Die Rickmers Holding beendet die Insolvenz in Eigenverwaltung. Nachdem alle wesentlichen Assets verkauft werden konnten, sind nur noch kleinere Beteiligungen mit geringem Wert übrig, jetzt kann endgültig abgewickelt werden.
Die Rickmers Gruppe hatte im Juli 2017 Insolvenz anmelden müssen, nachdem die HSH Nordbank als größter Kreditgeber mit rund 700 Mio. $ an Forderungen dem Sanierungsplan des Vorstands die Zustimmung verweigert hatte. Damit war die Reederei nicht mehr zahlungsfähig, CEO Ignace Van Meenen musste gehen, Allein-Gesellschafter Bertram Rickmers verlor seinen Posten als Chef des Aufsichtsrates.
Das Ruder übernahmen Insolvenzexperten: Der Fachanwalt Christoph Morgen rückte als Chief Insolvency Officer in den Vorstand der Rickmers Holding ein. Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder wurde vom Amtsgericht Hamburg zum vorläufigen Sachwalter bei dem von der Reederei beantragten »Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung« bestellt. Beide haben zusammen mit Holding-Vorstand Frank Bünte die ihnen zugedachte Aufgabe erfüllt – möglichst viel Geld aus der Insolvenz zu retten.
Alle wesentlichen Assets verkauft
Bereits im Oktober 2017 wurde das Kerngeschäft »Schiffsmanagement« (ehemals Rickmers Maritime Services) an die Bremer Zeaborn verkauft. Dies betraf auch insgesamt 1.800 Mitarbeiter an Land und auf See. Mit im Boot als Minderheitsgesellschafter übrigens auch Bertram Rickmers. »Die Kaufpreiserwartungen der Hauptgläubiger wurden weit übertroffen«, teilte der Vorstand jetzt mit. Zuvor hatte Zeaborn bereits die Rickmers Line übernommen.
Nach und nach wurden dann die Rickmers-eigenen Schiffe (Container und Bulker) in Abstimmung mit den finanzierenden Banken verwertet, »ohne dass es zu Folge-Insolvenzen oder Arresten gekommen sei«, heißt es. Die mehr als 100 Einzelgesellschaften seien ebenfalls abgewickelt worden.
Abwicklung von »Polaris« folgt
Für die verbliebene Kernbeteiligung »Polaris«, eine Asset Management-Gesellschaft für ehemals 21 Schiffe, seien unter Einbeziehung der finanzierenden Banken und einer chinesischen Werft die Verträge zur Abwicklung abschlussreif verhandelt, so dass auch hier Werte für die Gläubiger hätten gesichert werden können.
Da die Eigenverwaltung ihren Zweck erfüllt habe, habe der Vorstand jetzt mit Zustimmung des Gläubigerausschusses und des Sachwalters die Aufhebung der Eigenverwaltung beim Amtsgericht Hamburg beantragt. Nach dem Verkauf der wesentlichen Assets seien nur noch wenige Restbeteiligungen von untergeordnetem Wert vorhanden. Für einen Insolvenzplan, in der Regel ein Instrument zur Sanierung eines Unternehmens, bestehe keine Notwendigkeit, das restliche Vermögen soll stattdessen einzeln verwertet werden. In der Rickmers Holding AG seien derzeit noch acht Mitarbeiter beschäftigt.
Der bisherige Sachwalter Jens-Sören Schröder soll jetzt zum Insolvenzverwalter ernannt werden und die finale Abwicklung in die Wege leiten. »Wir freuen uns, dass es gelungen ist, in dem schwierigen Marktumfeld der Schifffahrt ein für die Gläubiger bestmögliches Ergebnis zu erzielen«, sagte Chief Insolvency Officer Christoph Morgen.
Nach der Verwertung folgt nach Abzug der Verfahrenskosten die Verteilung der Insolvenzmasse auf die Gläubiger, üblicherweise liegt die Quote unter 10% der Forderungen. Abschließend wird das Verfahren vom Gericht beendet.
Aus Rickmers und E.R. Schiffahrt wird Zeaborn
Damit dürfte auch der über lange Jahre klangvolle Name Rickmers aus der maritimen Welt verschwinden. Das Imperium von Bertram, dem älteren von zwei Brüdern ist zerschlagen, erst jüngst hatte Zeaborn die Geschäftssparten entsprechend umbenannt. Der jüngere Bruder Erck hatte seine unter dem Namen E.R. Schiffahrt gebündelten Shipmanagement-Aktivitäten ebenfalls an Zeaborn verkauft.