Guy Platten Reeder
ICS-Chef Guy Platten (©: ICS)
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Die internationale Reeder-Gemeinde strebt ein »Belohnungssystem« zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele an und hat der IMO einen überarbeiteten Vorschlag überreicht.[ds_preview]

Die Internationale Schifffahrtskammer ICS, die mehr als 80% der weltweiten Handelsflotte vertritt, hat der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) einen überarbeiteten Vorschlag vorgelegt. Er bekräftigt die Verpflichtung der Branche, bis 2050 die Netto-Null-Kohlenstoffziele zu erreichen und legt Einzelheiten dar, wie dies durch ein »Fund and Reward«-System erreicht werden kann.

Der Mechanismus wird durch einen obligatorischen Beitrag der Schiffe pro ausgestoßener Tonne CO2 in einen IMO-Fonds finanziert, der die »Vorreiter« belohnt, die Emissionen durch den Einsatz alternativer Kraftstoffe wie Methanol, Ammoniak und Wasserstoff sowie nachhaltiger Biokraftstoffe und synthetischer Kraftstoffe sowie neuer Technologien einschließlich der Kohlenstoffabscheidung vermieden werden.

In der neuen Vorlage hat ICS Einzelheiten dazu dargelegt, wie ein obligatorischer Pauschalbeitrag (auf der Grundlage einer Abgabe) von Schiffen durch einen maritimen Nachhaltigkeitsfonds der IMO erhoben werden soll. »Um einen Konsens zwischen den Regierungen zu erreichen«, erläutere man, wie der Beitrag der Schiffe pro Tonne CO2-Emissionen von der IMO auf ein »relativ niedriges Niveau« festgelegt werden kann und dennoch ausreicht, um das Preisgefälle zwischen alternativen und herkömmlichen Kraftstoffen zu verringern.

Preisgefälle für Reeder soll abgeschwächt werden

Die eingenommenen Mittel sollen dazu verwendet werden, die Einführung alternativer Kraftstoffe durch Erstanbieter auf der Grundlage der vermiedenen CO2-Emissionen zu belohnen. So soll das Preisgefälle erheblich verringert und gleichzeitig die zusätzlichen Kosten für Schiffskraftstoffe minimiert werden, »um sicherzustellen, dass es keine unverhältnismäßig negativen Auswirkungen auf den Handel gibt, was in vielen Entwicklungsländern ein berechtigtes Anliegen ist«.

Neben der Finanzierung des Belohnungsprogramms sollen die Beiträge der Reeder jährlich mehrere Milliarden Dollar einbringen, um die Produktion alternativer Schiffskraftstoffe in Entwicklungsländern zu unterstützen – so die Hoffnung. Der Fonds soll auch zur Verfügung stehen, um das Risiko für die Einführung der neuen Bunkerinfrastruktur zu verringern, die in einem beschleunigten Zeitrahmen erforderlich sein wird.

Simon Bennett, stellvertretender Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer, kommentierte: »Der von der ICS vorgeschlagene Fonds- und Belohnungsmechanismus soll für die IMO so einfach wie möglich zu realisieren sein. Wenn der politische Wille vorhanden ist, kann er problemlos bis 2024 in das bestehende MARPOL-Übereinkommen der IMO aufgenommen werden, so dass unsere Verpflichtung, bis 2050 netto null Emissionen zu erreichen, plausibel bleibt.«

Das unmittelbare Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass der IMO-Ausschuss für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC) auf seiner nächsten Sitzung im Juli einer Art abgabenbasierter globaler Wirtschaftsmaßnahme Vorrang einräumt, um sie rasch fertigzustellen. Es wird erwartet, dass auf dieser entscheidenden Sitzung der Regierungen auch ein formelles Netto-Null-Ziel für die Schifffahrt verabschiedet wird, »das nur dann wirklich glaubwürdig ist, wenn eine Maßnahme wie die von der Industrie vorgeschlagene sofort umgesetzt wird«.

50 $ pro Tonne

Die Höhe der Beiträge zum IMO-Fonds wird von den Regierungen beschlossen. Die Reeder haben vorgeschlagen, dass Gesamtmittel in Höhe von etwa 10 Mrd. $ pro Jahr – was eine anfängliche Beitragsmenge von etwa 50 U$SD pro Tonne verbrauchten Schiffskraftstoffs erfordern würde – ausreichen könnten, um ein Prämienprogramm bis etwa 2030 zu finanzieren und gleichzeitig mehrere Dutzend Milliarden Dollar zur Unterstützung von Projekten zur Verringerung der Treibhausgase im Seeverkehr in Entwicklungsländern bereitzustellen. Eine frühere wirtschaftliche Folgenabschätzung, die von ICS in Zusammenarbeit mit Clarksons’ Research erstellt wurde, ergab, dass Beiträge von bis zu 150 $ oder mehr pro Tonne verbrauchten Treibstoffs wahrscheinlich keine nennenswerten Auswirkungen auf die Staaten haben würden.

Guy Platten, Generalsekretär des Reeder-Verbands, fügte hinzu: »Wenn wir eine nachhaltige, dekarbonisierte Zukunft haben wollen, müssen die Regierungen die Bereitschaft der Schifffahrtsindustrie unterstützen, innovative Maßnahmen vorzuschlagen, die Anreize für Vorreiter schaffen und gleichzeitig die Entwicklungsländer unterstützen.«

Die jüngste ICS-Vorlage enthält zusätzliche Informationen, die eine Entscheidung des MEPC 80 im Juli 2023 über die vorrangig zu entwickelnden Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung unterstützen sollen. Auch weitere Kernelemente, die noch ausgearbeitet werden müssen, werden erläutert. Außerdem wird ein »vollständiges Regelungspaket« mit Änderungsvorschlägen für die Anlage VI zum MARPOL-Übereinkommen vorgelegt, um aufzuzeigen, wie der Fonds- und Belohnungsmechanismus von den IMO-Mitgliedstaaten bis 2024 eingeführt werden kann.

Welche alternativen Kraftstoffe für Prämien aus dem IMO-Fonds in Frage kommen, hänge von den separaten IMO-Leitlinien zur Kohlenstoffbilanzierung von Schiffskraftstoffen ab, die ebenfalls auf der nächsten MEPC-Sitzung im Juli 2023 verabschiedet werden sollen.