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Noch immer müssen Kapitäne pro Hafenanlauf eine Vielzahl an Dokumenten verarbeiten und übermitteln. Das niederländische Unternehmen Diize will den Aufwand deutlich reduzieren. Auch deutsche Reeder setzen bereits auf »Always on Board«[ds_preview]

Essberger, Harren & Partner oder die GEFO – die Zahl der Reeder, die auf die Anwendung von Diize setzen, wächst kontinuierlich. Mittlerweile sind 14 Schiffseigner Kunden des 2019 gegründeten Unternehmens.

Die Idee hinter »Always on Board« ist eigentlich recht simpel, meint Director Wesley Lems: »Wir stellen das Schiff in den Mittelpunkt der Digitalisierung und helfen dem Kapitän bei der Verwaltung für Hafenanläufe.« Man habe in den letzten Jahren viele Projekte gesehen, die sich auf das konzentrieren, was im Hafen oder an Land passiert. »Sehr oft wird dabei sehr viel von den Kapitänen abverlangt. Wir wollen sicherstellen, dass der Kapitän nicht der Leidtragende der Digitalisierung ist.«

Die Idee zu diesem Projekt stammt aus einer Zeit, als es Diize in dieser Form noch gar nicht gab. Denn die Wurzeln liegen im Tanklagerunternehmen Vopak, das bis heute Eigner von Diize ist. Dort war ein Programm zur digitalen Transformation aufgelegt worden. Schließlich entschied man sich, die Lösung mit neuer Marke im Markt anzubieten.

250 Schiffe
nutzen »Always on Board«

Über 5.000
Häfen werden mit AoB abgedeckt

Die Niederländer gehen davon aus, dass die Schiffsführung bis zu 85 % Zeit bei der Vorbereitung von Hafenanläufen einsparen kann. Mariusz Borek ist Kapitän auf der »Cuno Essberger« und arbeitet mit dem System. Er bestätigt den potenziellen Nutzen: »Es war bislang sehr zeitaufwendig, alle Daten im richtigen Format zu haben, da jedes Land, manchmal sogar Häfen innerhalb eines Landes unterschiedliche Anforderungen stellen und andere Formulare haben. Jetzt füllen wir die Daten einfach im AoB aus und schicken sie an den Agenten.«

»Always on Board« ist eine Online-Anwendung mit einem Konto pro Schiff. Dessen Daten werden bei jedem weiteren Anlauf wiederverwendet. Für das Eintragen variabler Daten nutzt der Kapitän die Diize-Plattform, woraufhin diese die spezifischen Hafenformulare für den anzulaufenden Hafen erstellt. »Normalerweise sind bis zu 2,5 Stunden für den Papierkram nötig, mit AoB sind es 20 bis 30 Minuten«, sagen Lems und Borek.

Vor allem in neuen Häfen spare er Zeit, sagt der Kapitän. Am nützlichsten findet er die Wiederverwendung der Daten in verschiedenen Datenbanken, die automatisch in die erforderlichen Meldeformulare übertragen werden.

»Wenn ein Schiff von Rotterdam nach Hamburg fährt, muss der Kapitän in Hamburg genau die gleichen Daten wie in Rotterdam noch einmal melden, aber in einem anderen Format. Wir speichern nun die Daten und generieren die jeweils passenden Formate im Namen des Kapitäns«, so der Director. Verschiedenen Stellen wie Zoll, Einwanderungsbehörde und Ähnliche würden verschiedene Dinge abfordern. AoB sei flexibel, »sobald wir das Original haben, können wir im Grunde jedes Dokument erstellen.«

Laut dem Kapitän ist die Plattform auch für die Aktualisierung der Besatzungsdaten hilfreich. »Früher musste ich die Informationen für jeden Hafen anpassen, weil einige Daten in einem anderen Format oder anders geschrieben sind, wie der Rang oder das Geburtsdatum. Das Programm ändert dies automatisch in die richtige Beschreibung.«

Am Ende bleibt es eine relativ einfache Idee. Doch die Komplexität besteht darin, die Vielzahl von Dokumenten und Kommunikationswegen unter einen Hut zu bringen, bestätigt Lems. Eines seiner Ziele ist daher, Daten direkt an die entsprechenden Stellen zu senden, statt Dokumente zu erstellen. Er zeigt sich zuversichtlich, den direkten Kontakt aufbauen zu können, Gespräche laufen. Am Ende bleiben Anbieter wie Diize natürlich auf die Bereitschaft der Behörden an Land angewiesen.

Zunächst stand bei der Entwicklung die Arbeit an Bord im Vordergrund. Ein weiterer Fokus ist es, die Daten auch mit anderen Parteien im Hafen auszutauschen. »Sobald man die Datensätze hat, die an die Behörden gemeldet werden müssen, sind sie auch für andere Parteien von Nutzen – für die Ladungsseite oder Terminals. Warum soll man das nicht beschleunigen, damit sie ihre Arbeit beginnen können, bevor das Schiff ankommt?«, fragt der Diize-Director. Das klingt stark nach der vielzitierten »Port Call Collaboration« für mehr Effizienz bei Hafenanläufen. »Bei der Frage der Effizienz liegt der Fokus derzeit eher auf der Hafen-Infrastruktur. Aber wir sollten uns mehr auf die betrieblichen Abläufe konzentrieren«, so Lems.     (MM)