Container, Symbolbild für Frachtraten, Seefracht und Reedereien
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Marktspiegel Bremer Spedition: 2021 und 2022 sind Spitzenjahre für die Logistiker. Aber die Geschäftsaussichten in der Seefracht verdüstern sich.[ds_preview]

Nicht nur bei den Reedereien sind die Gewinne durch die Decke gegangen. Auch die Seehafenspediteure, die die Transporte planen und buchen, haben dank hoher Margen prächtig verdient. Entsprechend positiv fällt der aktuelle »Marktspiegel« des Vereins Bremer Spediteure (VBSp) aus. Mit Blick auf ihre jüngsten Finanzkennzahlen zeigen sich 65% der befragten Unternehmen jedenfalls »sehr zufrieden«, weitere 20% sind »zufrieden«. An der Umfrage, die im November durchgeführt wurde, beteiligten sich knapp 60 Speditionen in der Hansestadt.

»Mit Ausnahme weniger Firmen können wir mit dem Jahr 2022 sehr zufrieden sein. Einige dürften in den letzten beiden Jahren die besten Ergebnisse ihrer Unternehmensgeschichte erzielt haben«, erklärt der Vorsitzende des VBSp, Oliver Oestreich, in seiner Jahresrückschau.

Deutlich verhaltener bewerten die Bremer Spediteure ihre Zukunftsperspektiven, speziell in der Seehafenspedition. Grund zur Besorgnis für die Dienstleister sind die veränderten Vertriebs- und Produktstrategien der Linienreedereien. Letztere suchen zunehmend den direkten Kontakt zu den Verladern, zum Beispiel durch Ausbau digitaler Buchungssysteme. Zudem investieren einige von ihnen wie Maersk und CMA CGM bekanntermaßen gigantische Summen in den Aufbau eigener Speditionsabteilungen, Lagerhäuser und sogar Cargo Airlines – treten damit in direkten Wettbewerb zu unabhängigen Spediteuren.

»Das Gleichgewicht im Wettbewerb um die Kunden ist dabei nicht immer gegeben. Genannt seien beispielsweise eine Ungleichbehandlung von Merchant’s Haulage und Carrier’s Haulage, die Verfügbarkeit von Equipment im Inland, der Zugang zu Frachtraum oder Buchungsmodalitäten«, nennt VBSp-Geschäftsführer Robert Völkl einige wunde Punkte. So geben zwei Drittel der Umfrageteilnehmer an, dass das massenhafte und standardisierte Geschäft mit Vollcontainern »nennenswert gefährdet« sei. Rund 20% ihres Seefrachtgeschäfts sehen die Bremer Speditionen durch direkte Carrier-Konkurrenz im Vertrieb bedroht.

Im Kern sei das Geschäftsmodell der Spedition aber nach wie vor sicher. So ist die Mehrheit der Unternehmen der Ansicht, dass Linienreedereien niemals den gleichen Kundenservice bieten können. Ihrer Ansicht nach schätzen die typisch mittelständischen Verlader die Zusammenarbeit mit ebenfalls mittelständischen Spediteuren und dessen reedereiunabhängige Neutralität. (mph)