Verschrottung, Scrap, Demolition, Recycling, BIMCO
(Photo: IMO)
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Die Liste der zugelassenen Schiffsrecyclinganlagen in der EU wächst, doch die Kapazität reiche nicht, meint die Schiffahrtsorganisation Bimco. Sie fordert, mehr Anlagen außerhalb der Union aufzunehmen.[ds_preview]

Ein von Bimco in Auftrag gegebener Bericht zeigt, dass die die neu hinzugekommenen Anlagen nicht die Kapazitäten bieten, die zur Deckung des Bedarfs der weltweiten Schifffahrtsindustrie erforderlich wären. Der Schwerpunkt müsse auf die Aufnahme von Anlagen außerhalb der EU gelegt werden, meint man bei Bimco. Der Bericht zeige auch, dass das EU-Auditsystem für Nicht-EU-Recyclinganlagen wie vorgesehen funktioniere.

Der »Report on the European List of Ship Recycling Facilities« ist die dritte Auflage des von Marprof Environmental erstellten Berichts, der von Bimco erstmals 2019 in Auftrag gegeben worden war. »Die 3. Ausgabe bestätigt, dass die Aufnahme außereuropäischer Schiffsrecyclinganlagen in die EU-Liste bisher nur ein begrenztes Potenzial für das Recycling in großem Maßstab bietet«, so Bimco.

Die Anlagen in den EU-Mitgliedstaaten bieten dem Bericht zufolge im Allgemeinen entweder maßgeschneiderte lokale Lösungen für einen Nischenrecyclingmarkt an oder konzentrieren sich auf die Stilllegung von Offshore-Anlagen. Das bedeute, dass sie nicht auf das Recycling großer Hochseeschiffe ausgerichtet seien und daher nicht über ausreichende Kapazitäten verfügten. Damit bleibe die Türkei die einzige große Schiffsrecyclingnation, die einen nennenswerten Beitrag zur EU-Liste leiste.

»Bis heute sind noch keine Anlagen aus den wichtigsten Recyclingstaaten wie Indien, Bangladesch oder Pakistan auf der EU-Liste, um die Nachfrage nach dem Recycling größerer Schiffe zu decken. Viele Werften haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um ihre Anlagen zu modernisieren. Wir sind der Meinung, dass man sich stärker darauf konzentrieren sollte, einige dieser Anlagen auf die Liste zu setzen, wenn sie die Standards des Hongkong-Übereinkommens erfüllen, das unserer Meinung nach so bald wie möglich ratifiziert werden sollte«, so David Loosley, Generalsekretär und CEO von Bimco.

In dem Bericht wird auch hervorgehoben, dass die strategische Bedeutung des Schiffsrecyclings im Rahmen der Gesamtstrategie der Europäischen Kommission immer deutlicher und wichtiger wird. Nach Ansicht der Europäischen Kommission sind der »European New Green Deal« und die Unterstützung der Kreislaufwirtschaft Kernelemente ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Ausgaben für die absehbare Zukunft.

»Die BIMCO ist ebenfalls der Meinung, dass die Schiffsrecyclingindustrie ein erhebliches Potenzial hat, zur Kreislaufwirtschaft beizutragen, da sie große Mengen an Schrott an die Stahl- und Eisenindustrie liefert und dadurch den Bedarf an Primärmetallen verringert. Eine 2009 von der Weltbank in Auftrag gegebene Studie ergab, dass Bangladesch beispielsweise 50 % seines Stahlbedarfs aus dem nationalen Schiffsrecycling deckt«, so Loosley.

Mit dem zuletzt von der Europäischen Kommission veröffentlichten Stand von April 2022 umfasste die Liste 35 zugelassene Schiffsrecyclinganlagen in der EU, elf in Drittländern, davon acht in der Türkei, zwei in Großbritannien und eine in den USA. Im September wurden zwei Schiffsrecyclinganlagen in der Türkei aufgrund von Mängeln von der EU-Liste gestrichen. Bei Bimco begrüßt man das, weil es zeige, dass das EU-Auditsystem wie beabsichtigt funktioniere, indem es Mängel aufdecke und bei Bedarf mit Sanktionsmaßnahmen reagiere.