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MV-Werften-Insolvenzverwalter Christoph Morgen hat auch für das Hotel »Park Inn« einen Käufer gefunden. Übrig bleibt nun vor allem noch der große Posten »Schiff«. Gespräche mit Interessenten laufen.[ds_preview]

Das von der Werften-Gruppe unter dem vorherigen asiatischen Eigner Genting in Wismar gebaute und seit über drei Jahren betriebene Hotel »Park Inn by Radisson« bleibt hanseatisch: Ein Hamburger Familienunternehmer hat die Betriebs- und die Grundstücksgesellschaft erworben und übernimmt alle Mitarbeiter, teilte Morgen mit. Sowohl der Name des neuen Eigners als auch der Kaufpreis wurden nicht veröffentlicht.

Die Insolvenz

Die MV Werften hatten im Januar dieses Jahres (ebenso wie der asiatische Eigner Genting) Insolvenz anmeldet, nachdem die Gruppe während der Covid19-Pandemie mit Staatshilfen am Leben gehalten worden war. Betroffen waren neben den MV-Werften an den drei Standorten in Wismar, Warnemünde und Stralsund auch die Lloyd Werft in Bremerhaven.

Die Lloyd Werft wurde zwischenzeitlich von einem Konsortium von Kurt Zech und der Rönner-Gruppe übernommen, das Werftgelände in Stralsund gehört jetzt der Stadt, aus dem Standort Rostock soll ein weiteres Marinearsenal werden und das Gelände in Wismar hatte sich Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) aus Kiel gesichert.

Damit nähert sich der Verkauf der verschiedenen Teile der MV-Werften-Gruppe dem Ende. Als »Rest« steht vor allem noch die »Global Dream« in den Büchern, ein Kreuzfahrtschiff, das Genting für den asiatischen Markt bauen lassen wollte. Der Neubau für bis zu 9.000 Gäste ist nahezu fahrtüchtig und liegt seit Monaten unvollendet in Wismar.

Zwischenzeitlich schien es so, als ob außer einer letzten Fahrt zur Verschrottung keine Perspektive mehr besteht. Im Frühjahr hatte noch die schwedische Stena Line Interesse an der »Global Dream« gezeigt, sich aber dann doch wieder aus dem Projekt zurückgezogen. Zuletzt meldete sich die US-amerikanische Reederei Disney Cruise Line als Interessent. Die Idee ist, das Kreuzfahrtschiff von der Meyer-Werft aus Papenburg um- und fertigbauen zu lassen. Meyer hat bereits drei Luxusliner für Disney gebaut und zwei weitere Bestellungen im Auftragsbuch.

Doch es scheint weitere Kandidaten zu geben. Gegenüber der HANSA gab Christoph Morgen jetzt »aufgrund der laufenden Gespräche« keine weiteren Auskünfte über den aktuellen Stand des Verkaufsprozesses. Er bestätigte aber, dass man »an mehreren Optionen für die ›Global One‹« arbeitet und mit mehreren Interessenten Gespräche führt. Die bevorzugte Lösung sei ein Fertigbau in Wismar.

Nach Informationen der HANSA ist das »Modell Meyer« durchaus realistisch. Allerdings wäre dafür noch einiges zu tun. Unter anderem wären zwei Verträge nötig: Ein Kaufvertrag für das Schiff und ein Bauvertrag, der vorsieht, dass die Meyer Werft die »Global Dream« am Standort in Wismar weiter- und umbaut.

Bis Ende 2023 müssten die Arbeiten in den Schiffbauhallen abgeschlossen werden, dann zieht der neue Eigner ThyssenKrupp Marine Systems ein. Aber: die weitere Ausrüstung könnte an der Ausrüstungskaje erfolgen, denn die steht dem Vernehmen nach länger zur Verfügung.

Offen ist unter anderem noch die Preisfrage. Für Disney könnte das Schiff vergleichsweise billig zu haben sein. Dennoch: Ein Aufschlag auf den Schrottpreis wäre nötig. Hinzu kommen noch die Interessen der Banken, die die »Global Dream« seinerzeit mitfinanziert haben sowie vom Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund, die mit Bürgschaften und anderen Finanzinstrumenten der Werftgruppe zur Seite gesprungen waren.

Umbau vertretbar?

Was den nötigen Umbau für die Disney-Interessen angeht, ist man im Lager der MV Werften übrigens etwas zuversichtlicher als manch Beobachter. Das Schiff ist zwar ursprünglich für den asiatischen Markt konzipiert worden. Allerdings stand ein gewisser Teil der Inneneinrichtung noch aus. Andere Dinge wie die Kabinengröße oder die Entertainment-Elemente könnten mit vertretbarem Aufwand angepasst werden, heißt es.

Gesundes Hotel

Die jetzt verkauften beiden Hotel-Gesellschaften waren laut Morgen übrigens wirtschaftlich gesund. Das veräußerte Grundstück ist rund 22.500 m² groß. Bislang wird davon nur ein Teil für das Hotel und den hauseigenen Parkplatz genutzt, eine Erweiterung des Hotels ist möglich. »Wir haben einen intensiven Verkaufsprozess abgeschlossen, die Anzahl der Gebote aus Deutschland und dem benachbarten Ausland war hoch. Die attraktive Ostsee-Lage des Hotels direkt an der Wismarbucht sowie die individuelle Bauweise der rund 100 Zimmer – bei den MV Werften gefertigte Schiffskabinen – haben für großes Kaufinteresse gesorgt«,  sagte der Insolvenzverwalter aus der Kanzlei Brinkmann & Partner.