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Die drei Partner-Unternehmen Rolls-Royce Power Systems, Woodward L’Orange und WTZ wollen gemeinsam einen Methanolmotor für die Schifffahrt entwickeln. 

Rolls-Royce, Woodward L’Orange und WTZ Roßlau arbeiten seit Anfang des Jahres 2023 am neuen Verbundvorhaben »MeOHmare«, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit acht Millionen Euro gefördert wird. [ds_preview]

Sie haben jetzt bei einem Auftakttreffen in Friedrichshafen ihre Ziele bestätigt: Die drei Partner werden bis Ende des Jahres 2025 ein Konzept für einen schnelllaufenden Verbrennungsmotor für Schiffe entwickeln, der mit grünem Methanol CO2-neutral betrieben werden kann.

»Wir bedanken uns für die Förderung und sind überzeugt, dass wir mit diesem erfahrenen Verbund aus Motorenhersteller, Einspritzsystemanbieter und Forschungsinstitut den Methanolmotor erfolgreich aufs Wasser bringen«, sagt Daniel Chatterjee, der bei Rolls-Royce Power Systems für Technologiestrategie und Nachhaltigkeit verantwortlich ist.

»Die Dekarbonisierung im Schiffsverkehr ist uns ein sehr großes Anliegen«, erklärte Dieter Janecek, maritimer Koordinator der Bundesregierung, anlässlich des Auftakttreffens. »Für neue Schiffsantriebs-Technologien und nachhaltige Kraftstoffe, wie Methanol, sehen wir große Chancen, daher wollen wir den Markthochlauf unterstützen.«

Kick-off für Methanol-Motor
Kick-off für den Methanolmotor (v.l.): Philipp Bobsin (Projekt-Management Jülich), Mathias Müller (Rolls-Royce Power Systems), Michael Willmann (Woodward L’Orange), Christian Reiser (WTZ) und Daniel Chatterjee (Rolls-Royce Power Systems) © RRPS

Methanol als »Kraftstoff der Zukunft«

Wenn Methanol im sogenannten Power-to-X-Verfahren hergestellt wird, ist ein CO2-neutraler Betrieb möglich. Mittels Elektrolyse und durch die Nutzung von Strom aus regenerativen Quellen wird dabei grüner Wasserstoff hergestellt. Dieser Wasserstoff kann durch Synthese, unter Zugabe von CO2 aus der Luft, in sogenanntes E-Methanol weiterverarbeitet werden. »Methanol sehen wir als den zukünftigen Kraftstoff für Schiffe an. Er ist ein Kraftstoff, der bereits in der chemischen Industrie eingesetzt und zukünftig grün hergestellt wird«, sagt Daniel Chatterjee.

Das BMWK fördert die Entwicklung im Rahmen des »Maritimen Forschungsprogramms« und unterstützt damit den Ausbau innovativer Produkte in Zukunftsfeldern des Schiffbaus, der Offshore-Industrie und der Meerestechnik. Durch das Förderprogramm mit einem Fördervolumen von jährlich ca. 60 Mio. € wird die Innovationskraft der maritimen Branche im internationalen Wettbewerb gestärkt sowie der Schutz von Klima und Umwelt vorangetrieben. Zugleich sollen hochqualifizierte Arbeitsplätze am Standort Deutschland gesichert werden.

Methanolmotor braucht neues Brennverfahren

Der für die Schifffahrt neue Kraftstoff Methanol erfordert signifikante Veränderungen des Motorkonzepts. »Im Fokus der Entwicklungstätigkeiten stehen die Neuauslegung des Brennverfahrens mit Kraftstoffsystem, Aufladung und Motorregelung sowie aller kraftstoff-interagierenden Motorsubsysteme«, erläutert Mathias Müller, Projektleiter bei Rolls-Royce Power Systems und Verbundkoordinator von MeOHmare.

Woodward L’Orange, der Hersteller von Einspritzsystemen für Großmotoren mit Sitz in Stuttgart, wird im Projekt die Hochleistungs-Einspritzsysteme komplett neu entwickeln. »Bislang gibt es für schnelllaufende Methanol-Schiffsmotoren noch keine serienreifen Einspritzsysteme. Methanol ist aufgrund seiner Eigenschaften ein anspruchsvoller Kraftstoff. Darum müssen neue Werkstoffe und Injektorkonzepte eingeführt werden«, erklärt Michael Willmann, Director Technology bei Woodward L‘Orange.

Die gemeinnützige Forschungseinrichtung Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Roßlau (WTZ Roßlau gGmbH) wird im Verbund für den Aufbau eines Methanol-Dauerlaufprüfstandes, die Erprobung von Einspritzkomponenten und die Entwicklung einer Methanol-Förderpumpe verantwortlich sein. »Mit diesem Projekt legen wir den Grundstein für den Aufbau eines Testzentrums zur Validierung von Einspritzsystemen mit alternativen Kraftstoffen«, erklärt Christian Reiser, CEO bei WTZ Roßlau.

Mtu-Baureihe 4000 als Basis für Methanol-Motor

Der Geschäftsbereich Power Systems von Rolls-Royce wird auf Basis der mtu-Baureihe 4000 ein Konzept für einen Methanol-Motor entwickeln, das für den schadstoffarmen, CO2-neutralen und wirtschaftlichen Betrieb von Schiffen mit Methanol ausgelegt wird. Klima- und Umweltfreundlichkeit sowie eine möglichst hohe Leistungsdichte des Antriebssystems stehen den Angaben zufolge besonders im Fokus der Entwicklung.