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Es war wieder eine Woche zum Abhaken am Trockenfrachtmarkt. Die Abwärtsspirale der Fracht- und Charterraten beschleunigt sich.

Wann kommt endlich die Ladung zurück? Die ungewöhnlich ruhige Phase in der Bulk-Befrachtung zieht sich seit Wochen hin und lässt die Frachtraten wie Butter in der Pfanne dahinschmelzen.[ds_preview] Für die Schiffe am Spotmarkt wird das Übergewicht an Tonnage langsam verheerend. So brach der Baltic Dry Index im Wochenverlauf um 253 auf 919 Punkte ein.

Die Branche rätselt

Belastend für den Index war vor allem der Sturzflug der Raten im Capesize-Segment. Das Durchschnittsniveau der Großbulker im Zeitcharter-Trip-Geschäft fiel um 34% auf 9.254 $/Tag. Sollte es in diesem Tempo weiter abwärts gehen, könnten in zwei bis drei Wochen die Tiefstände des ersten Quartals mit Tageseinnahmen deutlich unter Betriebskosten erreicht sein. Warum der Markt ausgerechnet im für gewöhnlich recht starken zweiten Quartal dermaßen verrückt spielt, ist den meisten Marktteilnehmern ein Rätsel.

Neben dem sich hinziehenden Mangel an Eisenerzladungen ex Brasilien kommen nun auch saisonale Rückgänge in der Bauxit-Befrachtung in Westafrika sowie ein daniederliegender Markt für Kohle im Nordatlantik als Erklärungsversuche ins Spiel. Die Kohlevorräte in der ARAG-Range sollen dermaßen aufgebläht sein, dass inzwischen Schiffsladungen davon nach Asien verladen würden, heißt es. Neue Impulse für Capesize-Verschiffungen von Kohle aus Nord- und Zentralamerika nach Europa seien nicht zu erkennen.

Für die Panamaxe (82.500 tdw Indexschiff) endet die Woche mit einem Minus von 8% auf 9.269 beim Zeitcharter-Level (5TC). Eine leichte Belebung der Charteraktivität für Reisen ex Indonesien und Australien reichte nicht annähernd aus, um die Raten zu stützen.

Auch im Supramax-Segment (58.000 tdw) waren scharfe Einbußen zu verzeichnen mit einem Rückgang der Durchschnittsrate auf den zehn wichtigsten Zeitcharter-Routen von mehr als 13% auf 9.011 $/Tag. Was die indonesischen Bergbauer an Ladung für Panamaxe auf den Markt schmissen, müssen sie bei den Supramax-Stems abgezogen haben. Auf den Kohlerouten ab Indonesien war der Ratenverfall für die Supras genauso brutal wie im US-Golf, am Kontinent und im Mittelmeer.

Geringere Blessuren für Handies

Die Handies (Indexschiff 38.000 tdw) kamen noch mit den geringsten Blessuren davon: Ihr Ratenniveau sank »nur« um gut 7% auf 9.805 $/Tag. Damit sind sie nun Spitzenverdiener unter allen Bulkern – verkehrte Welt, wie man sie anfänglich in der Corona-Panademie über längere Zeiträume schon sah. Nach Feiern dürfte den Handysize-Ownern trotzdem nicht zumute sein. Die besten Raten von 12.000 bis 15.000 $/Tag werden nach wie vor an der Ostküste Südamerikas gezahlt, wo die Aktivität noch relativ hoch sein soll.

Akuter Ladungsmangel am Nordkontinent

Immer problematischer wird es am Nordkontinent, wo es akut an Ladung mangelt. »Da gab es die ganze Woche über keine Perspektiven«, berichtet ein Makler. Trips Richtung Brasilien wurden dem Vernehmen nach zu 6.500 $/Tag geschlossen, eine Getreideladung von Hamburg nach Angola bekam ein paar Tage zuvor noch 10.000 $/Tag. Die Aussichten seien weiterhin gedämpft.

Vom europäischen Shortsea-Markt kamen diese Woche gemischte Signale. Bei relativ schwacher Aktivität sollen die Abschlüsse in Nordeuropa keinen klaren Trend offenbart haben. Je nach Termin und Ladungsart hätten die Raten-Levels leicht unter oder über »last done« gelegen hieß es. Ein britischer Makler wies darauf hin, dass Charterer problemlos Ersatztonnage für Schiffe fanden, die aufgrund von Verzögerungen aufgrund der Feiertage ihre Anlieferzeiträume nicht einhalten konnten. Der Branchendienst BMTI hob seinen European Short Sea Index allerdings um 2,7% auf 28.04 Punkte an.

Minus für Rohöltanker

Lustlos präsentierte sich auch der Chartermarkt für Rohöltanker. Der Zustrom neuer Ladungen im Persischen Golf war nach Angaben von Maklern sehr dünn, was die Raten gleich von Wochenanfang an unter Druck brachte. Später besserte sich die Lage dort, und es kam zusätzlich Schwung in den Atlantik durch vermehrte Anfagen und Frachtabschlüsse ex Brasilien. Trotzdem lagen die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC per gestern mit 38.400 $/Tag um 11% niedriger als vor einer Woche. Die Suezmaxe und Aframaxe litten zusätzlich unter einer Flaute im Mittelmeer sowie im US-Golf. Ihre Ertragslevel verschlechterten sich um 13% auf 52.500 $/Tag (Suezmax) und um 17% auf 49.100 $/Tag (Aframax).           (mph)