© Hapag-Lloyd
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Ungeachtet der weltweiten Turbulenzen bleibt der Chef von Hapag-Lloyd ganz gelassen. Sinkendes Transportaufkommen, drohende Rezession – alles halb so wild.[ds_preview]

Nach neun Monaten hatte Hapag-Lloyd, die Nr. 5 in der Linienschifffahrt, einen Rekordgewinn von 13,8 Mrd. € vermeldet. Seither ist die weltweite Nachfrage nach Containertransporten deutlich zurückgegangen. Für das Gesamtjahr rechnet die Branche mit einem Rückgang von -9,3% gegenüber dem Vorjahr. Zudem verlangsamt sich das Wachstum der Weltwirtschaft nach 3,2% in diesem Jahr voraussichtlich auf 2,7% in 2023, vor allem bedingt durch ein zunehmend schwächelndes Europa.

»So what«, könnte man die Einschätzung von Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd, bei einem Presse-Briefing lakonisch übersetzen. Für das letzte und vierte Quartal rechnet er allen Widrigkeiten zum Trotz mit einem Ergebnis nahe Vorjahresniveau, und das war mit weiß Gott nicht schlecht. Und auch sonst ist der Konzernchef alles andere als pessimistisch.

Ports Hapag Lloyd
Easing of port congestions in most parts of the world

Ja, die Kosten sind gestiegen – für Kraftstoff sogar exorbitant (+71%), aber auch für das Container-Handling (+17%) und die Flotte (+14%). Gleichzeitig sind die Frachtraten im Sturzflug, die Lager weltweit sind voll, die Nachfrage von Verbraucher-Seite sinkt, die weltweite Gefahr einer weltweiten Rezession steigt. Andererseits haben sich die Staus vor den Häfen weitestgehend aufgelöst, China lockert die strenge Covid19-Politik und die für eine Linienreederei wichtigen Charterkosten sind nahezu auf das Vor-Corona-Normalniveau zurückgefallen.

Service ist die Devise

Insofern bleibt Habben Jansen gelassen, er sieht sogar erste Anzeichen eine Wiederbelebung des Marktes nach der jüngsten Delle schon im vierten Quartal und vermutlich mehr noch nach dem Jahreswechsel. Das in Hamburg ausgegebene Ziel heißt weiter, die künftigen Ergebnisse über die Service-Qualität einzufahren, weniger über einen Ausbau der Flotte, wie es die Konkurrenz praktiziert. »Weniger Dienste, mehr Schiffe«, heißt künftig sogar die Devise für eine Kapazitätsanpassung, die kurzfristig einige »blank sailings« und bis 2024 auch eine Verschrottung einer zweistelligen Zahl älterer Einheiten vorsieht. Passt in die Gesamtstrategie, deren Eckpunkte »Simplify, Strengthen, Invest« heißen.

Hapag Lloyd 67Hapag-Lloyd hat 22 Neubauten im Zulauf – zwölf Megamax-Containerschiffe mit mehr als 23.000 TEU Kapazität, dazu zehn mittelgroße Frachter mit 15.000 TEU. »Die werden wir auch brauchen«, sagt Habben Jansen. Denn zum einen gelten neue von der IMO vorgegebene Umweltregularien wie der CII (Carbon Intensity Index), der den CO2-Ausstoß ab 2024 für jedes einzelne Schiff ausgewiesen werden muss. Dehslab hat die Reederei auch ein Retrofit-Programm für 150 Schiffe aufgelegt, das sie effizienter und damit umweltfreundlicher machen soll.

Emissionen auf »netto Null« bis 2045

Zum anderen hat sich Hapag-Lloyd eigene Klima-Ziele verordnet. für deren Erfüllung moderne Neubauten gebraucht werden: Bis 2030 soll der EEOI (Efficiency Operational Indicator), also der CO2-Ausstoßder Flotte um -30% sinken, »neto Null« soll bis 2045 erreicht werden. Ein Mittel ist dabei – auch aus einer absehbaren Ermangelung ausreichender Mengen alternativer, kohlenstofffreier Kraftstoffe wie Methanol oder Ammoniak – Bio-Kraftstoffe. In diesem Jahr seien bereits 100.000 t eingekauft worden.

sustain HL

Während die Konkurrenz wie Maersk, MSC oder CMA CGM massiv in den Ausbau ihrer Logistik-Aktivitäten und in Schiffsneubauten investiert hat, war und ist Hapag-Lloyd deutlich zurückhaltender. Gleichwohl lag der Schwerpunkt der Investitionen bei Terminal-Beteiligungen wie in Wilhelmshaven, Tanger (Marokko), Damietta (Ägypten) oder über den Einstieg bei SM SAAM in Florida/Lateinamerika und bei Spinelli in Genua und Salernoin in Italien.