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In den ersten neun Monaten des Jahres bewegte sich der Umschlag im Rotterdamer Hafen auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Die Art der Güter hat sich allerdings verändert.[ds_preview]

So belief sich der Umschlag auf rund 351 Mio. t, was einem Plus von 0,3 % entspricht. Wie die Hafenbetreiber mitteilen, habe es große Unterschiede in der Art der umgeschlagenen Güter gegeben. Als Gründe werden der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und die Veränderungen in den weltweiten Energieströmen angegeben. Dem Hafen zufolge werden nun – als Alternative zum russischen Erdgas – weitaus mehr Kohle und LNG importiert. Der Containerumschlag habe sich rückläufig entwickelt, vor allem durch den Wegfall des Handels mit Russland.

»Aus dem Gesamtumschlagsvolumen könnte man schließen, dass der Hafenbetrieb wie gewohnt verläuft, aber die großen Veränderungen insbesondere im Bereich LNG und Kohle beweisen, dass sich die Energielandschaft umfassend gewandelt hat«, kommentiert Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam. »Durch die hohen Energiepreise hat es vor allem die energieintensive Chemieindustrie schwer. Eine schnellere Energiewende verringert langfristig unsere Abhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen. Kurzfristig gilt es, die für unsere Gesellschaft so wichtige Chemieindustrie zu erhalten«, so Castelein.

Angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflationsrate und des ungünstigeren Wirtschaftsklimas sehen »die Prognosen für die makroökonomische Entwicklung nicht rosig aus«, heißt es. Der Hafenbetrieb Rotterdam erwarte dennoch, dass das Umschlagsvolumen für das gesamte Jahr 2022 in etwa dasselbe Niveau erreichen wird wie im Vorjahr.

Umschlag nach Segmenten

Im Containersegment belief sich der Rückgang in den ersten neun Monaten auf -8,6 % im Gewicht und auf -4,4 % in der Zahl der Container. Infolge der Sanktionen kam der Containerverkehr zwischen Russland und Rotterdam fast vollständig zum Erliegen. In den letzten Jahren entfielen etwa 8 % des Containerverkehrs auf Russland. Sowohl der Roll-on/Roll-off-Verkehr als auch der übrige Stückgutumschlag stiegen um 15 % an.

Beim flüssigen Massengut wurde eine Zunahme von 3,9 % registriert. Das Volumen der umgeschlagenen Mineralölprodukte ging zwar zurück (-13,1 %), vor allem infolge des geringeren Angebots von russischem Heizöl; der Umschlag anderer Güter entwickelte sich aber positiv. So wurde mehr Rohöl (+5,4 %) und mehr anderes flüssiges Massengut (+18,4 %) umgeschlagen. Im Bereich der anderen flüssigen Güter verzeichneten alle Kategorien einen Zuwachs: Chemie, Biokraftstoffe, pflanzliche/tierische Öle und Fruchtsäfte. Das LNG-Volumen stieg besonders stark an (+73,8 %). Unter anderem aus den USA wird als Ersatz für das russische Erdgas weitaus mehr LNG importiert, heißt es.

Der Umschlag von Eisenerz und Schrott ging stark zurück (-17,9 %), ebenso wie der von Agrarmassengütern (-14,8 %). Die erstgenannte Entwicklung sei eine Folge der schwächeren Wirtschaft, während die zweite hauptsächlich auf die geringeren Ernteerträge in verschiedenen Teilen der Welt zurückzuführen ist. Auch die hohen Energiepreise für die Verarbeitung von Agrarmassengütern spielen eine Rolle, so der Hafen. Das Volumen des Kohlenumschlags stieg dagegen an (+24,8 %), vor allem weil in Elektrizitätswerken mehr Kohle verfeuert wurde. Bei den übrigen Massengütern, u.a. den Roh- und Baustoffen, wurde ebenfalls ein erheblicher Zuwachs verzeichnet (+22,6 %). Insgesamt wurden 2,9 % mehr trockene Massengüter umgeschlagen, so die Quartalsbilanz.