Piraten
Die Piraten-Gruppe beim Angriff auf die »Torm Alexandra«, aufgenommen von der Besatzung des Tankers (Foto: Torm/Dryad)
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Der Trend bei Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe ist rückläufig. Das International Maritime Bureau (IMB) der internationalen Handelskammer ICC fordert dennoch eine kontinuierliche, robuste und koordinierte regionale und internationale Marinepräsenz zur Abschreckung.

Im ersten Quartal 2023 verzeichnete das IMB den niedrigsten Stand der weltweit gemeldeten Vorfälle seit 1993. Dem Bericht zufolge wurden im ersten Quartal des Jahres 27 Vorfälle gemeldet, was einen deutlichen Rückgang gegenüber den 37 Vorfällen im gleichen Zeitraum des Jahres 2022 bedeutet. [ds_preview]

Von den 27 Vorfällen enterten die Täter in 24 Fällen die Schiffe der Opfer, zwei Schiffe berichteten von versuchten Überfällen und ein Schiff wurde gekapert. Trotz dem Rückgang der Zahlen bleibt die Bedrohung durch Gewalt bestehen: sechs Besatzungsmitglieder wurden entführt, zwei als Geiseln genommen, zwei bedroht und eines angegriffen.

Piraterie im Golf von Guinea geht zurück

Die Zahl der Piratenüberfälle und bewaffneten Raubüberfälle im Golf von Guinea, einem Gebiet, das in der jüngeren Vergangenheit zu einer Brutstätte für diese Art von Verbrechen geworden war, geht weiter zurück. Im ersten Quartal 2023 wurden nur fünf Vorfälle gemeldet, verglichen mit acht im Jahr 2022 und 16 im Jahr 2021.

Trotz diesen Verbesserungen ruft das IMB Piracy Reporting Centre die Küstenschutzbehörden und die internationalen Seestreitkräfte auf, ihre Bemühungen in der Region fortzusetzen. Am 25. März wurde ein Produktentanker 140 Seemeilen westlich von Pointe Noire (Kongo) gekapert. Das Schiff verlor fast fünf Tage lang jegliche Kommunikation, und als es von einer französischen Marineeinheit geortet wurde, wurde gemeldet, dass sechs Besatzungsmitglieder entführt worden waren. »Dies unterstreicht die Notwendigkeit der Wachsamkeit und der schnellen Reaktion der Marine, wenn Zwischenfälle gemeldet werden«, so das IMB

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IMB-Direktor Michael Howlett erklärt: »Wir betonen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen, robusten und koordinierten regionalen und internationalen Marinepräsenz, die als Abschreckung zur Verhinderung und Bekämpfung von Piraterie dient – vor allem, wenn man bedenkt, dass fast 85 % des internationalen Handels über den Seeweg abgewickelt werden und es die Seeleute sind, die geschützt werden müssen.«

Meerenge von Singapur und Südamerika bleiben Piraterie-Hotspots

Fast 30 % der Vorfälle im ersten Quartal 2023 ereigneten sich in der Straße von Singapur, wo acht Fälle gemeldet wurden – ein Rückgang gegenüber den 15 Vorfällen im ersten Quartal 2022. Zwar handelt es sich bei den Vorfällen in dieser Region in der Regel um Bagatelldiebstähle, doch die Gefahr von Gewalt ist laut des IMB-Berichts nach wie vor besorgniserregend, denn bei zwei Vorfällen wurden Messer gesichtet und gemeldet.

Etwa 33 % der weltweiten Vorfälle ereigneten sich in Südamerika, wobei die Reede vor Callao in Peru nach wie vor ein besonders gefährliches Gebiet darstellt. Im ersten Quartal 2023 gab es dort fünf gemeldete Vorfälle, eine Zahl, die in den letzten Jahren konstant geblieben ist. Gefhar besteht auch hier für die Besatzung, zwei Besatzungsmitglieder wurden im ersten Quartal als Geiseln genommen und je eines angegriffen und bedroht.

Das IMB-Meldezentrum für Piraterie dient als rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle für die Meldung von Piraterie und die Unterstützung bedrohter Schiffe. Mit einer schnellen Reaktion und der Konzentration auf die Koordinierung mit den Einsatzkräften sowie der Versendung von Warnmeldungen und E-Mail-Warnungen an Schiffe soll die Sicherheit auf hoher See zu erhöht werden. Die vom Zentrum gesammelten Daten liefern auch wichtige Erkenntnisse über die Art und den Stand der modernen Piraterie