»Hunderttausend heulende Höllenhunde«… Käpt’n Haddock, der stets schimpfende Begleiter mit maritimer Expertise in den Geschichten von »Tim & Struppi«, wäre, wenn er unter uns weilen würde, in den letzten Wochen aus dem staunenden Fluchen kaum herausgekommen sein: Diverse politische Einschläge, die wohl auch Auswirkungen auf die maritime Branche haben dürften.
Eine Auswahl:
Die deutsche Ampel-Regierung zerbricht und es droht ein monatelanges Entscheidungsvakuum.
Der auch in einigen maritimen Angelegenheiten mitredende Verkehrsminister Volker Wissing verlässt die FDP und bleibt Regierungsmitglied, der ebenfalls auch in maritimen Belangen wichtige Finanzminister wird rausgeschmissen.
Die eigentlich für Mai 2025 geplante Nationale Maritimen Konferenz als wichtiges Dialog-Forum zwischen Wirtschaft und Politik steht mehr als nur auf der Kippe.
Der Protektionismus-Verfechter und Zoll-Groupi Donald Trump gewinnt die US-Wahl und steigt (erneut) zu einem der mächtigsten Menschen der Welt auf.
Die jemenitischen Huthi-Rebellen drohen deutschen Reedereien per Email mit Angriffen auf ihre Schiffe.
Und die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sind noch immer weit davon entfernt, befriedet zu werden – angesichts der Aktivitäten von China, Nordkorea, Iran & Co. dürfte die Bewertung eher »ganz im Gegenteil« lauten.
Für die maritime Industrie steht einiges auf dem Spiel. Aber nicht alle Unwägbarkeiten müssen in schlechte Zeiten führen. Während bei einigen Nachrichten eine eindeutige Bewertung nicht schwer fällt (Ukraine, Naher Osten, Huthi), bieten andere möglicherweise das Potenzial für Einschätzungen auf beiden Seiten der »Jubel-Fassungslosigkeit«-Skala.
Eine neue Bundesregierung bringt hoffentlich wieder mehr Bewegung in die maritime Wirtschafts-, Verkehrs- und Finanzpolitik. Wer weiß, vielleicht wird die Forderung der Seehäfen nach 500 Mio. € jährlich für die Infrastruktur ja erhört?
Sicherheit der Meere
Außerdem: Mehr Handelskrieg bedeutet zwar einerseits schwierigere Bedingungen – es bleibt darüber hinaus zu hoffen, dass die zwischenstaatlichen Verstimmungen nicht negativ auf die Schifffahrtsdiplomatie auf Ebene der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO ausstrahlt. Aber andererseits wird die Welt auch 2025 noch auf den Welthandel zur See angewiesen sein. Politisch angestrebte Produktionsverlagerungen und Industrie-Transformationen oder das Streben einiger Länder nach Wohlstand und Entwicklung sorgen für Nachfrage nach Schiffen, und zwar auch nach neuen Schiffen, sowie leistungsfähigen Häfen.
Also, bei allen Schreckensnachrichten und -szenarien sollten sich die Schifffahrtstreibenden ihre Zuversicht, ihre so oft bewiesene Innovationsfähigkeit und Flexibilität bewahren. Die Meere werden trotz einiger Eiseskälte in den internationalen Beziehungen nicht zufrieren (erneut: ganz im Gegenteil), höllische Gewässer nach »Haddockscher Art« sind auch nicht zu erwarten.
In diesem Sinne wünschen wir ein gutes, erfolgreiches Jahr 2025 und ein gesundes Maß an Zuversicht!
Michael Meyer – Stv. Chefredakteur – HANSA International Maritime Journal