Print Friendly, PDF & Email

Seit dem Wochenende liegt der Schwergutfrachter »Lisa« der Reederei SAL im Neustädter Hafen in Bremen, um drei nagelneue Kräne für Haifa zu laden.[ds_preview]

Nach einem guten Jahr im konventionellen Stück- und Schwergutumschlag in Bremen-Stadt hält der Schwung weiter an: Diese Woche findet im Neustädter Hafen der BLG auf der linken Weserseite die größte Projektverladung seit 2021 statt. Es handelt es sich um drei Hafenkräne des deutschen Herstellers Kocks Ardelt für den Standort Haifa in Israel.

Seit Montag werden die Großbauteile an Bord des SAL-Schwergutschiffs »Lisa« (19.100 tdw, maximale Hebekapazität 800 t, Baujahr 2011) geladen. Langsam und behutsam heben die zwei bordeigenen Kräne die sechs hochhausgroßen Colli im Tandembetrieb einen nach dem anderen an Deck. Zwei bis drei Stunden dauert es pro Stück, Meter für Meter, während gleichzeitig Hunderte Tonnen Ballastwasser durch die Tanks des Frachters rauschen, um das Schiff in der sicheren Balance zu halten.

SAL Lisa Bremen Neustaedter IMG 8410
© Hollmann

»So eine Verladung ist nicht alltäglich«

Von der Brücke aus überwacht der ukrainische Kapitän konzentriert die Arbeiten, hält ständigen Funkkontakt zu den Kranfahrern und zum Team des Kunden Kocks Ardelt, der BLG und der Stauerei Schultze unten auf der Kaje. An Deck wuseln Seeleute und Techniker hin und her. Es wird gehämmert, Schweißfunken stieben in die Luft. Auch die Hafenagentur des SAL-Schiffs, Befrachtungskontor HANSA (BFK Hansa), ist in Person von Geschäftsführer Kay Bösch vor Ort. »So eine Verladung ist nicht alltäglich«, sagt der erfahrene Schiffsmakler – selbst in so guten Zeiten im Projektumschlag wie heute.

Jeweils 339 t wiegen die drei Maschinenhäuser der Großkräne, die dazugehörigen Unterwagen noch einmal 162 t pro Stück. Gesamthöhe pro Kran: 55 m. »Die Teile sind so groß, dass man sie nicht in den Hafen fahren kann. Der Verlader hat sich deshalb entschieden, die Großbaugruppen hier vor Ort zu montieren«, erklärt Sven Riekers, Leiter Vertrieb bei BLG Cargo Logistics. Dafür stellte der Umschlagbetrieb dem Kranbauer insgesamt 5.000 m² Fläche zuzüglich Umschlagequipment und weiteren Dienstleistungen zur Verfügung.

Hafen als Werkbank der Industrie

Der Hafen als »verlängerte Werkbank der Industrie« umschreibt Riekers das Konzept, mit dem die BLG ihre Projektkunden noch enger an Bremen binden möchte. Auch der Gasanlagenersteller Linde hat über die Jahre Gefallen daran gefunden.

SAL Lisa Bremen Neustaedter
© Hollmann

Für die Montage der Kräne benötigte Kocks Ardelt mit bis zu 20 Leuten vor Ort fast ein ganzes Jahr. Etliche LKW-Touren und zwei Binnenschiffsanläufe waren nötig, um die Bauteile nach Bremen zu schaffen – darunter allein rund zwanzig Schwerstücke über 10 t pro Kran. »Für uns ist es immer gut, wenn wir in Deutschland vormontieren können. Hier haben wir das Fachpersonal vor Ort und können schnell nachbestellen, wenn etwas fehlt«, erläutert Hermann Kloppenburg, Projektleiter bei Kocks Ardelt. Bis Freitag wird es noch dauern, bis die gesamte Ladung für Haifa geladen und sicher festgezurrt ist. Dann macht sich die »Lisa« auf den Weg, Richtung Wesermündung, über die Nordsee und die Biskaya durch die Straße von Gibraltar und dann quer durchs Mittelmeer. 11 Tage Transitzeit veranschlagt die Reederei laut SAL-Sprecher Malte Steinhoff – wenn das Wetter mitspielt. Kann auch sein, dass es ein oder zwei Tage länger dauert, falls ein Sturm durch die Biskaya fegt und der Frachter mit seiner hoch aufragenden Decksladung Zuflucht suchen muss in einer Bucht.

Im Neustädter Hafen blickt die BLG weiteren arbeitsreichen Wochen entgegen. Auf den Flächen des Terminals lagern viel Stahl, Holz, große Kisten und Bauteile für Windenergieanlagen. Ob Kocks Ardelt bald erneut mit großen Kranprojekten dabei sein wird, ist noch in der Schwebe. Das traditionsreiche Unternehmen, das hauptsächlich in Eberswalde produziert, ist seit vergangenem Jahr in Insolvenzverwaltung. Vielleicht findet sich noch ein neuer Investor. An Anschlussaufträgen soll es jedenfalls nicht mangeln.     (mph)

SAL Lisa BLG Bremen Neustaedter
© Hollmann