Im Durchschnitt sind sie im letzten Jahr jede Woche zu einem Schiff ausgerückt – die Helfer der Hamburger Organisation „Der Hafen hilft“.

Tonnenweise Sachspenden haben sie dabei entgegengenommen, darunter Matratzen, Sofas und Stühle. Gestern präsentierte „Der Hafen hilft“ im Rahmen eines Neujahrsempfangs seine beeindruckende Bilanz.

Die Gründerin des Vereins, Anja van Eijsden, fasste die Highlights des Jahres 2024 zusammen: „Es gab jede Woche so viele schöne Erlebnisse, aber auch jede Menge Arbeit. Insgesamt waren es 52 Kreuzfahrtschiffe und Yachten, die uns Spenden gegeben haben. Das heißt: pro Woche ein Dampfer.“ Manchmal seien es kleinere Spenden gewesen, wie ein Beatmungsgerät, ein anderes Mal ganze Lkw-Ladungen mit Matratzen.

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Der Hafen hilft hat prominente Unterstützerinnen (v.l.): Iryna Tybinka (Ukrainische Generalkonsulin in Hamburg), Katharina Fegebank (2. Bürgermeisterin von Hamburg), Vereinsgründerin Anja van Eijsden und Moderatorin Anke Harnack © Wroblewski

Spenden statt Wegwerfen

Vor rund 16 Jahren gründete die Schiffbauingenieurin Anja van Eijsden den Verein. Unter dem Motto „Spenden statt Wegwerfen“ nimmt sie mit ihren Helfern seitdem Gegenstände des täglichen Lebens von Schiffen entgegen. Meist sind es Kreuzfahrtschiffe, die turnusmäßig im Hamburger Hafen docken, um beispielsweise ihre Matratzen oder Möbel zu erneuern. Anstatt die ausgetauschten Dinge zu entsorgen, geben die Reedereien an an „Der Hafen hilft“ weiter, wo sie ein zweites Leben bekommen.

Gespendet werden die Dinge an bedürftige Menschen – oft an Personen, die aus der Obdachlosigkeit kommen und ihre erste eigene Wohnung einrichten. Auch Geflüchtete, Frauen aus Frauenhäusern oder ehemalige Gefängnisinsassen profitieren von den Spenden.

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Marlene Conto organisierte bereits rund 35 Spendenfahrten ins Ahrtal © Wroblewski

Hilfe für Flutopfer und Ukraine

Ein großer Teil der Spenden ging im vergangenen Jahr ins Ahrtal. Dort – mehr als drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe – wird nach wie vor Hilfe benötigt. Vor allem Möbel werden dort gebraucht, sei es von Privatpersonen, Einrichtungen wie Jugendtreffs oder Hotels.

Viele Spenden gingen ebenfalls in die Ukraine. Seit dem Ausbruch des Krieges versucht „Der Hafen hilft“, gemeinsam mit der Vereinigung der Ukrainer Norddeutschlands, die Not der vom russischen Angriff betroffenen Menschen zu lindern. Auch dort werden insbesondere Möbel benötigt, beispielsweise bei Militäreinheiten, Geflüchtetenunterkünften, Universitäten oder Schulen.

Starkes Netzwerk, wachsende Not

Mittlerweile arbeitet „Der Hafen hilft“ mit allen namhaften Kreuzfahrtreedereien im Norden zusammen – aber auch mit zahlreichen Unternehmen aus anderen, nicht-maritimen Branchen. Die Arbeit des Vereins hat sich herumgesprochen. Inzwischen spenden sogar Sparkassen, Hotels oder Versicherungen ihr nicht mehr benötigtes Inventar.

Und die Spenden werden dringend benötigt, denn, wie Anja van Eijsden berichtet, wächst die Not weiter. „Wir spüren sehr stark, wie die Not zunimmt. Die Umstände für Menschen, die ohnehin in prekären Situationen leben, werden immer schwieriger. Und wir schaffen es nicht allein. Wir brauchen Unterstützung – sei es durch Netzwerke, durch Ideen oder auch finanziell.“

In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass das Zentrum für Soziallogistik, in dem der Verein gemeinsam mit anderen sozialen Einrichtungen untergebracht ist, auf der Kippe steht. Die Finanzierung ist nur bis Ende des Jahres gesichert, und die Zukunft danach bleibt ungewiss. Sie wünscht sich eine längerfristige Planungsperspektive über das Jahresende hinaus.

Diesen Punkt griff die ebenfalls beim Neujahrsempfang anwesende 2. Bürgermeistern Hamburgs Katharina Fegebank (Die Grüne): „Wir im Senat und in den verschiedenen Behörden wissen die Arbeit des Vereins zu schätzen, wir wissen, was das Team leistet, und wir wollen unbedingt, dass es bestehen bleibt. Wir bleiben da zusammen dran – und schaffen es am Ende auch.“

Unterstützer aus der Branche

Dafür, dass es weitergeht, sorgen auch Unternehmen wie SDC Ship Design and Consult. Geschäftsführer Michael Wächter ist ein Unterstützer der ersten Stunde. Als sich Anja van Eijsden entschied, ihren Ingenieurhelm an den Nagel zu hängen und den Verein nicht mehr nur ehrenamtlich neben der Arbeit, sondern hauptberuflich zu führen, sagte er ihr sofort seine Unterstützung zu: „Ich habe gleich gesagt, dass diese Idee genial ist, weil sie doppelt sinnvoll ist. Einerseits natürlich durch den sozialen Aspekt, andererseits auch aufgrund der Nachhaltigkeit. Es ist naheliegend und richtig, dass Dinge eine zweite Verwendung finden.“

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SDC-Geschäftsführer Michael Wächter (li.) unterstützt Anja van Eijsden und ihren Verein mit regelmäßigen Spenden © Wroblewski