Stahlbau, TKMS, Al Qadeer
»Al Qadeer« an der Labradorpier (© Eckardt)
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Die dritte und auch letzte Fregatte für die ägyptische Marine ist offenbar von Stahlbau Nord (SBN) an den Auftraggeber, die Kieler Werft thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) übergeben worden.

Zwar wird dieses offiziell von den Beteiligten nicht kommentiert, aber im Umfeld des zur Rönner-Gruppe gehörendem Unternehmen Stahlbau Nord machen derartige Meldungen schon seit ein paar Tagen die Runde. Die 121 m lange Fregatte vom Typ Meko 200, die zum Teil schon mit militärischen Anlagen und Waffen ausgerüstet an der Labradorpier liegt, führt den Namen »Al Qadeer«.

Über den weiteren zeitlichen Verlauf, wie die noch ausstehende Probefahrt oder  Restarbeiten, gibt es von Seiten von TKMS auf Anfrage keine Auskünfte. Stahlbau Nord musste seinerzeit eine Verschwiegenheitserklärung gegenüber dem Auftraggeber abgeben.

Getauft wurde das Schiff schon am 14. Oktober 2022 vom Stabschef der ägyptischen Marine, Vizeadmiral Ashraf Ibrahim Atwa, im Rahmen der Übergabefeierlichkeiten für die erste von SBN erbaute Fregatte »Al Aziz«. Vermutlich wird die »Al Qadeer« in den nächsten Tagen zur Erprobung und Abnahmefahrten nach Kiel überführt.

Stahlbau Nord baut für TKMS

Die mit vier MTU-Hauptmaschinen ausgerüstete Fregatte mit der militärischen Kennung 909 erreicht, bei einer späteren Zuschaltung der beiden General-Electric-Gasturbinen, mit einer Leistung von immerhin 45.000 kW eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 30 kn. Bei einem reinen Betrieb mit Dieselmotor wird eine Geschwindigkeit von 18 kn erreicht. Die Bewaffnung der ägyptischen Fregatte wird sich später aus einem umfangreichen Arsenal aus Flugkörpern, Torpedos und Geschützen zusammensetzen. Hinzu kommen zwei Bordhubschrauber, Einsatzboote und Ausrüstung für die Aufklärung.

Die Bundesregierung hatte vor fast fünf Jahren den Rüstungsexport für die bei Stahlbau Nord gefertigten Fregatten genehmigt und auch Exportkredit-Garantien für den Milliarden-Auftrag gegeben. Pro Schiff soll der Preis soll bei rund 500 Mio. € liegen.

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Nach kurzen, aber intensiven Verhandlungen, die im Mai 2018 begannen, wurde der Vertrag für vier Fregatten im September 2018 mit TKMS unterzeichnet. Aus Kapazitätsgründen wurden die Arbeiten dann aber nicht in Kiel ausgeführt, sondern an die Rönner-Gruppe übertragen und die Projektarbeiten begannen offiziell im August 2019. Der erste Stahlschnitt bei Stahlbau Nord in Bremerhaven war bereits im September 2019 und der Stapellauf der »Al Aziz« fand im April 2021 statt. Eine vierte Fregatte aus dieser Serie wird die ägyptische Marine eigenverantwortlich mit von TKMS zugelieferten Baugruppen selbst in Ägypten herstellen.

Seit Ostern liegt nun auch die zweite schon an TKMS übergebene Fregatte, die »Al Qahhar«, wieder in Bremerhaven, die zuletzt umfangreiche Einstellungs- und Erprobungsfahren von der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel in die Ostsee absolvierte.

Im Schwimmdock von Bredo Dry Docks werden im Rahmen einer Abschlussdockung unter anderem noch letzte Wartungsarbeiten durchgeführt, offensichtlich auch an den mittlerweile eingerüsteten Antriebsaggregaten. Es ist davon auszugehen, dass dieser Fregattenneubau demnächst an die ägyptische Marine übergeben und dann die Seestadt mit Kurs auf Alexandria verlassen wird.

Welche weiteren Projekte in der von SBN genutzten Lunehalle im Fischereihafen demnächst realisiert werden, ist derzeit noch nicht ganz klar. Eine der beiden Hallen wird aktuell von Dörries Yachts aus Bremen für die Überholung des Yachtprojektes »Vega« genutzt. In der zweiten Halle, in der vor kurzem von SBN das 78 m lange Yachtprojekt »Ace21« für die Lürssen Werft entstand, könnten Arbeiten für die Offshore-Industrie erfolgen, wie SBN-Geschäftsführer Marcus Rönner kürzlich andeutete.       (CE)