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Angesichts der schwächelnden Nachfrage unterbieten sich die Linienreedereien nun kräftig, um ihre Schiffe in Fernost einigermaßen voll zu bekommen.[ds_preview]

Die Abwärtsspirale der Frachtraten im Export aus Fernost heraus dreht sich immer schneller. Diese Woche gab es die größten Einbußen beim Ratenniveau für Verladungen nach Nordeuropa seit langer Zeit, wie aus den einschlägigen Indices hervorgeht.

Die Benchmark-Rate des Shanghai Index SCFI für Buchungen von Shanghai in die europäische Nordrange brach heute um fast 21% auf nur noch 1.172 $/TEU ein und damit mehr als doppelt so stark wie der Gesamtindex (-9,5%). Die britische Beratungsfirma Drewry senkte ihre Preiseinschätzung für die Relation Shanghai-Rotterdam bereits gestern um 14% auf 2.687 $/FEU ab.

Auch bei den etwas länger gültigen Raten (bis 31 Tage) ging es ungewöhnlich steil bergab – laut dem Preisinformationsdienst Xeneta um 16% auf 3.178 $/FEU. Nach Berichten aus dem Markt haben sich die Rückgänge beim Ladevolumen in den vergangenen Wochen noch einmal verschärft, aufgrund von Kaufkraftverlusten in Europa und verschärften Lockdowns in verschiedenen Gegenden Chinas wie der Millionenmetropole Guangzhou. Da die Containerlinien ihre Kapazitäten auf der Asien-Europa-Strecke bislang kaum angepasst haben, sinkt dadurch die Kapazitätsauslastung. Infolgedessen nimmt die Konkurrenz um Ladung zu.

Noch setzen die Carrier hauptsächlich auf Streichungen einzelner Abfahrten statt kompletter Dienste. Heute informierte Marktführer MSC die Kunden, dass kurzfristig – in der letzten Novemberwoche (KW 48) – noch zwei Abfahrten ex China ausfallen: mit der »MSC London« (15.900 TEU) und der »Edit Maersk« (15.550 TEU).

In der Bulkschifffahrt rutschten die Fracht- und Charterraten ebenfalls auf breiter Front. Der Baltic Dry Index fiel um 166 auf 1.189 Punkte. Nach der leichten Erholung der Vorwoche ging der Capesize-Markt wie befürchtet wieder in die Knie: Die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business brach um 27% auf 9.305 $/Tag ein. Den stärksten Rückgang verzeichneten Makler bei den Raten für kürzere Pazifik-Rundreisen, nachdem die Aktivität der australischen Bergbaukonzern wieder etwas nachließ.

In den übrigen Bulkerklassen waren die Verluste moderater trotz der schwachen Nachfrage. Die Zeitcharter-Trip-Raten der Panamaxe, Supramaxe und Handies gaben allesamt um rund 3% nach – auf 14.343 $/Tag (Panamax), 12.870 $/Tag (Supra) und 13.727 $/Tag (Handysize).

Zu den wenigen Trades, die sich gegen den Trend verteuerten, zählen Supramax-Verschiffungen aus dem US Golf heraus. Zwar seien die Ladungsvolumina in der Region nach wie vor gering, doch habe sich die Tonnageverfügbarkeit aufgrund eines zeitweise geringen Zustroms an Schiffen noch stärker reduziert, berichteten Makler. Leichte Verbesserungen erzielten Handysize-Bulker in Südostasien und Australien mit Rundreisen zu 12.000 $/Tag. Auch die Charterer witterten dort einen festeren Trend und seien nun wieder bemüht, sich Schiffe längerfristig zu sichern, hieß es.

Am europäischen Shortsea-Markt für Bulk und Breakbulk überwog ebenfalls ein negativer Trend. Der Branchendienst BMTI setzte seinen European Short Sea Index (EUSSIX) angesichts niedrigerer Frachtabschlüsse im Schwarzen Meer um 2,6% herab. 

Weiterhin bombenfest präsentiert sich der Chartermarkt für Rohöl-Tanker mit stark verbesserten Erträgen von weit über 100.000 $/Tag für große Schiffe. So steigerten sich die VLCC bei gleichzeitig hoher Aktivität im Persischen Golf und im US Golf um 21% auf 116.500 $/Tag. Die Suezmaxe verbesserten sich um 12% auf 86.900 $/Tag, während eine erhöhte Tonnagenachfrage im Mittelmeer die Spoteinnahmen der Aframaxe um 32% auf 88.400 $/Tag hochtrieb. (mph)