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Weil der deutschen Marine nur noch ein Schlepper zur Verfügung steht, sollen jetzt gebrauchte Schiffe auf dem Markt gesucht werden. Die Ausschreibung läuft.[ds_preview]

Die Überalterung der einst sechs Schiffe zählenden Flotte und die in der Vergangenheit ausgebliebenen Investitionen in neue Schiffe hat für die Marine schmerzhafte Konsequenzen. Der Schlepper »Wangerooge«, seit 1986 im Dienst, musste im Juli ungeplant ausgemustert werden. Da jetzt nur noch die 1968 in Dienst gestellte »Spiekeroog« überlebt hat, soll jetzt »ziviler« Ersatz beschafft werden.

Bergungsschlepper Wangerooge
Die »Wangerooge« musste im Sommer ausgemustert werden (© Holger Schlüter)

Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages am 10. November 25 Mio. € bewilligt hatte, wurde vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) der Kauf von zwei gebrauchten, marktverfügbaren Hochseeschleppern ausgeschrieben. Gesucht werden nach Möglichkeit zwei identische Schiffe, deren Baujahr nach 2002 liegt.

Das Anforderungsprofil: maximale Länge 94 m und ein Pfahlzug von mindestens 80 t. Bei einem Tiefgang von maximal 8 m sollten die Einheiten mindestens 13 kn fahren und bis zu 32 Personen aufnehmen können sowie über ein zusätzliches Arbeitsboot und ein Ladedeck für einen 20-Fuß-Container verfügen. Als Preis werden jeweils 9,24 Mio. € pro Schiff angegeben. Wie ihre Vorgänger sollen auch die Gebraucht-Schlepper von einer zivilen Besatzung der Marine betrieben und als Bundesbehördenfahrzeug registriert werden.

Bis zum 19. Januar 2023 können jetzt Angebote eingereicht werden. Der Vertrag soll bis zum 12. April gezeichnet werden. Die Auslieferung der künftigen Hochseeschlepper der Marine soll nach Kiel erfolgen.

Die Hochsee- und Bergungsschlepper der Marine leisten eine wichtige Unterstützungsfunktion im täglichen Betrieb der Marine. Neben ihrer Hauptaufgabe begleiten und sichern sie Minenjagd- und U-Boote während Ausbildungsfahrten und sie bergen Minen. Außerdem werden sie als Plattform für Taucher, Offiziersschüler, für die Überlebensausbildung von Piloten eingesetzt.

Neue Schiffe als Ersatz sind kurzfristig nicht in Sicht. Das Nachfolgeprojekt SAMSe (Seebasierte Ausbildung Marine und Seeversuche See) soll unter Leitung der Wehrtechnischen Dienststelle 71 mit einer neu zu bauenden einheitlichen Schiffsklasse mehrere alte Mehrzweckeinheiten, darunter auch die Schlepper, ersetzen. Das Projekt befindet sich noch in der »Analysephase«. Vor Ende des Jahrzehnts ist ein Zulauf kaum zu erwarten.