HANSA-Spotmarkt, KW 2224

Die Kapazitätslage in der Containerschifffahrt spitzt sich immer weiter zu. Laderaum in den Exporthäfen im Fernen Osten ist so knapp, dass Fracht- und Charterraten bald auf das Niveau wie zu Coronazeiten klettern könnten.

Die Spotfrachten für Verladungen ex China machten laut Shanghai Index SCFI diese Woche erneut einen Sprung um fast +13%. Auf der Rennstrecke nach Nordwesteuropa kletterte das Niveau um rund +10% auf 3.740 $/TEU.

Für den gängigeren Vierzig-Fuß-Container sollen inzwischen Buchungen zu über 8.000 $/FEU getätigt werden. Hohe Steigerungen von bis +19% verzeichneten die am SCFI beteiligten Agenten und Logistiker auch im Transpazifik-Trade von Fernost nach Nordamerika. Auffällig hoch waren die Preissprünge zudem im Intra-Asien Trade von Shanghai nach Singapur sowie Richtung Süd- und Westafrika.

Speditionen berichten von deutlichen kurzfristigen Steigerungen bei den Buchungsmengen sowohl beim Import nach Europa als auch nach Nordamerika. »Die Peak Season hat früher begonnen. Die Kunden buchen viel mehr als üblich, weil sie weiteren Ratenerhöhungen und Lieferkettenstörungen vorbeugen wollen«, heißt es bei einem großen europäischen Logistiker.

Um so viel gut bezahltes Spotgeschäft wie möglich abfahren zu können, suchen die Linienreedereien noch intensiver nach verfügbaren Schiffen am Chartermarkt. Allerdings müssen sie angesichts der Tonnageknappheit – laut Alphaliner liefen Mitte der Woche weltweit nur zwei kleinere Containerschiffe spot – immer weiter im Voraus einchartern. Das facht den Anstieg der Charterraten und die Zunahme der Perioden noch mehr an.

So legte der New ConTex der Vereinigung Hamburger und Bremer Schiffsmakler diese Woche rasant um +5,6% zu. Für moderne verbrauchsarme 1.800-TEU-Schiffe stieg das Niveau sogar um fast +11%. »Es werden wieder Raten und Perioden diskutiert, die man nach der Pandemie für unmöglich hielt«, so ein Hamburger Makler.

Berichten zufolge konnte ein 3.600-TEU-Schiff bei Maersk eine Zweijahrescharter zu 26.000 $/Tag mit Anlieferung erst im dritten Quartal schließen. Ein 2.800er Standardschiff soll diese Woche für zwei Jahre zu 23.000 $/Tag ab drittem Quartal aus dem Markt gegangen sein. Auf kurze Laufzeiten lassen sich die Reeder nur gegen viel höhere Raten ein. So ist zu hören, dass ein Reeder für einen 1.800-TEU-Frachter mit Baujahr 2023 für drei Monate Beschäftigung einen Tagessatz von 40.000 $/Tag durchsetzen konnte.

Im Vergleich dazu präsentiert sich der Dry-Bulk-Spotmarkt eher langweilig. Diese Woche zog der Baltic Dry Index leicht um +18 auf 1.815 Punkte an. Die Capesize-Bulker konnten sich um +9% auf knapp 23.400 $/Tag verbessern. Für die Panamaxe und Supramaxe ging es um -8% und -5% nach unten. Die Handysize-Frachter konnten sich hingegen deutlich verbessern, die Durchschnittsrate für den 38.000-Tonner zog bei steigender Nachfrage vor allem in Südostasien und Fernost um +5% auf fast 13.000 $/Tag an.

Am Chartermarkt für Rohöltanker spielte die Musik vor allem im Atlantik. Zunehmende Ladungsmengen in Westafrika, dem US-Golf und dem Mittelmeer spielten vor allem den kleineren und mittleren Schiffsgrößen in die Karten. So verbesserten sich die durchschnittlichen Spoteinnahmen der Suezmaxe und der Aframaxe um +11% und +5% auf 51.100 und 45.800 $/Tag. Für die VLCC fehlte es neuen kurzfristigen Ladungen im Persischen Golf. Ihr Niveau verschlechterte sich um -22% auf 44.000 $/Tag. (mph)