politik, jetzt »das Richtige« zu tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schifffahrtsstandorts zu sichern.[ds_preview]

Gemeinsam mit Gästen aus der Politik hat der Verband Deutscher Reeder kürzlich die maritime Zukunftsagenda der Bundesregierung diskutiert und einen Ausblick auf Trends und Entwicklungen der Seeschifffahrt geworfen.

Die Präsidentin des VDR, Gaby Bornheim, unterstrich die Bedeutung der maritimen Wirtschaft. Deutschland sei mit über 1.900 Schiffen nach wie vor eine der wichtigsten Schifffahrtsnationen der Welt. »Klimawandel, Lieferengpässe, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg kommen aktuell zusammen und machen für jeden spürbar, was Versorgungsengpässe bedeuten«, heißt es in einer Mitteilung im Nachgang des Treffens.

Politik und Wirtschaft sind aus Sicht von Bornheim nun herausgefordert, jetzt das Richtige zu tun: »Es geht im Kern um unsere maritime Souveränität angesichts der Krisen und Herausforderungen unserer Zeit. Es geht um einen starken und wettbewerbsfähigen Schifffahrtsstandort Deutschland. Es geht um unsere maritime und wirtschaftliche Unabhängigkeit.«

»Wir brauchen eine Revolution bei Kraftstoffen«

Auch der Klimaschutz habe höchste Priorität, heißt es weiter. Der VDR bekannte sich erneut zum Ziel einer Dekarbonisierung der deutschen Flotte zum Jahr 2050. »Um unser selbstgestecktes Ziel zu erreichen, brauchen wir eine Revolution bei den Treibstoffen. Wir brauchen alternative Kraftstoffe. Hergestellt aus Sonne, Wind oder Geothermie im sogenannten Power-to-Liquid Verfahren«, so Bornheim.

Gesprächspartner waren unter anderem die Parlamentarischen Staatssekretärin Daniela Kluckert (FDP) aus dem Verkehrsministerium, die Koordinatorin für maritime Wirtschaft Claudia Müller, Malte Siegert vom NABU-Landesverband Hamburg, die Bundestagsabgeordneten Lukas Benner (Grüne) und Uwe Schmidt (SPD) sowie VDR-Geschäftsführer Martin Kröger.

»Branche muss substanziellen Beitrag leisten«

Kluckert betonte, als eine exportorientierte Nation bilden die See- und Binnenhäfen als Umschlagorte» eine fundamentale Basis unserer ökonomischer Wertschöpfungsprozesse«. Daher sei für eine leistungsstarke Handelsflotte für den gesamtwirtschaftlichen Erfolg von enormer Bedeutung. Claudia Müller sagte: »Eine starke deutsche Handelsflotte ist unabdingbar für eine resiliente deutsche Wirtschaft. Das gilt heute mehr denn je. Aber die Branche muss auch einen substanziellen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Das Bekenntnis zur klimaneutralen Schifffahrt in 2050 begrüße ich deshalb sehr.«

Auch VDR-Geschäftsführer Kröger betonte die Bedeutung der Branche: »Deutschland ist Schifffahrtsland. Eine maritime Leitnation, die angewiesen ist auf einen reibungslos funktionierenden, sicheren und wettbewerbsfähigen Seeverkehr.« Ziel der künftigen Schifffahrtspolitik müsse sein, dass Schifffahrt von Deutschland aus nicht nur möglich bleibt, sondern ihre weltweite Spitzenposition und damit auch die maritime Souveränität für Deutschland gesichert sei.

»Mut und Investitionen nötig«

Der Grünen-Politiker Lukas Benner forderte mutige und weitsichtige Investitionen in emissionsfreie Antriebstechnologien, einen klaren Rechtsrahmen zur Nutzung dieser Technologien und das gemeinsame Ziel von Industrie und Politik, Deutschland zum Vorreiter für eine klimaneutrale Wertschöpfungskette im Schiffbau – »inklusive eines grünen Schiffsrecyclings« – zu machen.

»Neues Konzept für Ausbildung nötig«

Uwe Schmidt ist »Lotse« der sogenannten SPD-Küstengang und Sprecher des Seeheimer Kreises in der Bundestagsfraktion. Er meint, man brauche ein neues Konzept für die maritime Ausbildung und mehr Schiffe unter deutscher Flagge, um den dringend benötigten Nachwuchs an Bord der Schiffe zu halten und das maritimes Know-how nicht zu verlieren. In eine ähnliche Richtung hatte sich Martin Kröger bereits vor einigen Wochen geäußert, als er im HANSA-Podcast über die künftigen Aufgaben der Branche und des Verbands sprach. Er wolle neue Wege gehen, so Kröger seinerzeit.

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU-Landesverbands Hamburg, legte großen Wert auf die ökologischen Aspekte und forderte schnelleres Handeln: »Die Schifffahrt muss mit Blick auf Luftschadstoffe sauberer werden und gleichzeitig die Dekarbonisierung vorantreiben. Um einen wirkungsvollen Beitrag zur Begrenzung der negativen Folgen des Klimawandels zu leisten, sollten die Reedereien ihre Schiffe schon deutlich vor 2050 klimaneutral betreiben.«