In Bangladesch hat sich eine zweite Schiffsrecycling-Werft nach den Vorgaben der internationalen Hongkong-Konvention zertifizieren lassen. Ein »wichtiger Schritt zu umweltfreundlichen Verfahren in Südasien«, sagt der Partner und weltgrößte Cash Buyer GMS.[ds_preview]
Angesichts der Flottenstruktur und der umweltpolitischen Regulierung rückt das Schiffsrecycling immer mehr in den Fokus der Schifffahrt. Einerseits dürften die Kapazitäten knapp werden – auch in Bangladesch –, andererseits steht für die Werften eine Zertifizierung auf der Agenda. Dabei geht es zum Einen um die internationale Hongkong-Konvention der IMO und zum anderen etwa um die EU-Schiffsrecycling-Verordnung (EU-SRR), die für europäische Reeder von großer Bedeutung werden kann.
Die Hongkong-Konvention ist zwar noch immer nicht in Kraft getreten, allerdings wirft sie ihre Schatten bereits voraus. Mit seiner Ratifikation hatte zuletzt Portugal die Liste der Staaten, die dem Übereinkommen beigetreten sind, auf 20 angehoben. Damit die HKC in Kraft treten kann, müssen mindestens 15 IMO-Mitgliedstaaten, die mehr als 40% der Welthandelsflotte repräsentieren und gleichzeitig auch Staaten, die im Durchschnitt der letzten zehn Jahre mehr als 3 % der Recyclingkapazitäten bereitgestellt haben, das Abkommen ratifizieren.
S.N. in Shitalpur in Bangladesch ansässig
Um nach Inkrafttreten der Konvention am Markt handlungsfähig zu sein, bemühen sich immer mehr Werften um eine entsprechende Zertifizierung. Der weltgrößte Cash Buyer GMS gab jetzt bekannt, dass die in Bangladesch ansässige Werft S.N. Corporation in Shitalpur, Sitakunda, als zweite Werft des Landes die Richtlinien der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) für sicheres und umweltgerechtes Schiffsrecycling erfüllt.
Das Zertifizierungsverfahren wurde von der japanischen Klassifikationsgesellschaft ClassNK. Sie stellte den Angaben zufolge fest, dass die S.N. Corporation in der Lage ist, »die intensiven Verfahrens- und Leistungsstandards zu erfüllen, die im Rahmen des Hongkong-Übereinkommens (HKC) gefordert werden.« Unterstützt wurde die Zertifizierung von GMS im Rahmen seines Sustainable Ship & Offshore Recycling Program (SSORP).
Anand Hiremath, Chief Sustainability Officer bei GMS, sagte, die Schiffsrecyclingindustrie in Südasien mache »bedeutende proaktive Schritte«, um Übergang zu nachhaltigeren Praktiken zu unterstützen und die verantwortungsvolle Rückgewinnung von wiederverwendbaren Materialien zu ermöglichen.« Er gratulierte der S.N. Corporation und begrüßte »weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit globalen Schiffsrecyclingwerften, die in den kommenden Jahren Nachhaltigkeit fördern wollen.«
Bangladesch gehörte in der Vergangenheit – wie auch zum Beispiel Pakistan oder Indien – zu den Scrapping-Standorten, die immer wieder für die vorherrschenden Arbeitsbedingungen und Umweltbeeinträchtigungen kritisiert wurden. In den vergangenen Jahren hat sich aber einiges getan. Dennoch gibt es nach wie vor große Unterschiede. Henning Gramann, Chef vom deutschen Dienstleister BSR Services und erfahrener Fachmann in diesem Markt, spricht in der aktuellen Episode des HANSA PODCASTs von »vielen ›Shades of Green‹«, beim grünen Schiffsrecycling trenne sich die Spreu vom Weizen. Gute und »weniger gute« Werft gebe es überall, in Bangladesch wie in Indien oder auch in Europa.
Hören Sie hier die komplette Episode. Gramann spricht darin unter anderem über Schiffsrecycling in Südasien, eine Scrapping-Welle, knappe Kapazitäten, unterschiedliche Zertifizierungsprozesse bei Klassifikationen, Potenziale für europäische und deutsche Werften und die wichtigen Regulierungen durch die HKC, die EU-SRR und auch die Baseler Konvention zur grenzüberschreitenden Abfallverbringung, die noch zu oft zu wenig Beachtung in den Planungen der Reedereien finde.