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© Damen
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Die Reederei Norden-Frisia hat im niederländischen Schiffbauer Damen einen Partner für ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen gefunden. Die Werft baut nicht nur das neue Schiff, sondern kümmert sich auch um zugehörige Infrastruktur.

Im Dezember vergangenen Jahres bestellte die Reederei ein vollelektrisches Schiff, das 150 Fahrgäste auf einmal schnell, sauber und komfortabel von Norddeich zur Insel Norderney befördern kann. Erstmals in den 150 Jahren ihres Bestehens hatte die Reederei Norden-Frisia ein Schiff außerhalb Deutschlands bestellt. Der Auftrag ging an Damen Shipyards. [ds_preview]

Den Ausschlag für die Niederländer gab nach Angaben der Reederei unter anderem die Erfolgsbilanz der Werft auf dem Gebiet der Elektroschiffe. Zu den vollelektrischen Schiffen, die Damen geliefert hat, gehören eine Reihe von fünf Fähren, die in der dänischen Stadt Kopenhagen im Einsatz sind. Darüber hinaus war der Schiffbauer am Bau eines vollelektrischen Hafenschleppers, des RSD-E Tug 2513, beteiligt, der für Ports of Auckland in Neuseeland arbeitet.

Damen übernimmt Rolle als Integrator für Norden-Frisia

Für Norden-Frisia baut Damen nicht nur das neue Schiff, erklärt Marine Superintendent Michael Garrelts: »Ursprünglich hatten wir nur das Schiff im Sinn, aber später sahen wir, dass Damen in der Lage war, uns bei der Ladeinfrastruktur und den Anlegelösungen zu helfen, so wie sie es bei ihren früheren Projekten getan hatten. Damit haben wir derzeit drei Projekte in Arbeit, die alle an einem Ort stattfinden. Das ist ein sehr bequemer und effizienter Prozess.«

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Damit übernehmen die Niederländer auch die Rolle eines Integrators, der sich um den gesamten Prozess – in diesem Fall einschließlich der elektrischen Infrastruktur – kümmert, und das über den gesamten Lebenszyklus des Schiffes.

Für die Strecke, auf der die Fähre verkehren wird, musste Damen ein völlig neues Schiff entwickeln – die Damen Fast Ferry (FFE) 3209 – auch bekannt als E-Cat Ferry. »Es gibt eine Reihe von Faktoren auf der Strecke, die den Einsatz eines Standardschiffs unmöglich machen«, sagt Garrelts. »Zunächst einmal muss die Fähre in sehr flachem Wasser fahren. Um sieben Mal am Tag verkehren zu können, darf der maximale Tiefgang des Schiffes nicht mehr als 1,2 m betragen.«

Außerdem ist das Wattenmeer, in dem die friesischen Inseln liegen, ein geschütztes UNESCO-Welterbe. Für Schiffe, die in diesen Gewässern verkehren, gelten daher eine Reihe strenger Kriterien, zu denen auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung gehört. Ein Schiff, das auf dieser Strecke verkehrt, darf nicht schneller als 16 kn fahren. Trotz dieser Beschränkung halbiert die E-Cat-Fähre die Transitzeit nach Norderney auf nur eine Stunde. Das Aufladen, das in nur 30 Minuten erfolgt, kann während des Ein- und Aussteigens der Passagiere erfolgen.

Erster Meilenstein: Tankerprobung

Vor kurzem hat das Projekt mit der Tankerprobung in Duisburg, an der Michael persönlich teilnahm, einen wichtigen Meilenstein erreicht. »Das war ein guter Schritt nach vorn. Das Modell hat sich bei den Tankversuchen wie erwartet verhalten, und jetzt freuen wir uns auf die nächsten Schritte, einschließlich der Kiellegung in Polen«, so Garrelts.

Sobald der Rumpf auf der Damen-Werft in Kozle fertiggestellt ist, wird er zur Ausstattung zu Damen Shipyards Gorinchem transportiert. Das Schiff soll im Mai 2024 an Norden-Frisia abgeliefert werden.

Garrelts geht davon aus, dass die E-Cat Ferry so etwas wie ein Vorreiter für elektrische Fährdienste in der Region sein wird: »Das ist ein sehr aufregender Moment. Die Fähre wird das erste vollelektrische Seeschiff sein, das unter deutscher Flagge fährt. Ich bin aber zuversichtlich, dass es nicht das letzte sein wird. Immer mehr Fahrgäste wollen bewusst einen Beitrag zur Energiewende leisten, und ich sehe eine steigende Nachfrage nach diesem Schiffstyp in den nächsten Jahren. Ich gehe daher davon aus, dass ganz Deutschland dem Bau dieser Fähre große Aufmerksamkeit schenken wird.«