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Die Warteschlange der Tanker in türkischen Gewässern löst sich auf, nachdem Schiffsversicherer eine Einigung mit der Türkei über Haftungsgarantien gefunden haben.[ds_preview]

Die Probleme für Rohöltanker bei der Passage aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer infolge des Ölembargos gegen Russland sind offenbar gelöst. Nach einer Einigung zwischen der Türkei und den P&I Clubs der International Group über Haftungsgarantien beim Transit durch türkische Gewässer nehmen die Tankerverkehre durch den Bosporus und die Dardanellen wieder Fahrt auf.

Agenturangaben zufolge haben sich die Wartezeiten für beladene Tanker im südgehenden Verkehr durch den Bosporus gegenüber vergangener Woche auf rund drei Tage halbiert. Die Zahl der wartenden Tanker soll inzwischen von über 20 auf vier (Stand: gestern) gesunken sein.

Die Engpässe im Transit waren eine direkte Folge des Seehandelsembargos der EU- und G7-Staaten auf russisches Erdöl, das am 05. Dezember in Kraft trat. Die Türkei verlangt seither uneingeschränkte P&I-Haftungsgarantien von allen durchfahrenden Tankern aus dem Schwarzen Meer. Grund: Die Regierung will sicherstellen, dass mögliche Schäden oder Umweltverunreinigungen auf jeden Fall durch die Versicherer gedeckt sind, selbst wenn die beteiligten Schiffe sanktioniertes russisches Erdöl geladen haben.

Die P&I Clubs der International Group haben sich aber gegen die Ausstellung solcher Blankovollmachen gewehrt, um nicht selbst in etwaige Sanktionsverstöße hineingezogen zu werden, sollte eines ihrer versicherten Schiffe illegale Ladung an Bord haben.

Wie die gestern getroffene Einigung zwischen den Clubs und der türkischen Regierung im Einzelnen lautet, ist nicht bekannt. In getrennten Rundschreiben teilten die Versicherer den Reedereien aber mit, dass die Probleme jetzt vom Tisch seien.

Wie aus P&I-Kreisen verlautet, gibt es weiterhin ein Schadloshaltungsversprechen gegenüber der Türkei – allerdings mit einem veränderten Wortlaut und gewissen Einschränkungen. »Es waren extreme mühsame Verhandlungen. Am Ende kam ein Kompromiss heraus. Beide Seiten mussten Zugeständnisse machen«, erklärte ein Eingeweihter der HANSA.

Der zunehmende Tanker-Stau am Bosporus hatte Erwartungen geschürt, dass Tonnage knapp wird und die hohen Frachtraten in der Region weiter steigen. Die Hoffnung scheint nicht mehr aufzugehen. Gestern lagen die durchschnittlichen Spoteinnahmen für Suezmaxe (150.000 tdw) für Reisen aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer im Vergleich zur Vorwoche mehr oder weniger unverändert bei rund 180.000 $/Tag. Die kleineren Aframaxe (110.000 tdw) erlitten in der Mittelmeerfahrt hingegen einen Rückgang von 20% auf rund 125.000 $/Tag.      (mph)