Der Iran reagiert offenbar auf den internationalen Druck und stellt die Freilassung aller Seeleute des gekaperten Containerschiffes »MSC Aries« in Aussicht.
Nachdem unter anderem die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO die Geiselnahme der 24 Crew-Mitglieder auf der vor gut zwei Wochen gekaperten »MSC Aries« scharf kritisiert hatte, lenkt der Iran offenbar ein. Außenminister Hossein Amir-Abdollahian kündigte die Freilassung der Seeleute ein, die auf dem Schiff festgehalten werden.
Die »MSC Aries« (15.000 TEU, Baujahr 2020) war am 13. April von Einheiten der iranischen Revolutionsgarden im Persischen Golf besetzt und mitsamt der Besatzung in iranische Hoheitsgewässer verschleppt worden. Staatliche iranische Medien berichteten über eine bevorstehende Freilassung und beriefen sich dabei auf den Spitzendiplomaten des Mullah-Regimes.
Die 23 Seeleute seien alle bei guter Gesundheit und hätten konsularischen Zugang erhalten. Die Botschafter der jeweiligen Länder seien über die Freilassung und Auslieferung bereits informiert worden, heißt es weiter. An Bord waren 16 Inder, vier Crew-Mitglieder von den Philippinen und je eines aus Estland, Pakistan und Russland. Ein indischer Kadett sei bereits freigekommen.
»MSC Aries« mit Verbindung zu Israel?
Offiziell hatte Iran das Vorgehen mit einem Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften begründet. So soll die »MSC Aries« mit ausgeschaltetem AIS-Signal unterwegs gewesen sein und auf Kontaktversuche der iranischen Behörden nicht reagiert haben, hieß es aus Teheran.
Weit wahrscheinlicher ist allerdings eine Vergeltungsaktion für einen Raketenangriff Israels auf die iranische Botschaft in Syrien. Die »MSC Aries« wurde offensichtlich deswegen ausgesucht, weil sie in israelischem Besitz ist. Das Schiff wird von der Reederei Gortal Shipping betrieben, die zum Firmengeflecht von Zodiac Maritime des israelischen Geschäftsmanns Eyal Ofer gehört. Charterer ist MSC.
Iran unterstützt Huthi im Jemen
Die Straße von Hormus, eine etwa 55 km breite Meerenge zwischen dem Iran und Oman, ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport. Die USA werfen der iranischen Marine regelmäßig vor, den zivilen Schiffsverkehr in der Straße von Hormus und im angrenzenden Golf von Oman zu behindern.
Der Iran steht zudem militärisch und finanziell hinter der Huthi-Bewegung, die seit Oktober vergangenen Jahres immer wieder Schiffe im Roten Meer angreift. Der Car Carrier »Galaxy Leader« der japanischen Reederei NYK, der vor sechs Monaten von einem Huthi-Kommando gekapert und entführt worden war, liegt noch immer vor der Küste Jemens.