DSME, Daewoo, Okpo
Foto: Krischan Förster
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Der europäische Schiffbau, ebenso wie der japanische, verliert weiter Marktanteile im Segment Handelsschiffbau. Zwei Länder teilen den Markt aktuell unter sich auf.[ds_preview]

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 gingen 99 % der weltweiten Neubauaufträge im Handelsschiffbau, gemessen in CGT (gewichtete Bruttoraumzahl), an asiatische Werften, wie das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) unter Bezug auf Daten von Clarksons berichtet. Von den rund 600 Neubauaufträgen (21 Mio. CGT) entfiel demnach der größte Teil der Tonnage auf die asiatischen Schiffbaunationen Südkorea (47 %) und China (43 %).

Der Anteil der europäischen Werften schrumpfte weiter und beträgt nur noch rund 1 %.  Neubauaufträge für 22 Handelsschiffe mit zusammen 0,2 Mio. CGT wurden in der ersten Hälfte des Jahres aus Europa gemeldet.

»Dies spiegelt die aktuelle Situation im weltweiten Handelsschiffbau gut wider. Seit Jahrzehnten schrumpft der Marktanteil der europäischen und japanischen Schiffbauer, während gleichzeitig insbesondere die staatlich subventionierte chinesische Schiffbauindustrie überproportional gewachsen ist«, so das ISL.

Darüber hinaus profitierten die asiatischen Werften derzeit vom Boom im Container- und Gastankersegment. Der Großteil der neuen Aufträge im ersten Halbjahr 2022 entfiel auf Containerschiffe (CGT-Anteil 40 %) und LNG-Tanker (37 %), während das Interesse der Reeder an Kreuzfahrtschiffen, immer noch eine Domäne der europäischen Werften, mit drei kleineren Schiffen sehr gering war – eine drastische Auswirkung der Pandemie.

»Mit Blick auf das erste Halbjahr 2022 ist weiterhin erwähnenswert, dass seit Mitte 2016 wieder mehr Tonnage an koreanische Werften vergeben wurde als an chinesische Werften, und zum ersten Mal entfällt der Großteil der bestellten Handelsschiffstonnage auf Schiffe, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden können«, so der ISL-Bericht.

»Die Arbeitskosten und auch die Rohstoffpreise sind im letzten Jahr weltweit in die Höhe geschnellt, wobei die Stahlpreise mehr durch die steigenden Energiepreise als durch die Eisenerzpreise in die Höhe getrieben wurden. Konsequenter Weise liegen die Neubaupreise, insbesondere für stark nachgefragte Schiffstypen wie 13-14.000-TEU-Containerschiffe, VLCCs oder große LNG-Tanker, auf einem noch nie dagewesenen Niveau«, heißt es.

Den Zahlen von Clarksons Research zufolge kostete beispielsweise ein LNG-Tanker in der derzeit größten Größenordnung von 174k cbm Anfang September 242 Mio. $, was einem Anstieg um fast 20 % gegenüber den zwölf Monaten zuvor entspricht und 30 % über dem Preis vom September 2020 liegt.