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Ein norwegischer Reeder muss wegen des Versuchs, ein Schiff zum Verschrotten nach Pakistan auszuführen, in Haft. Er scheiterte auch mit dem zweiten Versuch, gegen das Urteil Berufung einzulegen.[ds_preview]

Im März verurteilte das norwegische Berufungsgericht den Schiffseigner Georg Eide wegen Mittäterschaft bei dem Versuch, das Schiff »Harrier« (auch bekannt als »Eide Carrier« und »Tide Carrier) zum Abwracken nach Pakistan zu exportieren, und setzte die Strafe wie das Bezirksgericht in erster Instanz auf sechs Monate Haft fest. Der zweite Versuch von Eide, Berufung einzulegen, wurde im Juni vom norwegischen Obersten Gerichtshof abgelehnt, der damit die Haftstrafe bestätigte.

»Das Urteil, das nun in englischer Sprache vorliegt, macht deutlich, dass es für die Strafbarkeit der Tat unerheblich ist, ob ein Schiffseigner sein Schiff direkt an einen Schrottplatz am Strand in Südasien verkauft oder einen zwischengeschalteten Schrotthändler (auch bekannt als Cash Buyer) mit dem Verkauf beauftragt«, so das Fazit der NGO Shipbreaking Platform, die sich gegen umweltschädliche Praktiken bei der Verschrottung von Schiffen engagiert.

Dem Urteil zufolge wussten die beteiligten Unternehmen zu jedem Zeitpunkt über die Absicht, das Schiff zu verschrotten, Bescheid, sowohl die Eide Group, als auch der Cash Buyer Wirana und der zwischengeschaltete Schiffsmakler Fearnley. Weil die Ausfuhr zur Verschrottung in Südasien illegal war, sollte eine erfunde Geschichte über eine Reise zu Reparaturarbeiten in Dubai die Absichten verschleiern. Nachweisen konnten die Ermittler das Anhand der Kommunikation zwischen den Beteiligten.

Im Sommer 2015 wurde das Schiff für 5 Mio. $ an den Schrotthändler verkauft. Die NGO erhielt zeitgleich einen anonymen Hinweis und informierte Eide, dass jeder Versuch, das Schiff von Norwegen nach Südasien zu bringen, nach den europäischen und norwegischen Abfallgesetzen eine Straftat darstellen würde. Das Schiff blieb in Norwegen. Im Februar 2017 wurde die »Eide Carrier« zur »Tide Carrier« wechselte die Flagge zu der der Komoren und sollte von einer Crew von Nabeel Ship Management nach Pakistan gefahren werden. Offiziell wurde den Behörden gegenüber eine Reide zur Reparatur in Dubai mit anschließender Weiternutzung angegeben. Kurz nach Verlassen der norwegischen Westküste bekam das Schiff allerdings Maschinenprobleme. Die örtlichen Behörden setzten das Schiff fest, nachdem sie an Bord eine vom Versicherer Skuld ausgestellte »Last Voyage Insurance« für die Verschrottung in Pakistan gefunden hatten.

Das Schiff änderte (erneut) seinen Namen in »Harrier« und seine Flagge zu Palau. Der Maritime Warranty Surveyor (MWS) Aqualis Offshore hatte zwei Bescheinigungen für das Schiff ausgestellt, eine für Gadani, Pakistan, und eine für die Reparatur in Dubai.

»Ohne die Hilfe von Schiffsmaklern, Versicherern und MWS wäre die illegale Ausfuhr von Altschiffen nicht möglich. Illegale Exporte von gefährlichen Abfällen sind Umweltverbrechen. Dieser Fall erinnert uns eindringlich daran, dass alle Beteiligten eine Sorgfaltspflicht bei der Auswahl von Geschäftspartnern haben«, sagt Ingvild Jenssen, Direktorin der NGO Shipbreaking Platform.

Im Juli 2019 verhängte die norwegische Staatsanwaltschaft gegen Wirana eine Geldstrafe in Höhe von 7 Mio. NOK, weil sie Papiere gefälscht hatte, um die norwegischen Behörden über den wahren Bestimmungsort und die Seetüchtigkeit des Schiffes zu täuschen, damit das Schiff Norwegen verlassen konnte. Der Barkäufer erklärte sich bereit, die Geldstrafe zu zahlen, ohne jedoch ein Fehlverhalten zuzugeben. Auch gegen Aqualis Offshore und Skuld wurde ermittelt. Die Anschuldigungen gegen Aqualis Offshore wurden aber kürzlich aus nicht genannten Gründen fallen gelassen.