Köhlbrand: Boxenverkehr unter der Elbe?

    Mit ihren laufenden Infrastrukturprojekten liegt die Hamburg Port Authority (HPA) gut in der Zeit. Als neue Lösung für den Köhlbrand wären sowohl eine Brücke als auch ein Tunnel technisch realisierbar. Dazu gibt es kühne Ideen

    Aktuell laufen Überlegungen bei der HPA für eine neue Köhlbrandquerung. Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die insbesondere die Varianten Tunnel oder neue[ds_preview] Brücke als Ersatzbauwerk untersucht, sollen in der zweiten Jahreshälfte vorliegen, erklärten Mitte April die beiden Geschäftsführer der HPA, Jens Meier (CEO) und Matthias Grabe (CTO).

    »Aufgrund der steigenden Verkehrsbelastung und der daraus resultierenden Verschlechterung des Bauwerkszustandes ist die leistungsfähige Nutzung und der wirtschaftliche Betrieb der Köhlbrandbrücke über das Jahr 2030 nicht mehr möglich«, heißt es. Das Bauwerk erfülle nicht die heutigen und künftigen prognostizierten Anforderungen hinsichtlich Verkehrsmengen und Lastannahmen. Um die extremen Belastungssituationen für die Brücke zu reduzieren, wurde 2012 das Überholverbot für Lkw angeordnet. In Abhängigkeit vom Bauwerkszustand könne die Lastreduzierung so weit gehen, dass künftig Spuren gesperrt oder Schwerverkehr verboten werden müsse.

    Kommt die Container-U-Bahn?

    Zudem entspricht die 1974 eingeweihte Brücke mit ihrer Durchfahrtshöhe von 53 m nicht mehr den prognostizierten Größenverhältnissen zukünftiger Containerschiffe. Bei der HPA werden deshalb Lösungen für eine Neue Querung Köhlbrand untersucht. »Der Prozess ist bewusst offen für alle möglichen Ideen gestaltet«, betont Jens Meier. »So untersucht derzeit eine mehrstufige Machbarkeitsstudie eine grundsätzliche Abwägung zwischen einer Tunnel- und einer Brückenlösung für die Neue Querung Köhlbrand.«

    Wie aktuell ein erstes Zwischenergebnis zeigt, wären beide Lösungen am Köhlbrand technisch realisierbar. Ferner ergründet die mehrstufige Untersuchung für eine mögliche Tunnellösung auch die Vor- und Nachteile eines Bohr- bzw. Absenktunnels – beide Varianten eröffnen unterschiedliche Möglichkeiten des Baus. Belastbare Ergebnisse, die eine grundlegende Bewertung ermöglichen, werden Ende 2018 erwartet. Aussagen über einen Zeit- und Kostenplan für die Neue Köhlbrandquerung lassen sich laut HPA zum jetzigen Zeitpunkt deshalb noch nicht treffen.

    Verschiedene Medien, u.a. der Branchendienst Alphaliner, berichten außerdem, dass dem Vernehmen nach auch eine »Container Metro« Teil der Überlegungen sei. So könnten auf einer Spur unter den Pkw- und Lkw-Fahrspuren eines Tunnels elektrische AGVs Container zwischen den Terminals transportieren. Angeblich sollen erste dahingehende Untersuchungen positive Ergebnisse geliefert haben. Eine solche Container-U-Bahn könnte generell einzelne Terminals im Hafengebiet miteinander verbinden, unabhängig von der Köhlbrandquerung.

    Neue Brücken, neue Tunnel

    Im Dezember konnte die HPA das Projekt Rethedoppelklappbrücke abschließen. Über zwei getrennte Brückenneubauten rollen Straßen- und Schienenverkehr nun getrennt voneinander über Europas größte Doppelklappbrücke. Durch die Auslegung als Klappbrücke ist man für zukünftige Schiffsgrößen gerüstet. Zudem wird die Fahrrinne im Bereich der Brücke um rund 20 m verbreitert.

    Weit fortgeschritten ist der Bau der neuen Bahnbrücke Kattwyk. Die beiden Strompfeiler graben sich im Zuge des Bauverfahrens der Brücke, das aus dem Tunnelbau abgeleitet ist, schrittweise in den Untergrund der Elbe – bis die endgültige Position 20 m unter der Sohle erreicht ist. Danach dienen die Pfeiler als Fundament für die beiden Pylonen, zwischen denen ein 133 m langes Hubteil eingebaut wird. Auch durch dieses Bauwerk werden Straße und Schiene getrennt.

    Im Zuge der Klütjenfelder Straße und des Reiherstieg Hauptdeiches plant die HPA ab Ende 2018 den Neubau der Veddelkanalbrücken und die Herstellung eines Straßendamms im Bereich der ehemaligen Ernst-August-Schleusenbrücke.

    Auf der Zielgeraden befindet sich die Sanierung der Oströhre des St. Pauli Elbtunnels. Während die eigentliche Sanierung bereits abgeschlossen ist, läuft derzeit der Wiederaufbau der Fahrbahn, der Brandschutzeinrichtungen und der Leitungen. Anfang 2019 soll dann die Oströhre fertig sein und die Sanierung der Weströhre soll im Sommer 2019 beginnen.