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38 Offshore-Windenergieanlagen sind im vergangenen Jahr im Projekt Kaskasi ans Netz gegangen. Viele weitere sind geplant – allerdings reicht das nicht aus, kritisiert die Wirtschaft und richtet einen Appell an die Politik.[ds_preview]

2022 waren es 38 Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) mit einer Leistung von 342 MW im Projekt »Kaskasi«. Insgesamt speisen damit in der deutschen Nord- und Ostsee 1.539 OWEA mit einer Leistung von insgesamt 8.100 MW Strom ein, wie der Branchenverband WAB jetzt mitteilte. Darüber hinaus wurden alle 27 Fundamente für »Arcadis Ost 1« bis Jahresende installiert, davon wurden bereits neun mit Offshore-Windenergieanlagen versehen. Für das laufende Jahr wird mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme von »Arcadis Ost 1« gerechnet. In den kommenden Jahren rechnet die Deutsche WindGuard für die Branche mit höheren Zubau-Raten. Die Projekte zur Realisierung der Ausschreibungen aus dem Jahr 2023 erfolgen ab 2028. Dabei sind insgesamt 8.800 MW ausgeschrieben.

Für das Erreichen der Ausbauziele bis 2030 müssen in Deutschland in weniger als acht Jahren 22 Gigawatt (GW) auf See installiert werden. In Europa sollen in diesem Zeitraum zusammen rund 150 GW Windenergieleistung zugebaut werden. Die Branche erwartet daher einen erheblichen Anstieg ab 2025 und vor allem gegen Ende des Ausbauzieles 2030, was eine industrielle Machbarkeit voraussetzt.

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Rotorblattmontage im Offshore-Windpark Kaskasi von RWE (© RWE)

»Für den Aufbau stabiler Lieferketten und einen zukunftsorientierten Ausbau von Fertigungskapazitäten braucht es einen stetigen und gleichmäßigen Zubau-Pfad. Die für das Erreichen der Ausbauziele notwendigen Produktionskapazitäten und Fachkräfte fehlen bisher in substanziellem Maße. Ein Plan allein reicht hier nicht«, heißt es in einem gemeinsamen Statement von den Branchenorganisationen BWE, BWO, Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA Power Systems, WAB und WindEnergy Network. Man müsse gemeinsam mit der Politik umgehend eine realistische Grundlage für die Umsetzung der Ausbauziele im Bereich Windenergie auf See für Strom und grünen Wasserstoff schaffen.

Um die Ziele zu sichern, seien darüber hinaus Anpassungen am WindSeeG erforderlich. Die im Gesetz von 2022 eingeführte Gebotskomponente erhöht nach Ansicht der Branche die Risiken für Investoren und belastet die Stromkunden mit zusätzlich steigenden Preisen. »Denn klar ist, dass die Windparkbetreiber auf See die Gebotskomponente zurückverdienen müssen. Der Ukraine-Krieg hat schmerzhaft gezeigt, wie wichtig Akteursvielfalt ist. Zu deren Gewährleistung besteht im aktuellen Ausschreibungsdesign allerdings kein Sicherungsmechanismus«. Hier sollte die maximal zu bezuschlagende Ausbaumenge pro Bieter und Jahr begrenzt werden. Aufgrund des großen Volumens der Ausschreibungen müssten Regierung und Industrie von Anfang an Hand in Hand arbeiten, um Nachbesserungen zu vermeiden.

Die Ausschreibungen, die Auftragseingänge für die Zulieferindustrie ermöglichen, stehen den Angaben noch aus. Aufträge sind aber erforderlich, um das »Wiederhochfahren« der Offshore-Windindustrie für den deutschen Markt und die notwendigen Investitionen in Produktion und Lieferkette, Infrastruktur und Logistik zu ermöglichen. »Mit einem Wachstum der Offshore-Wind-Zulieferkette eröffnen sich neben einer kostengünstigen Energieversorgung und einer größeren Versorgungssicherheit Europas immense Wertschöpfungspotenziale. Zusätzlich bieten sich ebenfalls langfristige und zukunftsorientierte Beschäftigungsperspektiven. Diese gilt es neben dem erforderlichen Klimaschutz zu verwirklichen«, unterstreichen die Branchenorganisationen den aktuell erforderlichen politischen Handlungsbedarf.

Häfen und Werften gefordert

Im Jahr 2022 wurde deutlich weniger als ein Gigawatt gebaut. Viele deutsche Zulieferunternehmen seien mit Auftragsabarbeitungen für den internationalen Offshore-Windmarkt beschäftigt. Ein weiterer Engpass seien die erforderlichen Materialien für den Komponentenbau für Offshore-Windenergieanlagen. »Neben den fehlenden industriellen Kapazitäten für den Ausbau der Windenergie auf See sind Hafeninfrastrukturen erforderlich sowie eine deutliche Erhöhung des Angebots deutscher Werften für den Bau von Gründungsstrukturen, Umspann- und Konverter-Plattformen, Spezialschiffen für Service & Wartung und für die Errichtung«, heißt es.

Das Erreichen der Ausbauziele für die Offshore-Windenergie in Deutschland von mindestens 30 GW bis 2030, zwischen 40 und 50 GW bis 2035 und mindestens 70 GW bis 2045 erfordere »entschlossenes politisches Handeln«. Mit der Realisierungsvereinbarung für mehr Windenergie auf See im November 2022 wurden Meilensteine für den notwendigen Netzausbau definiert, die die Branche positiv bewertet.