tkms-Kiel, TKMS, ThyssenKrupp
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Gerade erst hat TKMS vor großer Kulisse und höchster politischer Prominenz zwei U-Boote getauft, da kommen Verkaufsgerüchte in Spiel – wieder einmal.[ds_preview]

Seit Jahren schon wird darüber spekuliert, dass der Essener Mischkonzern ThyssenKrupp seine Werftsparte ausgliedern, verkaufen oder zumindest neue Anteilseigner ins Boot holen könnte. Bislang ist es nie dazu gekommen. Nun aber berichtet das Handelsblatt, dass für TKMS ein Investor gesucht wird.

Eine Reihe von Private-Equity-Fonds seien an tkms herangetreten, um eine mögliche Beteiligung auszuloten, heißt es. Es werde derzeit aber lediglich sondiert, nicht konkret verhandelt. Dem Bericht zufolge liegen die Preisvorstellungen weit auseinander. Finanzinvestoren taxieren den Wert auf bis zu 1 Mrd. €, während ThyssenKrupp auf das Doppelte hofft. Perspektivisch sei auch ein Börsengang der Kieler Traditionsfirma angedacht, die im abgelaufenen Geschäftsjahr 1,8 Mrd. € Umsatz erzielte, berichtet das Handelsblatt.

Der erst vor wenigen Monaten neu ernannte tkms-Chef Oliver Burkhard sieht früheren Angaben zufolge neben einem Investoren-Einstieg eine weitere Option: Eine Fusion mit einem Wettbewerber. In Frage kämen Lürssen oder German Naval Yards aus Deutschland, aber auch die Naval Group aus Frankreich. Auch diese Idee ist nicht wirklich neu, zuletzt hatte die neue Essener Konzernchefin Martina Merz auf der Jahres-Hauptversammlung im Februar das Thema auf die Agenda gesetzt.

Jedoch hat sich mittlerweile die politische Großwetterlage geändert, nicht zuletzt durch den Ukraine-Krieg. Der Marine-Schiffbau, insbesondere die U-Boot-Fertigung in Kiel, gilt der Bundesregierung inzwischen als Schlüsseltechnologie und damit als besonders schützenswert. Investoren oder Partner müssten demnach wohl aus Europa kommen.

Zudem hatte TKMS erst jüngst die ehemalige MV-Werft in Wismar übernommen, weil angesichts eines gut gefüllten Auftragsbuchs die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. tkms-Chef Burkhard hatte in einem Interview darauf verwiesen, dass sich das potenzielle Auftragsvolumen angesichts steigender Verteidigungsausgaben auf 30 Mrd. € verdreifacht habe. Auch die Bundeswehr könnte mittelfristig neue U-Boote oder auch Überwasserschiffe bestellen. Derzeit baut die Kieler Werft U-Boote für Singapur, Israel und ein deutsch-norwegisches Rüstungsprojekt. Damit ist TKMS bis 2034 ausgelastet.

Die IG Metall Küste hatte in Reaktion auf frühere Spekulationen gewarnt, dass TKMS auf gar keinen Fall verramscht werden dürfe. Die Bundesregierung müsse vielmehr den strategisch wichtigen Marine-Schiffbau im Land halten und ein Zukunftskonzept unter Einbeziehung der zahlreichen Zulieferer zu schnüren.