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Während sich die Frachtenmärkte in den meisten Segmenten nach der Pandemie wieder auf normalem Niveau eingependelt haben, erleben die Auto- und RoRo-Carrier weiterhin eine Sonderkonjunktur. Fracht- und Charterraten bewegen sich nach wie vor auf oder nahe ihren Rekordständen, Schiffsraum bleibt extrem knapp.

Entsprechend stark fielen die Quartalsergebnisse und Prognosen der börsengelisteten Carrier Wallenius Wilhelmsen und Höegh Autoliners diese Woche aus.[ds_preview] Letzterer verzeichnete im ersten Quartal einen deutlichen Anstieg der verbuchten Frachtraten um 9% gegenüber dem Vorquartal auf ein All-Time-High von 74,40 $/Kubikmeter.

Beim größeren Wettbewerber Wallenius Wilhelmsen gab die Durchschnittsrate leicht auf 51 $/Kubikmeter nach, von 52 $ im vierten Quartal. Die Reederei begründete den leichten Rückgang allerdings mit einem veränderten Ladungsmix – die Marktraten hätten sich nicht abgeschwächt. So hatte Wallenius Wilhelmsen mit extremen Wartezeiten aufgrund neuer Einfuhrkontrollen zum Schutz der Biosphäre in Australien zu kämpfen. Entsprechend konnten viele Schiffe nicht wie geplant ihre Weiterfahrt nach Fernost aufnehmen, um noch besser zahlende Frachtgüter zu laden.

Ladung staut sich in Bremerhaven und Zeebrugge

Beide Unternehmen berichten, dass ihre Schiffe auf allen Routen voll ausgebucht seien. In Häfen wie Zeebrugge und Bremerhaven staut sich unterdessen sehr viel Ladung, weil es an Schiffen fehlt. Die Carrier finden aber keine zusätzlich Tonnage, weil der Chartermarkt leergefegt ist und dieses Jahr auch kaum Neubauten nachkommen.

Die britische Marktforschungsfirma MSI bewertete das Zeitcharterniveau für größere Car Carrier mit Platz für 6.500 Fahrzeuge im April mit 115.000 $/Tag – so hoch wie noch nie zuvor. Wegen der Knappheit an RoRo-Kapazität weichen Speditionen wo nur irgendwie möglich auf Container aus. So wickelt der Logistiker Karl Gross sein alljährliches Saisongeschäft für den Export von Landmaschinen in die USA diesmal mit Flatracks im Containerverkehr statt im RoRo-Verfahren ab. »Es gibt keine Planungssicherheit, und das Preisgefüge bei RoRo passt auch nicht mehr«, stellt Florian Straßer, Leiter für Business Development bei Karl Gross, fest.

Bulke-Spotmarkt

Am Bulker-Spotmarkt hielten sich die Ratenschwankungen diese Woche in Grenzen. Der Trend war für Capesize-Bulker leicht steigend, für alle anderen fallend. Der Baltic Dry Index gab auf Wochensicht um 18 auf 1.558 Punkte nach. Die Durchschnittsrate der Capes verbesserte sich um 3,5% auf 19.768 $/Tag, getrieben durch einen erhöhten Ladungszustrom im Nordatlantik. So wurden vermehrt Schiffe für Transporte von Nordamerika Richtung Mittelmeer und Nordeuropa gebucht. Für die übrigen Bulkertypen beruhigte sich die Nachfrage sowohl im Atlantik als auch im Pazifik. Die Panamaxe verschlechterten sich um gut 5% auf 13.512 $/Tag, die Supramaxe und Handies um je 6% und 3% auf 12.053 und 11.605 $/Tag.

Auch am Chartermarkt für Rohöltanker standen die Raten überwiegend unter Druck. Die VLCC verzeichneten einen Rückgang der durchschnittlichen Spoteinnahmen um 26% auf 37.900 $/Tag. Für die Suezmaxe ging es bei schwächerer Aktivität im Schwarzen Meer und im Persischen Golf um 9% auf 45.800 $/Tag runter. Nur die Aframaxe konnten dank Tonnageengpässen im US-Golf etwas Boden gutmachen und sich um 10% auf 49.500 $/Tag verbessern.    (mph)