HANSA-Spotmarkt: Breiter Aufschwung am Bulkermarkt

Der Baltic Dry Index erreicht den höchsten Stand seit Ende September 2024. Alle Segmente meldeten diese Woche steigende Nachfrage nach Laderaum.
Spotmarkt
© HANSA / Hollmann

Der Spotmarkt in der Dry-Bulk-Schifffahrt kam diese Woche ordentlich in Schwung. Obwohl allgemeine Wirtschaftsindikatoren keinen Schub bei der Warennachfrage erkennen lassen und die Märkte eher Richtung Sommerflaute tendieren, erzielten alle Bulker-Typen merkliche Ratenverbesserungen. Der Baltic Dry Index machte auf Wochensicht einen Sprung um fast 25% auf 2052 Punkte und erreicht damit den höchsten Stand seit über neun Monaten. 

Die höchsten Steigerungen verzeichnet – wie so häufig – das besonders volatile Capesize-Segment. Die Durchschnittsrate der Großbulker im Zeitcharter-Trip-Geschäft zog um fast 47% auf 25.575 $/Tag an, angetrieben durch eine verstärkte Charternachfrage für Eisenerzverladungen ex Westaustralien und ex Brasilien nach China. Zur Verknappung der Tonnage im Pazifik trugen noch vereinzelte Abschlüsse für Verladungen in Malaysia und an der Ostküste Australiens bei, wie zu hören ist. Zudem kamen im Nordatlantik, der einen relativ kleinen Markt darstellt, verstärkt Ladungen aus Kanada für Fernost und auch für Europa auf den Markt, wodurch das Ratenniveau in der Region noch stärker als im Pazifik nach oben katapultiert wurde. In der Spitze soll ein Newcastlemax-Cape zu einem Niveau von 60.000 $/Tag für einen Trip von der Ostküste Kanadas nach Fernost aus dem Markt gegangen sein. Alles deutet darauf hin, dass die Stahlindustrie Chinas seit kurzem wieder mehr Eisenerz bei Überseelieferanten bestellt. So wuchs der Import des Rohstoffs für die Stahlerzeugung im Juni um 8,5% gegenüber dem Vorjahr auf 106 Mio. t – damit war es im ersten Halbjahr der stärkste Monat.

Panamaxe auf hohem Niveau

Die Panamaxe verbesserten sich laut Baltic Index um 3% auf fast 17.300 $/Tag und scheinen sich damit auf einem deutlich höheren Niveau zu konsolidieren als im bisherigen Jahresverlauf (Durchschnitt: 11.200 $/Tag). Maklern zufolge spielte die Musik diese  Woche vor allem an der Nordküste Südamerikas (Getreide) und in Indonesien (Kohle) mit einem Zustrom neuer eiliger Ladungen für die zweite Monatshälfte. 

Die Supramaxe können ebenso ordentlich Eindruck schinden mit einem Sprung um 10% auf 17.017 $/Tag für den 63.000-Tonner Ultramax. Auf mehreren großen Rennstrecken – US-Golf nach Asien und Europa, Ostküste Südamerikas nach Asien und Europa, Indonesien nach China – konnten die Reeder die Raten deutlich nach oben treiben. Für die kleineren Handies endet die Woche mit einem Plus von immerhin 4,5% bei 12.110 $/Tag für den 38.000-Tonner. Im Atlantik zogen die Raten bei steigender Aktivität vor allem im US-Golf und an der Nordküste Südamerikas an, im Pazifik trieben Tonnageengpässe in Nordostasien und in Australien den Markt nach oben.

Flaute am Shortsea-Markt

Von einer vergleichbar positiven Entwicklung gibt es im europäischen Shortsea-Trade für Mini-Bulker keine Spur. In den Hauptregionen der Ostsee, Nordsee, des Mittelmeers und des Schwarzen Meeres dümpeln die Frachtraten bei saisonal schwacher Aktivität seitwärts. Nur im Asowschen Meer, das für die meisten europäischen Reeder angesichts des Ukraine-Kriegs wohl weiterhin tabu ist, soll es einen leichten Aufschwung gegeben eben. Der European Short Sea Index (EUSSIX) von BMTI legte zur Vorwoche leicht um 1% auf 22.81 Punkte zu.

Am Chartermarkt für Rohöltanker glänzten die Suezmaxe (160.000 tdw) diese Woche mit einem Anstieg um 20% auf 39.600 $/Tag bei den durchschnittlichen Spoteinnahmen. Der Schwerpunkt der Aktivität liegt aktuell in Westafrika, wo sich das Tonnageangebot nach einem kontinuierlichen Ladungszustrom stark dezimiert haben soll. Auch im VLCC-Markt gab es wieder mehr Bewegung. Die Ausweitung der OPEC-Förderung und die Unsicherheit über mögliche weitere US-Sanktionen gegen Russland und Drittländer, die russische Energie beziehen, trieben Maklern zufolge die Schlagzahl bei den Charterabschlüssen im Persischen Golf hoch. Folglich kletterten die durchschnittlichen VLCC-Spoteinnahmen um über 10% auf 39.400 $/Tag, wie Clarksons berichtet. Für die Aframaxe ging es bei erhöhtem Druck auf die Raten im US-Golf und in Nordeuropa hingegen um 6% auf 27.700 $/Tag runter.

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