Der Küstenverkehr verbindet Binnen- und Seehäfen auf mittleren Distanzen. Die vielfältigen Schiffstypen unterliegen Herausforderungen und Chancen aus Binnen- und Seeschifffahrt. Es eröffnet sich ein breites Feld für den Einsatz alternativer Antriebstechnologien.
Infrastruktur als Teil des Schiffsentwurfs
Die „klassische“ Schiffsplanung ist heute überholt. In vielen Regionen fehlt eine leistungsfähige Infrastruktur, Ingenieure und Reedereien arbeiten zunehmend mit Hafenbetreibern, Energieversorgern und Verkehrsplanern zusammen. Ladeeinrichtungen, Sicherheitsstandards und logistische Abläufe müssen als Gesamtkonzept von Land und Schiff gedacht werden. Wir treten immer öfter auch als Energieberater auf, um langfristige, integrierte Lösungen zu entwickeln.
Emissionsregulierung und Flachwasser
Die Ausweitung der Emission Control Areas zwingt viele Reeder zur Umrüstung. Daneben rückt auch die Flachwassergängigkeit in den Fokus. Klimabedingte Wetterextreme führen zunehmend zu stärkeren Sturmfluten, was Sedimentablagerungen in tidebeeinflussten Gewässern und Flussmündungen verstärkt. Hierbei reicht ein verringerter Tiefgang oft nicht aus. Wir entwickelten dahingehend z.B. eine Fährverbindung, die ihre Fahrrinne selbst freispült.
Batterien im Einsatz
Batteriesysteme gewinnen an der Küste an Bedeutung – Im Zuge der sinkenden Zellpreise. Für den Betrieb der Küstenschiffe sind Ladeleistungen im Megawattbereich nötig. Da diese in ländlichen Regionen oft fehlen, bieten Pufferbatterien an Land eine praktikable Lösung. Sie erlauben schnelle Energieübertragung beim Anlegen und können während der Betriebszeit der Schiffe über einen längeren Zeitraum geladen werden.
Wasserstoffderivate
Für längere Strecken sind zusätzliche Energieträger notwendig. Wasserstoffbasierte Kraftstoffe wie Ammoniak und Methanol setzen sich zunehmend durch. Ammoniak ist weit verfügbar, birgt aber hohe Sicherheitsanforderungen. Methanol punktet mit geringerer Toxizität, niedrigen Emissionen und flexiblen Einsatzmöglichkeiten in Motoren und Brennstoffzellen. Reiner Wasserstoff bleibt durch aufwendige Handhabung im Schiffsbetrieb eine Herausforderung. Wir sehen Methanol als Vorreiter im Küstenbetrieb.
Kraftstoffeinsparung durch Wind
Neben alternativen Kraftstoffen rückt auch der Wind zurück in die Schifffahrt. Rotorsegel, Kites oder klappbare Segel können den Treibstoffverbrauch senken. Ein einzelnes Rotorsegel bringt bereits Einsparungen von bis zu fünf Prozent.
Förderungen im Binnenbereich
Für Förderungen im Binnenverkehr dient der „Energy Efficiency Operational Indicator“. Selbst ohne alternative Treibstoffe erreichten wir mit umgerüsteten Schiffe Werte, die im förderfähigen Bereich lagen. Ziel ist eine Entlastung des Schienennetzes und der Status des umweltfreundlichsten Verkehrsträgers im trimodalen Wettbewerb.
CO₂-Carrier als Zukunftsmodell
Ein neuer Schiffstyp sind CO₂-Transportschiffe, die Abscheidungsanlagen mit Exportterminals oder Offshore-Speichern verbinden. Mit Kapazitäten bis zu 50.000 m³ können sie Millionen Tonnen CO₂ jährlich transportieren und leisten so einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz.
Binnen- und Küstenschifffahrt vereint
Die Entwicklung nachhaltiger Küstenschiffe erfordert einheitliche Entscheidungen zu Antriebsträgern und eine abgestimmte Infrastruktur. Werden Binnen- und Küstenanforderungen vereint, kann die Schifffahrt über beide Fahrtgebiete hinweg ihr Potenzial im trimodalen Verkehr voll entfalten und das Erreichen der Klimaziele weiter vorantreiben.
Einen deutlich tieferen Einblick in die Themenfelder dieses Artikels finden Sie in der September Ausgabe der HANSA oder auf https://buchloh.info/de/company/news/was-uns-antreibt—teil-iii-kstenschiffe