Phanthian Zuesongdham, Head of Division Port Process Solution bei der Hamburg Port Authority wurde von WISTA Germany zur »Personality of the Year« gekürt. Mit der HANSA sprach sie über ihren Werdegang, Diversität und neue Anforderungen an Arbeitgeber.

Seit wann sind Sie mit Schifffahrt verbunden und wie sind Sie dazu gekommen?

Phanthian Zuesongdham: Meine Begeisterung für die Schifffahrt fing an, als ich im Alter von 15 Jahren als Passagier auf einer Containerschiffsreise mit meinen Eltern unterwegs war. Da mein Onkel den Schiffseigner und Reeder gut kannte, nutzte ich damals die Gelegenheit, überall reinschauen und mitarbeiten zu dürfen. Ob auf der Schiffsbrücke, im Maschinenraum oder an Deck. Ich bin seit Kindesbeinen technisch interessiert und technologieversiert. Daher war diese Reise für mich ein großes Geschenk, das alles hautnah kennenlernen zu dürfen. Danach wollte ich Kapitänin werden. Aber in Thailand konnte und kann sich eine Frau bis heute nicht an der Seefahrtsschule einschreiben. Ich habe mich umorientiert und mit dem Studium »International Transport Management« angefangen. Dort lernte ich die Fachthemen zu Transportmanagement mit Schwerpunkt »Maritime« aus diversen Blickwinkeln kennen: wirtschaftlich, technisch, technologisch, rechtlich und organisatorisch. Dieses Wissen habe ich während meiner beruflichen Laufbahn erweitert, sodass ich heute sagen kann: Ich habe Ahnung von Schifffahrt, Luftfahrt und Logistik.

Über Phanthian Zuesongdham

– Head of Division Port Process Solution bei Hamburg Port Authority AöR

– Seit 2018 bei WISTA Germany

– Board of Directors – Press & Communication (2019 – 2022)

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?

Zuesongdham: Kein Tag ist wie der andere. Ich mag keine Routine. Daher gestalte ich meine Arbeitstage so, dass ich eine gute Mischung von diversen Themen bearbeiten kann – sei es strategische Konzepte, Produktmanagement, Projektarbeit, Business Development oder Netzwerkpflege. Außerdem sind mir Austausch und kollaboratives Arbeiten sehr wichtig, um neue Ideen zu entwickeln oder Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu identifizieren.

Wie war Ihr Weg zu WISTA?

Zuesongdham: Es ist Schicksal, weil die Ehrung »Personality of the year« den Kreis für mich zu WISTA schließt. Im Jahr 2018 wurde ich gefragt, ob ich als Panelist zum Thema Digitale Transformation beim PotY-Event von WISTA Germany auf der SMM teilnehmen möchte. Und im selben Jahr sollte ich im Namen von WISTA in einem Fernsehbeitrag über Frauen im Hafen beim NDR sprechen. Dann wurde ich WISTA-Mitglied und kandidierte als Vorstand Presse und Kommunikation. In dieser Rolle habe ich im Juni 2022 an den neuen Vorstand übergeben.

Wenn Sie nicht gerade arbeiten, was beschäftigt Sie dann?

Zuesongdham: Ich bin ehrenamtlich im Ausschuss für Innovation und Forschung der Handelskammer tätig und beschäftige mich mit anderen inspirierenden Themen wie nachhaltige und innovative Lebensmittelproduktion. Das Projekt Future Food Campus ist gerade mein Herzensprojekt. Ich bringe mich in diesem Projekt in Themen wie Geschäftsmodell, Finanzplanung und strategische Roadmap ein. Für meinen Geist lese ich viele Bücher und höre gerne Podcasts, um mich inspirieren zu lassen und neues Wissen zu generieren. Und für meine Seele übe ich Iyengar Yoga. Wenn ich den Kopf frei bekommen und sportlich unterwegs sein möchte, gehe ich mit meinem SUP aufs Wasser und lasse mich von Wind und Wasser tragen.

Was bedeutet für Sie »Diversität in der Arbeitswelt«?

Zuesongdham: Diversität und Inklusion sind für mich nicht trennbar. Es sind mehrere Aspekte zusammen, wie Geschlecht, Herkunft, körperliche Fähigkeit, Alter, sozialer Hintergrund, etc.. Diversität und Inklusion sind wunderbar für unsere Arbeitswelt, weil sie unsere Augen für neue Perspektiven öffnen. Wir denken dann nicht einseitig an Lösungen oder betrachten die Sachverhalte holistischer, weil verschiedene Anforderungen plötzlich angesprochen werden. Viele tolle Lösungen wären gar nicht entstanden, wenn die beteiligten Personen alle aus derselben Gruppierung gekommen wären.

Über Hamburg Port Auhority

Hamburg Port Authority (HPA) ist ein öffentliches Unternehmen der Freien und Hansestadt Hamburg.  Die HPA wurde 2015 gegründet und betreibt seitdem das Hafenmanagement. Sie ist für alle behördlichen Belange des Hamburger Hafen zuständig sowie Eigentümerin des Großteils der Hafengrundstücke.

Was bedeutet der PotY-Preis für Sie?

Zuesongdham: Ich fühle mich sehr geehrt, aber auch bestätigt, dass meine Absicht und meine Handlungen, Dinge zu verändern oder Impact zu erzeugen, sichtbar und wahrgenommen wurden. Der Preis gibt mir weitere Motivation, meinen Weg weiterzugehen. Ich möchte viele Leute, so gut es geht, auf diese große Transformationsreise unserer Zeit als Gestaltende einladen. Sie sollen sich selbst und Andere inspirieren. Ich möchte Schneeballeffekte im Sinne von Innovationsgeist und Offenheit erzeugen.

Was könnten Unternehmen in der maritimen Branche noch tun, um mehr Diversität zu erreichen?

Zuesongdham: Wenn ein Unternehmen »Diversität und Inklusion« nicht als Critical Success Factor versteht, ist ihm nicht mehr zu helfen. Diejenigen, die es verstehen, sollten nicht mehr warten. Jeder kann mit Quick-Win-Maßnahmen anfangen. Die Kreativität für Problemlösung steigt, wenn wir das Personal für ein Projekt einfach interdisziplinär und nach unterschiedlichen Berufserfahrungen aufstellen. Man wird begeistert sein, weil die Mannschaft die positiven Effekte der Veränderungen spürt.

Die jungen Talente von heute legen sehr viel Wert auf die richtige Wahl »ihres« Unternehmens. Die Arbeit soll nicht nur Sinn machen, sondern die Unternehmen müssen »social fit« sein. Sie prüfen zum Beispiel gesellschaftliche Werte von Unternehmen und vergleichen Angaben der Firmen-Website mit denen von Bewertungsportalen.

Interview: Anna Wroblewski

 


HANSA and WISTA empower women in the maritime industry
WISTA GermanyIm Rahmen einer exklusiven Partnerschaft mit dem deutschen Verband der Women’s International Shipping & Trading Association porträtiert die HANSA in regelmäßigen Abständen ein Mitglied vom WISTA Germany e.V.