Stapellauf der »Stena Pro Patria« auf der Guangzhou Shipyard in China © Stena
Stapellauf der »Stena Pro Patria« auf der Guangzhou Shipyard in China © Stena
Print Friendly, PDF & Email

Der Marktanteil der chinesischen Schiffbauer übersteigt nun zum ersten Mal den Anteil von Japan und Südkorea zusammen. Außerdem könnten chinesische Werften in ein neues Segment vordringen. [ds_preview]

Die von chinesischen Werften im Jahr 2022 an neue Eigner abgelieferten Schiffe beliefen sich auf insgesamt 14,6 Mio. CGT. Weltweit wurden 30,8 Mio. CGT abgeliefert. Die beiden anderen großen Schiffbaunationen neben China, Japan und Südkorea, lieferten 4,8 bzw. 7,8 Mio. CGT ab.

Damit erreichten chinesische Werften im Jahr 2022 einen Marktanteil von 47 % im Schiffbau und übertrafen zum ersten Mal den gemeinsamen Marktanteil der japanischen und südkoreanischen Werften, wie Zahlen der Schifffahrtsorganisation Bimco zeigen.

»Vor zwanzig Jahren hatten die chinesischen Werften einen Marktanteil von weniger als 10 %, aber ein massiver Kapazitätsausbau in den 2000er Jahren brachte das Land bereits 2009 auf den ersten Platz«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco.

Bimco-Marktanteil-Schiffbau-chinesische-Werften
© Bimco

Die chinesischen Werften dominieren auch das Auftragsbuch für Schiffe, die in den kommenden Jahren abgeliefert werden sollen. Der weltweite Auftragsbestand beläuft sich derzeit auf 109,1 Mio. CGT. Allein 45 % dieser Aufträge entfallen auf chinesische Werften im Vergleich zu 34 % und 10 % auf südkoreanische bzw. japanische Werften.

Chinesische Werften fassen im LNG-Sektor Fuß

Chinesische Werften haben eine führende Position bei Massengutfrachtern inne. Zudem konnten sie sich in jüngster Zeit als führender Standort für den Bau von Containerschiffen etablieren. Auch bei den meisten anderen Schiffstypen haben sie einen großen Anteil an Aufträgen, müssen sich aber erst noch als Hauptakteure im Gastransportsektor etablieren.

»LNG-Tanker sind derzeit der zweitgrößte Schiffssektor im weltweiten Auftragsbestand, und südkoreanische Werften sind in diesem Sektor nach wie vor marktführend und halten 79 % des Auftragsbestandes«, so Rasmussen.

Derzeit halten chinesische Werften nur 15 % des Auftragsbestandes für LNG-Tanker, aber sie könnten auch in diesem Sektor Fuß fassen, so wie sie nach und nach Aufträge für ultragroße Containerschiffe an Land gezogen haben.

Ernsthafte Konurrenz im Schiffbau aus anderen Ländern sieht man bei Bimco kurzfristig nicht. Demnach werden China, Südkorea und Japan wahrscheinlich ihren gemeinsamen Marktanteil von fast 90 % behalten.

Langfristig könnte sich das allerdings wieder ändern. »Auf der Suche nach niedrigeren Kosten könnten Länder wie Vietnam und die Philippinen in Zukunft zu größeren Konkurrenten werden, ähnlich wie sich das Zentrum des Schiffbaus in der Vergangenheit von Europa nach Japan und weiter nach Südkorea und China verschoben hat«, sagt Rasmussen.