Die Peters Werft hat sich einen besonderen Auftrag aus dem Yachtsegment gesichert. In Wewelsfleth ist die Expeditions-Yacht „Arctic P“ eingetroffen.
Das Schiff wird für ein paar Monate im Dock für Umbau- und Instandsetzungsarbeiten liegen, wie die Werft jetzt in den Sozialen Medien mitteilte. [ds_preview]
Anhand der Silhouette der 87,6 m langen Luxusyacht ist aber noch immer der ursprüngliche deutsche Hochseeschlepper „Arctic“ zu erkennen, der vor über 55 Jahren auf der Bremerhavener Schichau Werft am damaligen Standort am Neuen Hafen gebaut wurde. Doch heute zieht das Schiff mit dem übergroßen Radarmast und den großen Satellitenanlagen keine Havaristen oder Ölplattformen mehr durch die Weltmeere, sondern dient als schwimmendes Urlaubsparadies für eine australische Millionärin.
Mit einem Pfahlzug von 179 t und Zugdrähten mit 380 t Bruchfestigkeit waren die beiden 1969 bei der Schichau-Werft erbauten Hochseeschlepper „Oceanic“ und das Schwesterschiff „Arctic“ die seinerzeit leistungsfähigsten und stärksten Bergungsschlepper weltweit und kamen für die Hamburger Reederei Bugsier zum Einsatz.
Als Yacht fährt „Arctic P“ nahe an Südpol heran
Als es durch technische Verbesserungen im Schiffbau die Zahl der Havarien sank, wurde der Schlepper an den australischen Milliardär Kerry Packer verkauft. Dieser ließ das Schiff ab 1994 auf der Malta Shipyards nach dem Design von Kusch Yachts zur Privatyacht umbauen. Nach der Fertigstellung trägt der ehemalige Schlepper nun den Namen „Arctic P“.
In den Folgejahren wurde die Yacht immer wieder umgebaut und soll nun unter anderem über ein 4-D-Kino mit Surround-Sound und vibrierenden Stühlen, einen beheizten, vor Witterungseinflüssen geschützten Strandhauspool, ein voll ausgestattetes Fitnessstudio, eine Bibliothek als auch über ein professionelles Tauchzentrum verfügen.
Nach dem Tod von Kerry Packer 2005 erwarb die Tochter, die australische Geschäftsfrau und Philanthropin Gretel Packer, in einem Vergleichsverfahren mit ihrem Bruder James Packer die Yacht.
Aufgrund der Vorgeschichte als Bergungsschlepper verfügt diese Yacht über ein paar bauartbedingte Besonderheiten im Vergleich zu klassischen Yachten. Dazu gehören ein 1.400.000 l fassenden Treibstofftank aber auch über einen eisverstärkten Rumpf. Im Jahr 2013 fuhr die „Arcitc P“ in Richtung Südpol und kam auf knapp 700 sm an den Südpol heran. Dafür gab es einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
Die „Arctic P“ ist übrigens nicht der einzige ehemalige Bugsier-Bergungsschlepper, der heute auf den Weltmeeren als Yacht verkehrt. So wurde 1993 die ehemalige „Simson“ an einen Schweizer Industriellen verkauft. Mittlerweile verkehrt das 77,7 m lange Schiff unter dem Namen „Lone Ranger“ und lag in der Vergangenheit schon mehrfach bei Blohm + Voss in Hamburg für Umbauarbeiten.
Die ehemalige „Oceanic“, Schwesterschiff der „Arctic“, die ab März 1996 als Notschlepper für einen Einsatz in der Nordsee an den Bund verchartert wurde, konnte vor elf Jahren unter dem Namen „Osman Khan“ an eine türkische Reederei verkauft werden. Seit acht Jahren liegt der Schlepper nun schon auf einer Werft in Malta und wartet dort auf einen Umbau. (CE)