Energiewende
Tessa Rodewaldt, Geschäftsführerin der »Maritimen Plattform« (@ HANSA / Wroblewski)
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Damit die maritime Energiewende – sprich der umfassende Einsatz alternativer, grüner Kraftstoffe in der Schifffahrt – gelingen kann, braucht die Wirtschaft eine klare, verlässliche Regulierung, sagt Tessa Rodewaldt, Geschäftsführerin der in Berlin und Hamburg ansässigen »Maritimen Plattform«.

Die Politikberaterin erläutert in der neuen Folge des HANSA PODCASTs, was aus Sicht der 2014 gegründeten Plattform seitens der Politik und der Schifffahrt selbst nötig ist. Der Fachkräftemangel spiele eine große Rolle bei der Handhabung künftiger Kraftstoffe: »Wenn die Schifffahrt mit alternativen Kraftstoffen fahren soll, dann braucht man auch gut geschulte Leute, die mit diesen Kraftstoffen arbeiten können« – sowohl an Bord, als auch im Hafen.

Wichtig ist ihr auch, dass über die Bereitstellung von Hafenflächen für das Handling von Energieträgern und eine Bunker-Infrastruktur gesprochen wird. »Wenn wir, und das ist das erklärte Ziel, die Häfen zu neuen grünen Energy-Hubs umbauen wollen, dann wird das dazu führen, dass wir mehr Fläche brauchen«, sagt Rodewaldt.

»Ja, wir können die Energiewende schaffen, aber…«

Sowohl die Umwidmung von bestehenden Flächen als auch die Schaffung neuer Flächen seien Optionen. Man brauche dafür auch eine gesellschaftliche Akzeptanz. Gerade in innerstädtischen Häfen wie beispielsweise in Hamburg könne das auch kontrovers diskutiert werden. »Das ist auch ein gesellschaftlicher Diskurs, den wir angehen müssen«, so die Politikberaterin, dabei müsse man auch Kritik aushalten.

Die Plattform – ursprünglich auf LNG fokussiert – will die Emissionsreduzierung in der Schifffahrt vorantreiben. Sie umfasst rund 100 Unternehmen, Häfen, Verbände und Initiativen und versteht sich als Ansprechpartner der Politik und der Industrie, um Impulse für die maritime Wirtschaft zu setzen.

Rodewaldt sieht ihre Rolle als eine Vermittlerin. Einerseits will sie der Wirtschaft näher bringen, in welchem Gesamtzusammenhang und unter welchen Zwängen die Politik bisweilen agieren muss – gerade in der aktuellen »herausfordernden« Situation. Andererseits: »Ich glaube, es ist ganz wichtig, hier auch ein Sprachrohr der maritimen Branche zu sein – auch ein Stückweit die Politik mitzunehmen und aufzuschlauen in Bezug auf die zukünftigen alternativen Kraftstoffe.«

Das moment Wichtigste ist ihrer Ansicht nach eine Investitions- und Planungssicherheit für die maritime Industrie, damit die Energiewende gelingen kann: »Wir brauchen eine verlässliche Regulierung, und ehrlich gesagt, eher gestern als heute.« Nicht wiederholen darf die Politik nach Ansicht der Plattform die Fehler der Vergangenheit, als es um eine LNG-Infrastruktur ging. Die gesamte Branche sei in einer Art »Abwartestimmung«, weil die Vorgaben fehlen.


Rodewaldt Plattform Podcast

Hören Sie hier weitere Einzelheiten und Einschätzungen von Tessa Rodewaldt in der neuen Episode des HANSA PODCASTs. Die Geschäftsführerin der Maritimen Plattform spricht darin unter anderem über:

  • zentrale Faktoren für das Gelingen der maritimen Energiewende
  • Änderungen durch neue (geo-)politische Entwicklungen
  • Standardisierung
  • notwendige Planungs- und Investitionssicherheit für Reeder
  • Förderpolitik und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort
  • eine Lösung des Henne-Ei-Problems (erst Schiffstechnik oder erst Infrastruktur?)
  • Politische Ansprechpartner in Brüssel, Berlin und den Bundesländern
  • Behörden als »Show Stopper«
  • die Sicherung von Energieträgern für die Schifffahrt
  • eine »unglaubliche Dynamik«
  • Methanol, Ammoniak und LNG als alternative Kraftstoffe
  • Bunker-Infrastruktur und Häfen-Kooperationen
  • sowie darüber, dass verflüssigter Wasserstoff nicht als realistische Kraftstoff-Optionen angesehen wird