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Logistiker verzeichnen erhöhte Anfragen und Auftragserteilungen für Projektlogistik


Ausgehend von den aktuellen Anfragen und Auftragserteilungen seitens der Engineering-Firmen und Lieferanten rechnen führende Projektspediteure mit einer deutlichen Zunahme[ds_preview] der weltweiten Schwergutverladungen im kommenden Jahr. »Mitte 2014 werden die Spediteure und auch die Reeder wieder happy sein«, sagte Heinz Zech, Leiter der weltweiten Projektaktivitäten der italienischen Speditionsgruppe JAS Forwarding, kürzlich auf der Breakbulk-Messe in Antwerpen. Der frühere Panalpina-Manager hat bei JAS eine Ab­tei­lung mit 130 Leuten weltweit aufgebaut, die sich schwerpunktmäßig um Projekte in Mittelost, Südostasien und Afrika kümmert. »Vieles ist noch verzögert, aber mehr und mehr Projekte kommen nach der Finanzkrise wieder zurück. Derzeit sehen wir unheimlich viele Anfragen, Ausschrei­bungen und Klärungsgespräche mit Kun­den«, so Zech. Für die großen Projekt-investoren hätten sich die Kosten und Lie­ferzeiten so weit verbessert, dass sich viele Vorhaben wieder rentieren. Fracht­raten und Rohstoffpreise seien deutlich niedriger als in den Boomjahren, so der Experte, »und auch die Produktionsstätten sind nicht mehr so ausgebucht wie früher.«

Für die Panalpina-Projektlogistikdivision Panprojects, die ihren Hauptsitz in Bremen hat, sind internationalen Öl- und Gaskonzerne derzeit die aktivsten Kunden neben japanischen Großanlagenbauern, wie der Bereichsleiter in Bremen, Jens Siedentopf, berichtet. Die Anfrage- und Ausschreibungstätigkeit sei generell hoch, die Auftragsbücher wichtiger deutscher Anlagen-

hersteller gut gefüllt, bestätigt er. Meist sei nur der Startschuss für die Projekte noch nicht gefallen. »Wenn sich davon so viel realisiert, wie es in der Vergangenheit typisch der Fall war, müsste es bald richtig losgehen«, unterstreicht Siedentopf.

Der Nordafrikaspezialist Ipsen Logistics sieht in seinen Kernmärkten nach dem arabischen Frühling wieder wachsende Chancen. »Es laufen diverse interessante Ausschreibungen. Da gibt es in verschiedenen Ländern ganz spannende Dinge«, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Eduard Dubbers-Albrecht. Dazu zählt er neue Vorhaben im Offshore-Ölsektor in Marokko, den Ausbau des Elektrizitätsnetzes in Tunesien, neue Pipelines und auch Module für einen riesigen Moscheebau in Algerien. »Die Sicherheitssituation muss nach wie vor sehr ernst genommen, alle Baustellen noch mehr überwacht werden«, mahnt er mit Blick auf den Anschlag auf ein BP-Gasfeld in Algerien zu Jahresanfang. Bislang sehe es aber nicht so aus, als würden Sicherheitsprobleme die Investitionen abwürgen. Außerhalb Nordafrikas beteiligt sich Ipsen an Logistikausschreibungen für Kraftwerke und Zementfabriken in Kolumbien und Indonesien. In Bremen zieht die Firma eine Erweiterung ihres erst im Vorjahr neu eröffneten Verpackungszentrums in Betracht. »Wir sind dort gut ausgelastet«, sagt er. »Das geht so weit, dass wir über den Bau einer zweiten Halle nachdenken, wo verpackte Ware gelagert werden kann.«

Generell scheint Europa als Lieferant für große Projekte aber an Boden zu verlieren. Die Projekt- und Bauherren beschaffen einen immer größeren Anteil der Module und Waren in Asien oder Südamerika, entsprechend verschieben sich auch die Fahrtgebiete für die Reedereien. »Wir erleben eine sehr differenzierte Geschäftsentwicklung«, erklärt Jürn Schmidt, Geschäftsführer der Hego Partner Holding mit Hansa Meyer Global Transport als Kernfirma. Der Projektspezialist mit rund 280 Mitarbeitern weltweit habe Auftragsbuch und Rohertrag im vergangenen Jahr zwar noch steigern können. Der Zuwachs sei aber »wesentlich aus dem Ausland gekommen«, so Schmidt. In Europa stelle sich die Gruppe auf Volumenrückgänge ein, »hier sehen wir die Entwicklung verhalten bis skeptisch.« Wichtige Ladungsströme, die ihren Ursprung in Deutschland, Italien und anderen westeuropäischen Staaten hatten, verlagerten sich dauerhaft Richtung Fernost, Brasilien, Mexiko und auch nach Nordamerika. Gut für die Hego/Hansa Meyer sei, dass die Gruppe auf allen Kontinenten durch eigene Niederlassungen oder Partner vertreten ist. »Das, was aus Europa abwandert, kommt bei unseren Tochtergesellschaften im Ausland an.« Einen seiner bislang größten Aufträge habe das Unternehmen 2012 aus China ­erhalten: die Transportabwicklung für 150.000 Frachttonnen Projektgut für einen Kraftwerksbau in China. Bei einem anderen Projekt in der betreffenden Region liege die Hego ebenfalls gut im Rennen. »Es herrscht zurzeit hohe Ausschreibungsaktivität. Viele Auftraggeber waren in den vergangenen Jahren vorsichtig und können die Projekte jetzt nicht länger schieben«, erläutert Schmidt.