tkms
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Schon mehrfach hat ThyssenKrupp die Marinesparte tkms ins Schaufenster gestellt, bislang ohne Folgen. Dieses Mal scheint ein Verkauf konkret zu werden.

Die Marine-Schiffbau von ThyssenKrupp ist auf Jahre ausgelastet, ab dem kommenden Jahr sollen daher neue Kapazitäten in Wismar hinzukommen. Die Aussichten gelten als glänzend, weil in Folge des Ukraine-Krieges die Rüstungsbudgets weltweit steigen. Und dennoch soll die Werftengruppe offenbar verkauft werden. [ds_preview]

Der Industriekonzern ThyssenKrupp treibt seine Pläne für eine Abspaltung der Marine-Tochter tkms in Kiel voran. Zuerst hatte die neue Essener Konzernchefin Martina Merz auf der Jahreshauptversammlung im Februar das Thema auf die Agenda gesetzt. Am vergangenen Freitag hat demnach auch der Aufsichtsrat für einen Verkauf votiert. Tkms-Chef Oliver Burkhard soll in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe von Gesprächen mit möglichen Interessenten geführt haben, berichten die Nachrichtenagentur Reuters und das Handelsblatt.

Mit internem Widerstand ist demnach nicht zu rechnen. So sollen sich auch die Arbeitnehmervertreter hinter die Pläne einer Verselbständigung der Marine-Tochter mit rund 6.500 Beschäftigten gestellt haben. Die IG Metall hatte zuvor schon eine Konsolidierung der Branche gefordert.

Thyssenkrupp Marine Systems verfügt über Standorte in Kiel, Hamburg, Bremen und seit kurzem auch in Wismar, wo die ehemalige MV-Werft übernommen wurde. Dort sollen zusätzliche Kapazitäten für den Bau von U-Booten und auch Überwasser-Marineschiffe geschaffen werden, hieß es.

Laut früheren Angaben kann sich die Essener Konzernzentrale durchaus ein Zusammengehen mit einem der Wettbewerber vorstellen. Gespräche hatte es unter anderem mit Lürssen/NVL (Bremen/Hamburg) und der italienischen Schiffbaugruppe Fincantieri gegeben. Als wahrscheinlich gilt aber ein Einstieg von Finanzinvestoren.

Investoren zeigen Interesse an tkms

Eine Reihe von Private-Equity-Fonds sei an tkms herangetreten, um eine mögliche Beteiligung auszuloten, hieß es bereits vor dem Jahreswechsel. Der Wert von tkms wird von Marktexperten auf bis zu 1 Mrd. € taxiert, während ThyssenKrupp auf das Doppelte hofft. Perspektivisch sei auch ein Börsengang der Kieler Traditionsfirma angedacht, die im abgelaufenen Geschäftsjahr 1,8 Mrd. € Umsatz erzielte, berichtete damals das Handelsblatt.

Die IG Metall KĂĽste hatte in Reaktion auf frĂĽhere Spekulationen gewarnt, dass tkms auf gar keinen Fall verramscht werden dĂĽrfe. Die Bundesregierung mĂĽsse vielmehr den strategisch wichtigen Marine-Schiffbau im Land halten und ein Zukunftskonzept unter Einbeziehung der zahlreichen Zulieferer zu schnĂĽren.