Container Containerstapel
Foto: Felix Selzer
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Der weltweit starke Rückgang der langfristigen Frachtraten in der Containerschifffahrt scheint im Februar gestoppt. Insgesamt zeigt dere Trend weiter abwärts, Schnäppchenpreise sehen Verlader aber derzeit nicht.[ds_preview]

Nach heftigen Rückgängen im Januar haben sich die weltweiten langfristigen Seefrachtraten im Februar überraschend stabilisiert. Begünstigt wurde das durch einen Anstieg bei den Raten für US-Exporte. Nach den neuesten Daten des Xeneta Shipping Index (XSI) sanken die durchschnittlichen langfristigen Frachtraten im Februar um nur 1 %, nachdem sie im Januar um 13,3 % gegenüber dem Vormonat eingebrochen waren. Angesichts schwacher Fundamentaldaten stellt Xeneta jedoch fest, dass dies nun der sechste Monat in Folge ist, in dem der Index fällt. Seit August 2022 hat er bereits 22 % eingebüßt.

»Angesichts der mangelnden Nachfrage, der schwierigen makroökonomischen Bedingungen, der deflationären Spotraten und der grassierenden Überkapazitäten in der Branche hätten Beobachter eine Fortsetzung des steilen Abwärtstrends bei langfristigen Verträgen erwarten können«, kommentiert Xeneta-CEO Patrik Berglund.

Allerdings konnte die US-Export-Benchmark mit einem Anstieg von 16,5 % den Abwärtstrend stoppen und diesen Korridor auf ein Allzeithoch bringen. Betrachte man den Rest der Handelswege, so sei die Entwicklung für alle klar erkennbar, so Berglund. »Die Rückgänge sind vielleicht nicht so dramatisch wie im letzten Monat, aber es gibt immer noch einige beträchtliche Rückgänge auf den führenden Korridoren der Welt. Es bleibt also eine sehr schwierige Situation für Reedereien, die um Ladungen kämpfen, und das dürfte sich auch weiterhin auf die Raten auswirken.«

In der Containerschifffahrtsbranche richten sich alle Augen derzeit auf die Konferenz TPM, die als Brennpunkt für neue Vertragsverhandlungen gilt.

Regionale Verschiebungen

Ein Blick auf die regionalen Daten des XSI bestätigt die Analyse von Berglund. Abgesehen vom Wachstum der US-Exportraten zeigen die meisten Pfeile abwärts. Der US-Import-Index fiel um 3,9 %, liegt aber immer noch um 79,86 % höher als zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr. Die Route Südamerikanische Ostküste – US-Ostküste und die Route Südliches Afrika – US-Ostküste verzeichneten dabei ihr erstes Wachstum seit November 2022 (um 13 % bzw. 8 %).

Im Fernen Osten gingen beide Benchmarks zurück: Die Importraten sanken um 4,4 % (um 13 % im Vergleich zum Vorjahr) und der wichtige Export-XSI um 4,6 %. Obwohl der letztgenannte Wert in den letzten Monaten kontinuierlich gesunken ist, liegt er immer noch um 244,5 % höher als im Januar 2020.

In Europa stieg der Import-Index aufgrund der hohen Importraten für das Mittelmeer von der Ost- und Westküste der USA um 3,5 %. Der Richtwert liegt nun um 31,6 % über dem Vorjahreswert. Die Exportraten entwickelten sich in die entgegengesetzte Richtung, wobei dieser XSI um 2,6 % sank (65,3 % über Februar 2022). Die Daten von Xeneta zeigen einen stetigen Rückgang in allen Bereichen, wobei die Exporte aus dem Mittelmeerraum nach Korea und Japan am stärksten zurückgingen.

Keine Schnäppchenpreise

»Sechs Monate lang sinkende Raten sind für die Reedereien natürlich sehr besorgniserregend, ebenso wie die Tatsache, dass die Fundamentaldaten für die unmittelbare Zukunft schwierig bleiben«,meint Berglund. »Aber es ist nicht so, dass die Verlader plötzlich ›Schnäppchenpreise‹ für ihre Ladungen sehen. Ja, sie haben bei den Verhandlungen die Oberhand, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Spotraten so niedrig sind, aber relativ gesehen sind die langfristigen Verträge immer noch historisch hoch.«

Trotz dem derzeitigen Abwärtstrend liegt der globale XSI immer noch um 43,0 % über dem Vorjahresniveau. Geht man bis Januar 2020 zurück, sind die Raten um 207,7 % gestiegen.