U-Boot-Halle TKMS
Die neue Schiffbauhalle von TKMS soll die Fertigung von U-Booten künftig beschleunigen

Bis TKMS die ehemalige MV-Werft in Wismar übernehmen kann, dauert es. Vorerst wurde in Kiel in eine effizientere U-Boot-Fertigung investiert.

Die Nachfrage nach konventionellen U-Booten von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ist groß. Das U 212-Design der Kieler gilt mit als das Beste, was auf dem Markt zu haben ist. Künftig sollen der Bau effizienter und vor allem schneller gehen. Dafür wurde auf dem Werftareal an der Förde die modernste U-Boot-Halle der Welt gebaut. [ds_preview]

Mit ihren Maßen von 170 x 70 m und knapp 35 m Höhe prägt die gerade übergebene Halle künftig die Silhouette am Ostufer der Förde. Die nächsten Boote der neuen Klasse U 212 CD für Deutschland und Norwegen, die technisch fortschrittlichsten ihrer Art, sollen dort gefertigt werden, kündigte Vorstandschef Oliver Burkhard in einem Interview an. Mit einem Gesamtvolumen von 5,5 Mrd. € handelt es sich um den größten Auftrag in der Unternehmensgeschichte. Die Ablieferung der ersten Einheit soll 2029 er.

TKMS rechnet mit 20% Zeitersparnis

Ein wesentlicher Vorteil der siebenschiffigen Halle ist den Angaben zufolge der Wegfall des Gerüstbaus. Über flexible Bühnenelementen kommen die Werftarbeiter künftig leichter an die einzelnen Segmente der Bootskörper heran.

Außerdem stehen Strom und Gase zum Schweißen über feste Leitungen direkt zur Verfügung. Die Halle verfügt über eine leistungsfähige Absauganlage, um die Luft von gesundheitsschädlichen Stoffen frei zu halten, die beim Schweißen von Edelstahl entstehen.

Der reine Bau eines U-Bootes, ohne vorherige Planung und folgende Erprobung, dauerte Unternehmensangaben zufolge bislang etwa dreieinhalb bis vier Jahre. Dank der neuen Halle soll die Zeit um 20% verkürzt werden. Die neue Halle ist Teil des Investitionsprogramms für Kiel, für das insgesamt 250 Mio. € vorgesehen sind.

TKMS, Kiel, U-Boote
Blick auf das TKMS-Werftareal in Kiel. Dort ist die neue Schiffbauhalle entstanden (© Förster)

TKMS ist nach wie vor die größte Schiffbaugruppe in Deutschland und beschäftigt laut der jüngsten Umfrage der IG Metall knapp 3.600 Mitarbeiter. Der militärische Bereich gilt als gut ausgelastet, unter anderem durch Aufträge für den Bau von U-Booten und Fregatten für Marine-Streitkräfte verschiedener Länder.

Man hat Arbeit bis 2030. Die Aussichten gelten zudem als glänzend, weil in Folge des Ukraine-Krieges die Rüstungsbudgets weltweit steigen. Mit der ehemaligen MV-Werft in Wismar hatte sich der Konzern im vergangenen Jahr zusätzliche Kapazitäten gesichert. Gerade erst wurde mit NXTGEN der zivile Schiffbau in eine eigene Sparte ausgegliedert.

Die Sparte für den zivilen Schiffbau war erst im Juni dieses Jahres unter dem Namen NXTGEN Engineering in eine neue Geschäftseinheit ausgegliedert worden. Eines der Projekte ist das Konzept zur industriellen Räumung und Entsorgung von Munitions-Altlasten im Meer. Darüber hinaus ist TKMS nach eigenem Verständnis Weltmarktführer beim Einsatz von H2-Brennstoffzellen im maritimen Sektor.

Zudem hatten die Kieler vor gut einem Jahr die ehemalige MV-Werft in Wismar aus der Insolvenz übernommen, um dort vor allem Überwasserschiffe, vielleicht aber auch U-Boote bauen zu können. Allerdings verzögert sich die Übernahme. Vorerst baut dort die Meyer Werft das ebenfalls aus der Insolvenzmasse der MV Werften bzw. von Genting stammende Kreuzfahrtschiff »Global One« zu Ende. Die Werft wird dafür vom Insolvenzverwalter zurückgemietet und an die neu gegründete Gesellschaft Meyer Wismar untervermietet. Das Vorhaben soll erst Ende 2024 zum Abschluss kommen.

TKMS steht immer wieder im Schaufenster

Trotz der guten Auftragslage wird die Schiffbausparte vom Essener Konzern ThyssenKrupp immer wieder für einen möglichen Verkauf ins Schaufenster gestellt. Gespräche mit möglichen Investoren laufen früheren Berichten zufolge bereits seit Monaten, bislang allerdings ohne konkretes Ergebnis.

Sicherheitspolitische Aspekte spielen bei einem möglichen Verkauf eine wichtige Rolle. Gerade der Marineschiffbau gilt als Schlüsselindustrie, deren Know-how unbedingt im Land gehalten werden sollen. Der Einstieg von Finanzinvestoren ist derzeit ebenso denkbar wie eine Beteiligung strategischer Partner wie etwa Lürssen, German Naval Yards aus Deutschland oder die Naval Group aus Frankreich. Auch der Erwerb einer Sperrminorität (25,1%) durch die Bundesregierung ist vorstellbar. So war es vor zwei Jahren beim Waffenhersteller Hensoldt geschehen.

Mit internem Widerstand ist demnach nicht zu rechnen. So sollen sich auch die Arbeitnehmervertreter hinter die Pläne einer Verselbständigung der Marine-Tochter gestellt haben. Die IG Metall fordert allerdings, dass TKMS selbst oder der Bund als Anker-Investor an Bord bleiben.

Erst jüngst hatte sich der Miteigentümer des Bremer Schiffbaukonzerns Lürssen, Peter Lürßen, für einen Zusammenschluss der drei deutschen Marinewerften unter bestimmten Voraussetzungen ausgesprochen. Eine Konsolidierung unter den richtigen Vorzeichen und mit der Zustimmung der Regierung sei auf jeden Fall sinnvoll, sagte Lürßen in einem Zeitungsinterview. Er bezog sich dabei auf die TKMS, German Naval Yards (GNY) und die Marine-Sparte seines Unternehmens, Naval Vessels Lürssen (NVL).