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Frauen sehen sich auf See noch immer mit einigen Problemen konfrontiert, wie eine neue Studie belegt. Die Probleme sollen angegangen werden.

115 Frauen, die auf See arbeiten, haben sich zu anonymen Interviews für eine Studie bereit erklärt, die vom Global Maritime Forum und »All Aboard«-Allianz erstellt wurden. Heute wurden die Ergebnisse veröffentlicht.[ds_preview] Die Umfrage gilt als Startpunkt für mehrjährige Anstrengungen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen auf See.

Das Spektrum der Probleme und Herausforderungen ist breit, von schlecht sitzender Sicherheitsausrüstung über langsameres berufliches Fortkommen bis hin zu Belästigungen.
Aus den anonymen Interviews hat die All Aboard Alliance 15 Hauptprobleme ermittelt, die sich in vier große Kategorien einteilen lassen:

  • Schwierigkeiten für Frauen, auf See beruflich erfolgreich zu sein
  • Schwierige soziale Beziehungen an Bord
  • Beschäftigungsprobleme auf See
  • Physische Bedingungen an Bord

Einige der Probleme seien bereits bekannt, aber die detaillierten Berichte sei sehr wertvoll, heißt es heute seitens der Initiatoren. Die Studie selbst enthält eine Auswahl von Zitaten, die zur Veranschaulichung der Problempunkte aufgenommen wurden.

Frauen machen weniger als 2% der Seeleute aus

Frauen machen weniger als 2% der Seeleute aus. »Wir müssen das Leben auf See für weibliche Seeleute attraktiver machen. Aber jetzt, da wir besser verstehen, wo die Probleme liegen, können wir gemeinsam daran arbeiten, sie zu lösen. Wir wollen nicht, dass sie ihre Karriere auf See aufgeben, denn wir brauchen sie – und wir brauchen noch viele mehr«, sagte Su Yin Anand, Leiterin der Abteilung Schifffahrt bei South32 und Ko-Vorsitzende der All Aboard Alliance. Die Allianz ist ein Zusammenschluss von Führungskräften aus der gesamten maritimen Industrie. Sie wurde im Jahr 2021 gegründet und hat derzeit 36 Mitgliedsunternehmen.

»Diese Probleme müssen angegangen werden. Erstens, weil es das Richtige ist. Zweitens, weil sich die Schifffahrtsbranche schnell wandelt und mehr fortgeschrittene Fähigkeiten benötigt werden, die eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Talentpipeline erfordern, um die besten Kandidaten zu finden, damit der Schifffahrtssektor gedeihen und wachsen kann«, sagte Mikael Skov, Ko-Vorsitzender der All Aboard Alliance und CEO des Tankerbetreibers Hafnia. Die Reederei hatte 2022 ein Maritime Cultural Lab gestartet: an Bord von vier seiner Schiffen mit Besatzungen, die zu mindestens 50% aus Frauen bestehen. So soll mehr über die kulturellen Nuancen und die Auswirkungen einer vielfältigeren Besatzung erfahren werden.

Die Initiatoren betonten, dass viele der in der Studie ermittelten Hauptprobleme – wie Mobbing und Belästigung, das Gefühl der Isolation und lange Arbeitsverträge, die Seeleute monatelang von ihren Familien trennen – auch von vielen männlichen Kollegen als Probleme angesehen werden.

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Die Interviews wurden als erster Teil eines von der All Aboard Alliance durchgeführten Pilotprojekts durchgeführt. Die Studie bezieht sich auf Frauen aller Ränge, von der Kapitänin bis zum Deckhelferin, und auf vielen Schiffstypen, wobei die meisten der befragten Frauen aus Asien (63 %) und Europa (25 %) stammen.

»Die Studie gibt uns die Richtung vor, die wir brauchen, um angemessene Maßnahmen zu entwickeln, um Lösungen für jede dieser Herausforderungen zu finden, und nicht zuletzt, um zu entscheiden, welche der Maßnahmen im Rahmen des Pilotprojekts später in diesem Jahr getestet werden sollen«, sagt Susanne Justesen, Projektleiterin beim Global Maritime Forum und Autorin des Berichts.

In der nächsten Phase des Projekts, die im vierten Quartal 2023 beginnen soll, werden ausgewählte Schiffe mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an weiblichen Offizieren und Besatzungsmitgliedern die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen und Lösungen testen. Ziel ist es, herauszufinden, welche der vorgeschlagenen Lösungen die 15 Hauptprobleme weiblicher Seeleute am wirkungsvollsten angehen und somit der All Aboard Alliance am besten dabei helfen, eine Karriere auf See nicht nur integrativ, sondern auch für mehr weibliche Seeleute attraktiv zu machen.

Auch bei der Ausbildung spielt die Geschlechterfrage eine große Rolle, wie Sabine Zeller, Chefin der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt (BBS) jüngst gegenüber der HANSA berichtete.

Im HANSA PODCAST berichtet sie von ihrer Zeit auf See, den großen Herausforderungen in punkto Fachkräftemangel, die Geschlechterfrage und bessere Noten von Frauen, Work-Life-Balance (»War bei mir nie besser als zu meiner Seefahrt-Zeit«) und die Bindung an ein Unternehmen – »unabhängig von der Generationsfrage«. Hören Sie hier kostenlos die komplette Episode:

BBS Zeller Schiffsmechaniker