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Der belgische Doppelhafen Antwerp-Bruges hat eine gemischte und geopolitischen Entwicklungen stark beeinflusste Bilanz für das Jahr 2022 gezogen.[ds_preview]

»2022 war ein Jahr voller Herausforderungen«, teilte der Doppelhafen jetzt mit. Die geopolitischen Spannungen, die Energiekrise und die anhaltenden Störungen in den Lieferketten hätten sich bemerkbar gemacht und neben Verschiebungen innerhalb der verschiedenen Güterströme vor allem im Containersegment für anhaltenden Druck gesorgt.

Der Gesamtumschlag lag 2022 bei 286,9 Mio. t, was einem leichten Rückgang von 0,7% entspricht. Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges, sagte mit Blick auf die geopolitischen und logistischen Herausforderungen: »Als Welthafen stehen wir im Zentrum dieser Entwicklung und halten uns gut. Gemeinsam mit unseren Partnern und dank finanzieller Unterstützung wie beispielsweise der bedeutenden europäischen Förderung von 500 Mio. € für die Projekte Antwerpen und Kairois@C können wir unserer Vorreiterrolle gerecht werden und eine Klimawirkung erzielen, die weit über die Grenzen des Hafens hinausreicht.«

Die Herausforderungen waren vor allem im Containerverkehr zu spüren. »Die weltweit beeinträchtigte Containerschifffahrt und die daraus resultierende Überlastung mit Spitzenaufkommen und Verspätungen haben das Volumen das ganze Jahr über unter Druck gesetzt«, heißt es. Darüber hinaus verursachte der Krieg in der Ukraine einen Rückgang des Verkehrs mit Russland um 59%. Während sich die betrieblichen Herausforderungen an den Containerterminals und die Überlastung seit dem dritten Quartal langsam abschwächten, führten die hohen Energiepreise und die wirtschaftliche Unsicherheit zu einer verlangsamten Nachfrage nach Containertransporten. Im Endeffekt sank der Containerumschlag im Jahr 2022 um 8,6% in Tonnen und um 5,2% in TEU gegenüber dem Jahr 2021. Bezogen auf das Vor-Coronajahr 2019 wird das Ergebnis als »Status quo« bezeichnet.

Antwerpen 2022
Die Bilanz vom Hafen Antwerp-Bruges für 2022(© Port of Antwerp)

Annick De Ridder, Hafenschöffin der Stadt Antwerpen und Vorsitzende des Verwaltungsrats des Port of Antwerp-Bruges, sagte: »Alle Beschäftigten und Unternehmen, die diese Hafengemeinschaft bilden, haben im vergangenen Jahr eine enorme Widerstandsfähigkeit und ein starkes Durchhaltevermögen bewiesen. Dadurch ist es möglich, trotz sehr großer Herausforderungen ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Fusion beweist ihren Mehrwert in der Praxis.« Sie zeigte sich zuversichtlich, im Jahr 2023 auf ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum setzen zu können.«

Dirk De fauw, Bürgermeister der Stadt Brügge und Vizepräsident des Port of Antwerp-Bruges betonte ebenfalls den Wert der Fusion und ergänzte: »Darüber hinaus haben wir mit dem Wasserstoffwerk Hyoffwind im Zeebrugge und dem Warmtenet Antwerpen Noord wichtige Durchbrüche auf dem Gebiet der Energiewende erzielt. Als Welthafen wollen wir jedoch mehr tun, als Wohlstand und Arbeitsplätze zu schaffen.«

Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland und die Energiekrise haben die Energielandschaft und -ströme in Europa stark verändert, was sich in einem starken Wachstum der Massengutfracht im Doppelhafen niederschlug. Der Umschlag von trockenem Massengut stieg 2022 um 13,8%. Insbesondere der Kohleumschlag verzeichnete einen starken Anstieg (+210%), der auf die stark gestiegene Nachfrage nach Kohle für die Stromerzeugung zurückzuführen ist. Düngemittel wiederum verloren 18,3%, unter anderem aufgrund der Sanktionen gegen Russland und der stark gestiegenen Düngemittelpreise.

Das Flüssigmassengut-Segment wuchs um 10%, was vor allem auf den starken Anstieg des LNG-Umschlags um 61,3% zurückzuführen ist, einer Alternative zu fossilen Brennstoffen aus Russland. Zuwächse gab es auch bei LPG (+30%), Benzin (+7%), Diesel/Heizöl (+9,9%) und Naphtha (+7,5%). Der Chemieumschlag, der 2021 sein bisher bestes Jahr verbuchte, begann Mitte 2022 aufgrund der gestiegenen Energiepreise, die den europäischen Chemiesektor unter Druck setzten, zu sinken und endete mit einem leichten Rückgang von 1% gegenüber 2021.

Weitere Segmente

  • Der konventionelle Stückgutverkehr (+1,1 %) habe sich nach den Rekordzahlen von 2021 in der ersten Jahreshälfte »gut gehalten«, was auf das Wachstum des Stahlumschlags, der wichtigsten Warengruppe in diesem Segment, zurückgeführt wird. Ab dem dritten Quartal sank das angelandete Stahlvolumen allerdings infolge der nachlassenden Konjunktur.
  • Der RoRo-Verkehr wies einen Anstieg um 6,5% auf. Im Jahr 2022 wurden mehr als 3,26 Millionen Neuwagen umgeschlagen, was einem Zuwachs von 10,5% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Umschlag von »großen und schweren« Fahrzeugen stieg um 9,6%, während der Umschlag von Gebrauchtwagen und Lastwagen um 13,2% beziehungsweise 17% zurückging. Die unbegleitete Fracht (exklusive Schiffscontainer) nahm um 10% zu, wovon ein großer Teil im Zusammenhang mit Großbritannien (+4,9%) und Irland (+35%) stand.
  • Zeebrugge begrüßte im Jahr 2022 144 Kreuzfahrtschiffe mit 547.374 Passagieren, ein starker Anstieg im Vergleich zu 23 Schiffen und 75.854 Passagierbewegungen im Jahr 2021, als die Kreuzfahrtbranche durch Covid-19 weitgehend zum Erliegen gekommen war. Inzwischen sind bereits Calls bis 2026 und darüber hinaus gebucht worden.