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Der belgische Doppelhafen Antwerp-Bruges mit Antwerpen als wichtigem Container-Hub an der Nordrange hat die ersten drei Quartale mit einer gemischten Bilanz abgeschlossen. Die Verantwortlichen geben sich dennoch zuversichtlich.[ds_preview]

Nach neun Monaten belief sich der Gesamtumschlag auf 217,4 Mio. t, was einem leichten Anstieg von 0,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. »Trotz der negativen Auswirkungen des geopolitischen und makroökonomischen Kontextes verzeichnen alle Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme des Containersegments, das weiterhin unter Druck steht«, heißt es in einer Mitteilung.

Antwerp MPET Terminal
Foto: Port of Antwerp

Jener Containerumschlag ging um 8,8 % in Tonnen und 5 % in TEU zurück. Der Rückgang wird mit »anhaltenden Störung der Containerlogistik und Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine« begründet. Die Container rotieren aufgrund von Staus immer noch nicht ausreichend, was dazu führe, dass der Durchsatz sinkt, während der von leeren Containern steigt. Eine Besserung ist in diesem Jahr nicht mehr in Sicht: »Obwohl die betrieblichen Herausforderungen langsam abnehmen, wird sich der nach wie vor stark gestörte Container-Linienverkehr voraussichtlich erst im ersten Quartal 2023 wieder normalisieren«, so der Hafen.

Weitere Segmente

  • Konventionelles Stückgut und Breakbulk wuchs um 9,7 %. Während sich die Stahlabflüsse gut hielten, zeigen die Stahlversorgungsmengen aufgrund hoher Lagerbestände und sinkender Nachfrage eine rückläufige Tendenz. Trotz einer rückläufigen Tendenz beim Umschlag von Holz und Baustoffen verzeichnen diese Produktgruppen, wie auch Obst, weiterhin ein Wachstum.
  • Der RoRo-Verkehr nahm um 8,1 % zu. Der Umschlag von Neufahrzeugen stieg um 8,5 %, was vor allem auf die starken Importe aus China zurückzuführen ist. Dagegen ist die Zahl der Gebrauchtwagen und Lastkraftwagen um 7,3 % bzw. 17 % zurückgegangen. Die unbegleitete Ladung (ohne Container) stieg um 13 %.
Churchilldok Antwerpen
© Port of Antwerp
  • Das Wachstum im Segment Bulk (+21,5 %) wird vor allem auf die Zunahme des Kohletransports zurückgeführt. Die gestiegene Nachfrage nach Kohle für die Stromerzeugung führte zu einem Umschlag von 2,43 Mio. t. Der Umschlag von Eisenerz nimmt zu, während Schrott, Sand und Kies rückläufig sind und andere Baustoffe den Status quo beibehalten. Obwohl sowohl die Zu- als auch die Abflüsse von Düngemitteln im Vergleich zum zweiten Quartal zugenommen haben, ist immer noch ein Rückgang gegenüber dem Rekordjahr 2021 zu verzeichnen (-11,8 %).
  • Das Segment der flüssigen Massengüter verzeichnete einen Anstieg von 13,3 %. Vor allem LNG verzeichnet hier ein starkes Wachstum (+66,5 %). In diesem Jahr haben bisher 215 LNG-Schiffe Zeebrugge angelaufen, im Vergleich zu 121 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch bei LPG (+30%) ist aufgrund der hohen Erdgaspreise ein Wachstum zu verzeichnen, ebenso bei Benzin (+12,2%), Diesel/Bunkeröl (+9,7%) und Naphtha (+14,6%). Der Chemiedurchsatz stieg ebenfalls weiter um 6,3 %, aber ein deutlicher Rückgang ist vor allem beim Export zu verzeichnen, der auf die Drosselung der Produktion aufgrund der gestiegenen Energiekosten zurückzuführen ist.

Neue Projekte

Seit dem offiziellen Start des fusionierten Hafens Antwerpen-Brügge vor sechs Monaten hätten bereits mehrere Investoren und neue Projekte »ihren Weg auf die beiden Hafenplattformen gefunden«, so die Hafengesellschaft. So wird Conti Seafrigo Antwerpen ein neues Tiefkühllager errichten, Antwerp Euroterminal (AET) will expandieren Fluxys will in Zusammenarbeit mit Advario ein Ammoniak-Terminal bauen. In der Zwischenzeit hat Covestro mit dem Bau einer Anilinanlage begonnen, ITC Rubis erweitert sich um eine zusätzliche Tankgrube und Lanxess installiert ein neues Klimaschutzsystem. Ineos hat sich außerdem entschieden, von Antwerpen aus ein Pilotprojekt zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) zu starten. In Zeebrugge eröffnet die Ziegler-Gruppe eine Niederlassung für unbegleitete RoRo-Fracht nach Irland und Großbritannien, und die Immobiliengruppe Intervest eröffnete diese Woche offiziell den im April vom chinesischen Entwickler Lingang erworbenen Logistikkomplex.

Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens von Antwerpen-Brügge, betonte: »Der negative Trend im Containersegment, der durch das Wachstum in den anderen Segmenten ausgeglichen wird, dürfte sich bis zum Ende des Jahres fortsetzen. Aber die Menge substanzieller, zukunftsorientierter und nachhaltiger Investitionen und neuer Projekte, insbesondere in einem Klima von Schließungen und Produktionskürzungen aufgrund der hohen Energiepreise, ist eine Bestätigung unserer starken Position und Attraktivität als Welthafen.«

Die Hafenrätin der Stadt Antwerpen Annick De Ridder, sieht in dem Ergebnis »In diesen besonders schwierigen Zeiten« ein Zeichen der Widerstandsfähigkeit des Doppelhafens. Dirk De fauw, Bürgermeister der Stadt Brügge und stellvertretender Vorsitzender von Port of Antwerp-Bruges ergänzte: »Die Tatsache, dass wir dieses Ergebnis unter den gegenwärtigen Bedingungen erreichen können, lässt mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, auch wenn wir sicherlich widerstandsfähig sein müssen. Das Wachstum des LNG-Durchsatzes bestätigt die wichtige Position des Hafens Antwerpen-Brügge in diesem Segment.«