Print Friendly, PDF & Email

Die (sicherheits-)politischen Maßnahmen zeigen immer mehr Wirkung, die Piraterie ist auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten gesunken. Es gibt aber auch Regionen mit steigenden Überfall-Zahlen.[ds_preview]

Das Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer meldete jetzt die Zahlen für das vergangene Jahr. Demnach wurden weltweit 115 Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe verzeichnet. Im Vorjahr waren es noch 132 Vorfälle.

Rund die Hälfte der gemeldeten Übergriffe ereigneten sich in südostasiatischen Gewässern, »insbesondere in der Straße von Singapur, wo die Vorfälle weiterhin zunehmen«, heißt es seitens des IMB, das dazu aufrief, die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie fortzusetzen.

In 95% der gemeldeten Vorfälle gelang es den Tätern, sich Zugang zu den Schiffen zu verschaffen, wobei 107 Schiffe geentert, zwei Schiffe gekapert, fünf Angriffe versucht und ein Schiff beschossen wurden. In vielen Fällen lagen die Schiffe vor Anker oder waren auf See, als sie geentert wurden, und fast alle Vorfälle ereigneten sich während der Dunkelheit.

Im Golf von Guinea ist Vorsicht geboten

Der anhaltende »und dringend benötigte« Rückgang der Piratenaktivitäten in den hochriskanten Gewässern des Golfs von Guinea wird darauf zurückgeführt, dass die Zahl der Zwischenfälle von 35 im Jahr 2021 auf 19 im Jahr 2022 gesunken ist. Es sei jedoch nach wie vor gefährlich, wie zwei Vorfälle im letzten Quartal des Jahres 2022 gezeigt haben.

Mitte November wurde ein RoRo-Schiff etwa 28 sm südwestlich von Turtle Islands, Sierra Leone, von Piraten gekapert. Die gesamte Besatzung wurde als Geisel genommen, und die Piraten versuchten, das Schiff durch seichtes Wasser zu steuern, was dazu führte, dass das Schiff auf Grund lief. Der Besatzung gelang es, sich zu befreien und in der Zitadelle Zuflucht zu suchen, bis die Behörden von Sierra Leone das Schiff enterten. Mitte Dezember wurde zudem ein Suezmax-Tanker 87 sm nordwestlich von Bata, Äquatorialguinea, ebenfalls beschossen.

IMB-Direktor Michael Howlett sagte dazu: »Das IMB begrüßt das rasche und entschlossene Handeln der internationalen Seestreitkräfte und der regionalen Behörden im Golf von Guinea. Die beiden Vorfälle sind jedoch besorgniserregend und zeigen, dass die Anstrengungen zur Verbesserung der Sicherheit im Seeverkehr in der Region fortgesetzt werden müssen.«

Straße von Singapur

Ein Drittel aller im Jahr 2022 weltweit gemeldeten Zwischenfälle ereignete sich in der Straße von Singapur, wobei bei allen 38 Zwischenfällen Schiffe, die sich in Fahrt befanden, erfolgreich geentert wurden. Die meisten der geenterten Schiffe hatten über 50.000 tdw, darunter sechs beladene Schiffe mit über 150.000 tdw. »Obwohl es sich hierbei um leichte Gelegenheitsdelikte handelt, die unter die Definition des bewaffneten Raubüberfalls fallen, sind die Besatzungen weiterhin gefährdet«, so das IMB weiter. Bei den 38 gemeldeten Vorfällen wurden zwei Besatzungsmitglieder bedroht und vier für die Dauer des Vorfalls als Geiseln genommen. Außerdem wurde berichtet, dass in mindestens drei Fällen eine Waffe zur Bedrohung der Besatzung eingesetzt wurde.

Howlett lobte die örtlichen Behörden dafür, »dass sie fast alle gemeldeten Vorfälle untersucht haben«. Da es sich um eine der wichtigsten und am stärksten befahrenen Wasserstraßen für den Handel handelt, gäben diese Vorfälle weiterhin Anlass zur Sorge, da sie sich nicht nur auf die Sicherheit der Besatzung auswirken, sondern auch potenzielle Folgen für die Schifffahrt und die Umwelt haben.

Das IMB Piracy Reporting Centre ist außerdem der Ansicht, dass Vorfälle aus diesen Gewässern in gewissem Maße nicht oder zu spät gemeldet werden, und fordert die Kapitäne auf, alle Vorfälle so früh wie möglich zu melden, damit die örtlichen Behörden die Täter identifizieren, untersuchen und festnehmen können.

Die Zahl der gemeldeten Vorfälle im indonesischen Archipel bleibt dank der kontinuierlichen Bemühungen der indonesischen Meerespolizei relativ gering.

Bedrohung in Südamerika bleibt bestehen

Trotz eines deutlichen Rückgangs der gemeldeten Vorfälle in mittel- und südamerikanischen Gewässern sind die Häfen in Brasilien, Guyana, Peru, Venezuela, Mexiko und Haiti weiterhin von bewaffneten Raubüberfällen betroffen. Der Rückgang ist zum Teil auf den Rückgang der gemeldeten Vorfälle im peruanischen Ankerplatz Callao zurückzuführen, wo es im Vergleich zu 2021 einen Rückgang um 33%gab.