Die Meyer Werft in Papenburg hat einen neuen Mega-Auftrag erhalten – der Disney-Konzern bestellt vier weitere Kreuzfahrtschiffe in Papenburg.
Für das Unternehmen, derzeit bekanntlich finanziell angeschlagen, kommt der neue Auftrag zur rechten Zeit. Denn die Auslastung und Perspektive ändern sich damit zum Besseren, was möglicherweise entscheidenden Einfluss auf die politischen Entscheidungen zur Unterstützung der Werft nehmen könnte. [ds_preview]
Die US-Reederei Disney Cruise Line, bereits seit 2010 ein Stammkunde der Meyer Werft, hat gleich vier Kreuzfahrtschiffe in Papenburg geordert. Bei dem Auftrag handelt es sich nach Informationen um den größten Auftrag der Werftgeschichte mit einem Auftragswert im mittleren einstelligen Milliardenbetrag.
Die Schiffe, die auf der Baureihe der aktuell am Ausrüstungskai der Werft liegenden »Disney Treasure« basieren, sollen zwischen 2027 und 2031 abgeliefert werden. Schiffsnamen, Design und Routen sind nach Angaben des US-Unternehmens noch in der Entwicklung.
Disney baut Flotte mit Meyer auf 13 Schiffe aus
Mit der Fertigstellung der Neubauten bis 2031 besteht die Flotte dann aus insgesamt 13 Kreuzfahrtschiffen. Schon am Wochenende hatte Josh D’Amaro, Vorsitzender von Disney Experiences, beim großen Beim Fan-Event im kalifornischen Anaheim den Bau von vier neuen Schiffen angekündigt – die Bauwerft, die Schiffsnamen und andere Details aber noch offen gelassen. Die Bestätigung kam am Montag dann von der Meyer Werft.
Das Auftragsbuch bei Meyer wächst mit den neuen Aufträgen auf über 11 Mrd. € an. »Mit 95% Exportanteil entwickeln wir uns positiv gegen den aktuellen Deutschlandtrend. Mit unserer hohen Wertschöpfungstiefe in Deutschland bedeuten diese Aufträge viel Wohlstand und Steuereinnahmen für Deutschland«, heißt es in einer Mitteilung von Meyer.
Disney-Schiff auch für Japan
Erst Anfang Juli hatte die Meyer Werft einen Neubauauftrag vom japanischen Unternehmen Oriental Land erhalten, der auch in Zusammenhang mit Disney steht. Das japanische Unternehmen ist Lizenznehmer des US-Konzerns und steigt mit Indienststellung des Meyer-Schiffes, das auf der Triton-Baureihe (»Disney Wish« und »Disney Treasure«) basiert, Anfang 2029 ins Kreuzfahrtgeschäft ein.
Während die »Disney Treasure« derzeit am Ausrüstungskai der Meyer Werft auf die Emsüberführung und die Ablieferung vorbereitet wird, wächst in der großen Schiffbauhalle bereits das Schwesterschiff »Disney Destiny«, das Ende 2025 in Fahrt gehen soll.
In Wismar, in den Hallen der insolventen MV Werft, baut die Meyer Werft unterdessen für Disney die ehemalige »Global Dream« der insolventen Reederei Dream Cruises des asiatischen Genting-Konzerns zur »Disney Adventure« um. Sie soll 2025 abgeliefert werden.
Mit dem neuen Auftrag für die vier weitere Disney-Schiffe dürfte sich die Situation der angeschlagenen Meyer Werft spürbar verbessern. Seit Monaten ringt das Unternehmen um die Überbrückung eines Finanzierungsloches von knapp 2,8 Mrd. €, wovon 2,4 Mrd. € für die Baufinanzierung neuer Kreuzfahrtschiffe gebraucht werden.
Weiter Ringen um finanzielle Zukunft der Meyer Werft
Unklar ist, ob sich die Meyer Werft mit dem Disney-Konzern angesichts der aktuellen Lage auf andere Finanzierungsmodalitäten geeinigt hat. Üblicherweise werden für neue Kreuzfahrtschiffe 20% des Auftragswertes von der Reederei angezahlt, 80% muss die Werft bis zur Ablieferung hingegen vorfinanzieren.
Beim Überbrücken mit Bürgschaften angesichts des Finanzloches sind außer dem Land Niedersachsen, das im Grundsatz bereits durch Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zugesagt hat, auch der Bund gefragt. Die Verhandlungen darüber laufen seit Monaten. Dem Vernehmen nach steht auch eine direkte Beteiligung von Land und Bund im Raum.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte vor zwei Wochen die Wichtigkeit der Werft betont und seine Unterstützung zur Rettung des Standortes zugesagt. Scholz zufolge gibt es für die Produkte der Meyer Werft auch in Zukunft eine Nachfrage, die Werft sei voll wettbewerbsfähig. Nun bleibt abzuwarten, was der neue Auftrag der Disney Cruise Line auslöst.
Fest steht: Die Meyer Werft hat nun insgesamt elf Kreuzfahrtschiffe, darunter auch zwei Schiffe für die Carnival Cruise Line, das Forschungsschiff »Meteor IV« und den Stahlbau für vier Offshore-Konverterplattformen im Orderbuch. (CA)