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Die aktuelle Geopolitik bringt die Regierung von Griechenland zum Umdenken: Die Privatisierung des nördlichen Hafens von Alexandroupolis ist abgesagt.[ds_preview]

Man habe beschlossen, dass der Hafen in staatlichem Besitz bleiben soll, da er zu wertvoll ist, um ihn aufzugeben, sagte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Montag in griechischen Medien. »Geopolitische Entwicklungen« hätten dazu geführt, dass das Vorhaben, eine Mehrheitsbeteiligung an der Anlage an private Investoren zu verkaufen, überdacht worden sei.

Alexandroupolis liegt im Norden Griechenlands in der Nähe der Grenzen zu Bulgarien und der Türkei und hat nach Ansicht der Regierung das Potenzial, ein Energie-Hub für Mitteleuropa zu werden. Es gibt Pläne, in der Anlage eine schwimmende Gasspeicher- und Wiederverflüssigungsanlage (FSRU) zu errichten, die von zentraler Bedeutung für Europa sei, das sich aufgrund des Rückgangs der russischen Gaslieferungen nach der Invasion in der Ukraine und der gegen Russland verhängten Sanktionen einer Energiekrise gegenübersieht.

»Die Regierung hat beschlossen, dass Alexandroupolis unter den gegenwärtigen Umständen eine so große strategische, geopolitische und energiepolitische Bedeutung für unser Land hat, dass es in der Zuständigkeit der griechischen Öffentlichkeit bleiben sollte«, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Mitsotakis.

Griechenland hatte im September zwei verbindliche Angebote für eine 67%ige Beteiligung an dem Hafen erhalten. Im vergangenen Jahr waren vier Investoren in die engere Wahl gekommen.

Die Bieter waren Quintana Infrastructure and Development über Liberty Port Holdings Single Member und International Port Investments Alexandroupolis, ein Joint Venture der Black Summit Financial Group, Euroports, EFA Group und GEK Terna. Eine Quelle bei der Privatisierungsagentur des Landes, HRADF, wird von Reuters zitiert, dass das Ausschreibungsverfahren wahrscheinlich abgebrochen werde, da der Hafen nach der »Aufwertung seiner Rolle nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine« eine größere Bedeutung erhalten habe.

Seitdem wird der Hafen von Alexandroupolis auch als Ausweichroute für die Verschiffung von NATO-Militärgütern an die Ostflanke des Landes über Rumänien und Bulgarien genutzt.

Der Vorstand der Privatisierungsagentur will den Angaben zufolge am Donnerstag zusammentreten, um den Fall und die nächsten Schritte für die Entwicklung des Hafens zu prüfen.