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Das Seehandelsembargo der EU und G7 auf russisches Rohöl hat die Märkte weltweit diese Woche wenig bewegt. Mit einer Ausnahme: Im Mittelmeer und im Schwarzen Meer verknappt sich Tankertonnage zusehends.[ds_preview]

Fast als wäre gar nichts passiert: Von einer Rallye gab es jedenfalls weder am Ölmarkt noch in der Tankerbefrachtung diese Woche eine Spur. Das am Montag in Kraft getretene Embargo der westlichen Staaten auf Seeimporte russischen Rohöls scheint schon voll eingepreist gewesen zu sein. Zudem hat Russland sich offenbar ausreichend Flotten- und auch Versicherungskapazität außerhalb des Einflussbereichs der EU und G7-Staaten gesichert, um Verschiffungen des schwarzen Goldes zu Großabnehmern im asiatischen Raum wie China und Indien fortzusetzen.

Mangels Impulsen im Chartergeschäft gaben die Weltskala-Raten fast überall deutlich nach. Auch merkliche Kostenentlastungen beim Bunker konnten die Tageserträge nicht stützen. Eine Ausnahme bilden die Mittelmeer- und Black Sea-Trades: In diesen Hauptfahrtgebieten für Suezmaxe und Aframaxe ging es mit den Spoteinnahmen aufwärts.

Ein wesentlicher Grund dafür sind laut Maklern die verschärften Transitengpässe und Warteschlangen am Bosporus. Über 20 beladene Tanker stecken inzwischen auf der nördlichen Seite in türkischen Gewässern fest und warten auf Genehmigung der Behörden, ins Mittelmeer einzubiegen. Ausgelöst hat den Tanker-Stau die Türkei selbst mit ihrer Forderung nach einer uneingeschränkten P&I-Deckung aller Schiffe.

Damit will Ankara sicherstellen, dass mögliche Havarien und Umweltverschmutzungen in seinen Gewässern versichert sind, selbst wenn die Schiffe sanktionierte Ladung an Bord haben. Die P&I-Versicherer lehnen solche Bescheinigungen jedoch ab, aus Furcht, dass sie selbst als Sanktionsbrecher dastehen, wenn die versicherten Reeder sich nicht an die Regeln gehalten haben. Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Thema nur durch Gespräche auf Regierungsebene gelöst werden kann.

Die Mobilität von Schiffsraum in der Region sei so stark eingeschränkt, dass es die Raten dort in die Höhe treibt, »auch wenn der Markt nicht gerade vor Aktivität sprüht«, erläutert Francesco Tassello, Tanker-Analyst bei Affinity Shipping in London. »Kombiniert mit erwarteten Wetterverschlechterungen könnte der Markt nächste Woche in die Höhe schießen.«

Nach Angaben von Clarksons Platou zogen die Spoteinnahmen der Suezmaxe für Reisen aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer diese Woche um 12% auf über 180.000 $/Tag an, die Aframaxe verbesserten sich in der Mittelmeerfahrt um 3% auf über 117.000 $/Tag.

Im Durchschnitt aller Fahrtgebiete war der Trend hingegen eindeutig negativ. Die VLCC-Spoteinnahmen rutschten um 20% auf 61.500 $/Tag ab, die der Suezmaxe und der Aframaxe um knapp 5% bzw. 7% auf 73.900 und 89.300 $/Tag.

Am Trockenfrachtmarkt konnten die Capesize- und in geringerem Maße auch die Panamax-Bulker höhere Raten durchsetzen. Der Baltic Dry Index stieg um 62 auf 1.386 Punkte. Die Capes erhielten hauptsächlich wieder Rückenwind durch Eisenerzverladungen auf der Route von Westaustralien nach China, was die Raten im gesamten Pazifik nach oben trieb. Die Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business weltweit stieg zur Vorwoche um 13% auf fast 14.000 $/Tag.

Die Panamaxe profitierten von Tonnage-Engpässen im Nordatlantik und weiterer Nachfrage für sehr nahe Verschiffungstermine für Getreide ex Ostküste Südamerikas. Ihr Ratenniveau (TC5) kletterte um 2,5% auf 14.927 $/Tag.

Die Supramaxe und Handysize-Bulker konnten ihr Ertragsniveau am Spotmarkt trotz vereinzelter Zugewinne im US Golf (Supras) und in Asien (Handies) nicht halten. Die Durchschnittsrate der Supras gab leicht um 1% auf 12.672 $/Tag, die der Handies (38.000 tdw) etwa genauso stark auf 13.182 $/Tag. (mph)